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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hinausragte.
    Das Kriegsschiff glitt vorbei, nahe genug, dass Beka die wilden, grinsenden Gesichter der schwarz gekleideten Marineinfanteristen erkennen konnte. Mercalles Reiter stießen Schlachtrufe aus und sandten einen Hagelschauer spitzer Pfeile aus, die, himmelwärts gezielt, in hohem Bogen auf die oberen Decks trafen. Die vorderen Ballistenmannschaften schossen weitere Feuerfässer ab, verfehlten jedoch ihr Ziel.
    Gleich darauf musste die Mannschaft der Wolf in atemlosen Entsetzen zusehen, wie die Köpfe unter der Reling des plenimaranischen Schiffes weitere Ströme Feuer verschossen, die die zerfetzten Segel der Wolf in Brand setzten. Die Aufschreie der verängstigten Pferde unter Deck vermengten sich mit den qualvollen Schmerzenslauten der Verwundeten.
    »Bei den Vieren!«, keuchte Beka. »Was zur Hölle ist das, Kapitän?«
    Noch ehe Yala antworten konnte, sauste ein Pfeil an Bekas Wange vorbei und bohrte sich in das Auge der Frau. Die Hände vor die durchbohrte Höhle gepresst, sank Yala mit einem gepeinigten Stöhnen auf die Planken.
    »Sie kommen auf uns zu, Käpt’n«, warnte der Ausguck. »Und sie fahren unter vollen Segeln!«
    »Bereitet euch …« Yala sank langsam vornüber. Blut strömte über ihre Wange. »Bereitet euch auf den Angriff …«
    Während von einem glimmenden Segel eine Rauchfahne aufstieg, hielt das Kriegsschiff geradewegs auf sie zu und deckte sie mit einem Schauer frischer Pfeile ein. Im Schutz der Relingschilde in die Enge getrieben, schossen die verbliebenen skalanischen Verteidiger zurück, so gut sie konnten. Ein Dutzend oder mehr Leichen bedeckten das Deck, und Bekas Herz wollte zerspringen, als sie die drei grünen Waffenröcke unter ihnen erblickte. Als sie Mercalle und Zir in der Nähe des Achterhauses entdeckte, rannte Beka quer über das Deck zu ihnen hinüber.
    »Yala ist tot. Habt ihr den Maat gesehen?«
    Der Feldwebel deutete mit dem Daumen auf die Bugaufbauten. »Die erste Ladung Ätzkalk hat ihn erwischt.«
    »Sie machen sich bereit zum Rammen!«, schrie der letzte Ausguck zu ihnen herab.
    »Zu was?«, rief Beka entsetzt.
    Jeder auf Deck hatte den Warnruf gehört, doch es gab nicht viel, das sie nun noch hätten tun können. Marten und Ileah eilten, Kallien direkt auf den Fersen, herbei und schleiften Ileahs Bruder Orineus mit sich. Der Waffenrock des jungen Reitersoldaten war mit Blut verschmiert, das sich kreisförmig um die Eintrittswunde eines abgebrochenen Pfeiles in seiner Brust ausgebreitet hatte. Beka konnte an seiner Gesichtsfarbe erkennen, dass er im Sterben lag.
    Das feindliche Schiff hatte sie beinahe erreicht und hielt mittschiffs auf die Wolf zu. Ein weiterer Strom glühender Flüssigkeit ergoss sich aus den bronzenen Köpfen, während das Kriegsschiff auf den dem Untergang geweihten Segler zujagte.
    »Sakors Augen, die Pferde«, keuchte Zir mit blassen Zügen unter dem dichten Bart.
    »Kommt mit!«, befahl Beka und machte sich auf zur Frachtluke.
    »Keine Zeit, Hauptmann!«, versuchte Mercalle sie zu warnen.
    Das Letzte, was Beka hörte, ehe die Welt sich unter ihren Füßen überschlug, war das gedämpfte Brüllen der Pferde.
     
    Auf der Suche nach Seregil erhaschte Alec den ersten Blick auf Thero, seit die Schlacht begonnen hatte. Jener stand ganz ruhig auf den Bugaufbauten und hielt die Hände erhoben, die Handflächen in Richtung des herannahenden feindlichen Schiffes gedreht. Strahlendes Licht flammte um ihn herum auf und entzog ihn für einen Augenblick der Sicht. Alec blinzelte noch immer geblendet, als in der Mannschaft laute Rufe erklangen.
    Das feindliche Schiff kam vom Kurs ab, Segel sackten auf die Planken herab, als das große Kriegsschiff kenterte. Feuer brach aus, breitete sich rasch in alle Richtungen aus und trieb die Männer über Bord in das Meer. Die Wolf stürzte sich auf das Wrack und gab ihm den Rest.
    Alec kletterte die Leiter der Aufbauten hinauf und entdeckte Thero auf einer Kiste, umgeben von grinsenden Matrosen.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Alec, nachdem er sich mit den Ellbogen einen Weg zu ihm gebahnt hatte.
    »Ich habe ihre Taue in Wasser verwandelt«, erklärte Thero mit heiserer Stimme und recht selbstzufriedener Miene. »Und ich habe sie um das hier erleichtert.«
    Vor seinen Füßen lag ein schwerer Metallstab von beinahe sechs Fuß Länge.
    »Ihre Ruderpinne!«, rief Farren aus. »Selbst wenn sie ihr Tauwerk noch hätten, kämen sie ohne die nicht weit.«
    Doch ihr Triumph sollte nicht lange vorhalten. Die

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