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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Glitzernd wie ein Eiszapfen wirbelte er umher, um gleich darauf in den grau-grünen Wogen zu verschwinden. Sofort wirbelten an der Stelle, an der er ins Wasser eingetaucht war, erste Nebelschwaden empor.
    Thero schnippte mit den Fingern; der Stab sprang aus dem Wasser hervor und in seine Hände, als wäre er etwas Lebendiges. Mit sich zog er eine wachsende Nebelbank. Angezogen von der Magie des Zauberers, breitete sich der Nebel mit widernatürlicher Geschwindigkeit zu einer großen, undurchdringlichen Bank aus, die das Schiff vor der Sichtung durch den Feind schützte.
    »Wenn sie keinen eigenen Zauberer an Bord haben, werden sie glauben, es sei lediglich eine Wettererscheinung«, sagte er, während er den Zauberstab mit dem Saum seines Mantels abtrocknete.
    »Aber wir können sie auch nicht mehr sehen«, beklagte sich der Kapitän.
    »Ich kann«, widersprach Thero. »Ich werde Wache halten.«
    Der Trick funktionierte. Innerhalb von einer halben Stunde berichtete Thero, dass das plenimaranische Schiff am Horizont verschwunden war. Er löste seinen Bann, und die Nebelbank zerfiel hinter ihnen wie ein Strang Wolle, der gewaltsam von einem Spinnrocken gerissen wurde.
    Die Matrosen brachen in Jubelschreie aus, und Klia bedachte Thero mit einer anerkennenden Geste, die dem jungen Zauberer die Röte auf die Wangen trieb.
    »Das war das Netteste, was mir je an Magie untergekommen ist«, rief Farren von achtern.
    Alec sah, wie Seregil auf der anderen Seite des Decks auf den Zauberer zuschlenderte. Er war zu weit entfernt, zu hören, was zwischen den beiden vor sich ging, aber als sie sich wieder trennten, konnte er Thero lächeln sehen.
     
    Land-in-Sicht-Rufe weckten Alec am nächsten Tag in der Dämmerung.
    »Sind wir schon in Aurënen?«, fragte er, während er unter seiner Decke hervorkroch. Seregil setzte sich auf und rieb sich die Augen. Dann erhob er sich und gesellte sich zu der Meute, die sich bereits an der Backbordreling versammelt hatte. Weit entfernt am westlichen Horizont waren einige niedrige Inseln auszumachen.
    »Das sind die Ea’malies, die ›Alten Schildkrötenpanzer‹«, erklärte Seregil, und unterdrückte ein Gähnen.
    Klia betrachtete die dicht beieinander liegenden Inseln misstrauisch. »Ein guter Platz für einen Hinterhalt.«
    »Ich habe zusätzliche Männer zum Ausguck abgestellt«, beruhigte Farren sie. »Heute Nachmittag sollten wir die Große Schildkröte erreichen. Dort werden wir anlegen und uns mit frischem Wasser versorgen. Nach einem weiteren Tag werden wir dann in Gedre einlaufen.«
    Dieser Tag schien sich länger zu ziehen als alle anderen zusammen. Die Bogen griffbereit über die Schultern geschlungen, wechselten auch Alec und Seregil einander bei der Wache ab, die Augen starr auf die umgebenden Gewässer gerichtet. Entgegen Klias Sorgen erreichten sie die ersten Inseln ohne Zwischenfälle und setzten Kurs auf die größte der Inseln.
    Alec saß gemeinsam mit Thero und Seregil auf den Bugaufbauten und suchte die Inseln nach Zeichen von Leben ab. Aber sie waren trocken und öde, nur ein Haufen fahler, sonnengebleichter Steine, zwischen denen sich hier und da ein wenig Vegetation ausgebildet hatte.
    »Ich dachte, Aurënen sei ein grünes Land«, sagte Thero alles andere als beeindruckt.
    »Das ist nicht Aurënen«, erklärte Seregil. »Niemand interessiert sich wirklich für diese Inseln, von Seeleuten und Schmugglern abgesehen. Auch Gedre liegt auf einem trockenen Landstrich, wie ihr beide noch sehen werdet. Der Wind weht von Südwesten über den Gathwayd-Ozean herein und lädt seinen Regen ab, wenn er auf die Berge trifft. In den Ashek-Bergen wird das Grün in euren Augen schmerzen.«
    »Sarikali«, murmelte Thero. »Was weißt du noch von diesem Ort?«
    Seregil stützte die Arme auf die Reling. Obwohl sein Blick auf den Inseln ruhte, wusste Alec, dass sein Freund einen anderen Ort zu einer anderen Zeit vor sich sah.
    »Es ist ein seltsamer, herrlicher Ort. Ich habe dort immer Musik gehört, die einfach so aus der Luft zu kommen schien. Als sie vorüber war, konnte ich mich nicht mehr an die Melodie erinnern. Manche Leute hören auch Stimmen.«
    »Geister?«, fragte Alec.
    Seregil zuckte die Schultern. »Wir nennen sie Bash’wai, die Alten. Jene, die von sich behaupten, sie gesehen zu haben, beschreiben sie als groß, mit schwarzen Haaren und Augen und Haut von der Farbe starken Tees.«
    »Ich hörte, dort gäbe es auch Drachen«, sagte Thero.
    »Größtenteils nur Miniaturausgaben,

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