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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Alec, als er und Seregil sich für ihren abendlichen Auftritt ankleideten. »Der Gedanke, den Iia’sidra zu belügen, behagt mir nicht.«
    »Du musst nicht lügen«, sagte Seregil. »Bleib einfach neben mir und sieh glaubwürdig aus. Das war eine der ersten Erkenntnisse, die ich über dich gewonnen habe.«
    »Was? Dass ich ein schlechter Lügner bin?« Grinsend langte Alec an ihm vorbei nach seinem blauen Mantel.
    »Das, und dass du ein ehrliches Gesicht hast, was durchaus von Nutzen sein kann.« Seregil betrachtete nachdenklich einen schwarzen Umhang, entschied sich jedoch anders – zu düster und Unheil verkündend angesichts ihrer Lage. Ein dunkelgrüner Umhang folgte dem schwarzen auf einen Haufen aussortierter Kleidungsstücke – die Farbe ähnelte dem Grün Bôkthersas zu sehr, beinahe als wollte er auf unbeholfene Art um Akzeptanz betteln.
    Schließlich entschied er sich für einen von Alecs Mänteln, dessen rostbraune Farbe nur deshalb den Ausschlag gab, weil er mit ihr keine negativen Assoziationen verband.
    Niemand wird sich dafür interessieren, wie du dich kleidest.
    Sicher, aber ich denke lieber darüber nach, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was vor mir liegt.
    Er schlüpfte in den Mantel, schloss die verzierten Knöpfe und legte einen weiten Gürtel um. Vor dem Spiegel begutachtete er die Blutergüsse in seinem Gesicht. Die, die er Emiel verdankte, bekamen an den Rändern allmählich einen gelben Farbton, das Erinnerungsstück an den Tritt eines Akhendi war hingegen noch fast schwarz und geschwollen. Er bot wirklich einen prachtvollen Anblick.
    »Sie kommen besser zur Geltung, wenn du die Haare zurückbindest«, schlug Alec vor.
    »Gute Idee.«
    Ein Pochen ertönte an der Tür, und gleich darauf betrat Thero den Raum. »Korathan wartet. Seid ihr so weit?«
    Seregil zuckte die Achseln. »Was meinst du?«
    Thero betrachtete die beiden mit kritischem Blick. Dann ging er zu Alec und zupfte an einer Strähne seines braun gefärbten Haares. »Ihr seid doch sicher nicht begierig darauf, das zu erklären, richtig? Halt still.«
    Für einen Moment schloss er die Augen. Dann strich er mit den Fingern von der Stirn bis zum Nacken durch das Haar des jüngeren Mannes und gab ihm seine natürliche Farbe zurück.
    »Danke, Thero. Ich habe blonde Männer immer bevorzugt«, meinte Seregil.
    »Das hat mich im Laufe unserer Bekanntschaft stets beruhigt«, konterte Thero, während er den beiden Männern ihre Übermäntel zuwarf. »Und jetzt bedeckt euch, bis ihr euren Auftritt habt. Ich werde bei Klia bleiben.«
    »Langsam fühle ich mich wie einer der Schauspieler im Tirari-Theater«, stellte Alec trocken fest.
    »Mir geht es genauso«, stimmte Seregil zu. »Hoffen wir, dass heute Abend keine Tragödie auf dem Programm steht.«
     
    Der übrige Haushalt hatte sich bereits in der Empfangshalle versammelt. Adzriel und ihr Gefolge standen gemeinsam mit Korathan neben Klias Sänfte, die von samtenen Vorhängen geschlossen wurde. In dem Gedränge konnte Seregil von der Prinzessin nur die Füße sehen, die unterhalb ihres Kleidersaumes in Stiefeln steckten. Beka und ihre Soldaten hielten sich in der Nähe, ein wenig abseits von Korathans Gardisten, bereit. Auch Nyal war dort und sprach leise mit einem Reiter aus Mercalles Dekurie.
    Mydri wurde auf Seregil aufmerksam. Sie kam zu ihm und hielt seine Hände für einen Augenblick fest umfasst.
    »Was denkst du, wird der Iia’sidra mit mir machen, wenn bekannt wird, dass ich hier bin?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Die Ratsmitglieder sind furchtbar aufgebracht, und die Haman haben deinen Tod gefordert.«
    Seregil bedachte sie mit einem schiefen Grinsen. »Wir werden sehen, was sie sagen, wenn ich mit ihnen fertig bin.«
    Angeführt von Korathan und Adzriel setzte sich der Zug in Bewegung. Braknils Männer trugen Klias Sänfte, flankiert von den Orëska-Zauberern und den verbliebenen Angehörigen der Urgazhi-Turma. Bleich, aber hellwach lag Klia auf ihren Kissen, die verstümmelte Hand unbandagiert in einer Schlinge vor der Brust.
    Seregil und Alec verbargen sich erneut zwischen den Gardisten Korathans und genossen diesen letzten Augenblick der Anonymität.
    »Sieh mal, der Mond ist schon wieder halb voll«, murmelte Alec.
    Wir könnten längst wieder zu Hause in Skala sein, führte Seregil im Stillen den Gedanken fort.
    Dunkel und verlassen präsentierte sich der Vhadäsoori, als sie vorübergingen, doch der Saal des Iia’sidra erstrahlte in hellem

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