Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
meinem Namen zurück an seinen Eigentümer, in Ordnung?«
Alec erhob sich, legte den Pfeil an und erhob den Bogen, um sein Ziel auf dem bedrohlich vor ihnen aufragenden Schiff zu erfassen. Bevor er aber den Bogen auch nur spannen konnte, begannen die Bronzeköpfe auf der Backbordseite des plenimaranischen Schiffes plötzlich, Ströme flüssigen Feuers zu speien. Die Glut traf über ihnen auf die Takelage, und neue Schreie klangen auf. Ein Matrose fiel auf die Deckplanken, und sein Genick brach mit einem Knall wie von einem Eichenstab. Ein anderer hing schreiend am Segel, umgeben von einem Flammenmeer. Löschmannschaften eilten mit Kübeln voller Sand und Urin herbei, um die rauchenden Löcher im Segeltuch zu ersticken.
An Bord des feindlichen Schiffes winkten und grölten die Marineinfanteristen im Siegestaumel.
»Was ist das?«, schrie Alec, während er sich aufgeschreckt zu Boden kauerte.
»Bilairys Eier!«, keuchte Seregil, die grauen Augen vor Verblüffung weit aufgerissen. »Das Feuer! Diese geschickten Bastarde haben herausgefunden, wie man es fördern kann.«
Inzwischen waren die beiden Schiffe beinahe gleichauf, und Alec fühlte die Erschütterung des Decks, als die Ballisten auf dem Achterdeck der Zyria ihre Ladung verschossen. Einer der Kanister traf den Mast des feindlichen Schiffes; ein anderer explodierte an der Reling auf der gegenüberliegenden Seite und umgab die Männer mit einem dichten Schleier lodernder Flammen. Rasch wandte Alec sich ab, doch als das gewaltige Schiff vorübersegelte, sah er weitere Männer, die in seinem Kielwasser verbrannten. Sorgsam zielend erlöste er drei von ihrem Elend, ehe sie vom Schiff aus außer Reichweite kamen. Dann nutzte er die momentane Ruhe des Gefechts, um gemeinsam mit den anderen Bogenschützen die feindlichen Pfeile aufzusammeln und so die eigenen Köcher wieder aufzufüllen.
»Runter, Alec!«, schrie Steb und riss ihn gerade rechtzeitig zur Seite, um ihn vor einem herabfallenden Streifen brennenden Segeltuches zu bewahren. Das Fockmastsegel stand in Flammen und fiel in Stücken auf das Deck. Über ihm arbeiteten die Matrosen verzweifelt daran, das Segel zu lösen, ehe der Mast Feuer fing, während an Deck andere Seeleute damit beschäftigt waren, die Flammen mit nassem Sackleinen zu ersticken. Der vermischte Dunst von Öl, Pisse und verbranntem Fleisch hüllte das Schiff in ein Leichentuch widerwärtigen Rauches.
Hustend nickte Alec dem einäugigen Soldaten dankend zu. »Weißt du, ich glaube, ich ziehe den Kampf an Land vor.«
»Wer nicht?«, fragte Steb zustimmend.
An Bord der Wolf teilten Beka und Kapitän Yala gleichlautende Befürchtungen. Das erste plenimaranische Schiff war zu schnell vorbeigesegelt und hielt nun auf Klias Schiff zu. Die Wolf wendete und nahm die Verfolgung auf, womit es der Wolf allein überlassen blieb, dem zweiten Kriegsschiff den Weg abzuschneiden.
Vom Dach des Achterhauses aus sahen sie zu, wie die plenimaranischen Segel den Himmel füllten, während die Bugkatapulte unter der Anspannung der Taue ächzten. Ein Sack Ätzkalk traf die Bugaufbauten, zerplatzte und legte sich in einer erstickenden grauen Wolke über die dort positionierten Reitersoldaten; ein zweiter prallte gegen das Fockmastsegel und raubte etlichen Matrosen und Bogenschützen, die in die Takelage geklettert waren, die Sicht.
Die Schreie der Verwundeten waren grauenhaft. Einige der Bogenschützen auf dem Mitteldeck wollten zu ihnen laufen, doch Beka bellte: »Feldwebel Mercalle! Sag deinen Reitern, sie sollen ihre Position halten und schießen!«
»Position halten! Feuer frei!«, schrie Mercalle und trieb die Männer und Frauen zurück auf ihre Plätze.
Doch das plenimaranische Schiff hielt weiter direkt auf sie zu und bot ein arg begrenztes Ziel. Die Ballisten der Wolf jagten kübelweise Feuer auf die Takelage und den Bug, doch das feindliche Schiff ließ sich nicht aufhalten.
»Sie hat einen verstärkten Bug. Sie wird uns rammen!«, schrie jemand von den Wanten.
»Abdrehen!«, brüllte Kapitän Yala.
Der Ruderer zerrte mit seinem ganzen Gewicht am Steuerrad, und das Schiff legte sich hart auf die Seite, sodass die Bogenschützen haltlos über das Deck purzelten.
Wieder erklang das Ächzen feindlicher Katapulte, und dornenbewehrte Eisenkugeln zersplitterten den vorderen Mast der Wolf und rissen ein gewaltiges Loch in das Fockmastsegel. Das Schiff erbebte und verlor an Fahrt, als der Mast stürzte und breitseits über das Schiff
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