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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Torsin?«, fragte er, während er Seregil auf den Mann aufmerksam machte. In Rhíminee war er der Nichte des Gesandten einige Male begegnet; sie gehörte zum gesellschaftlichen Umfeld Lord Seregils. Doch Torsin selbst hatte er lediglich bei dem einen oder anderen gesellschaftlichen Ereignis aus der Ferne zu sehen bekommen.
    »Ja, das ist er«, erwiderte Seregil, wobei er seine Augen mit der Hand vor der Sonne abschirmte. »Er sieht krank aus. Ich frage mich, ob Klia mehr weiß.«
    Alec verdrehte sich den Hals, um den alten Mann besser erkennen zu können, während sich die beiden Gruppen am Kai einander näherten. Torsins Haut war fahl, die Augen unter den buschigen weißen Brauen tief in die Höhlen gesunken. An Gesicht und Hals hing die Haut in Falten, als hätte er erst vor kurzer Zeit rapide an Gewicht verloren. Dennoch gab der Mann immer noch eine imposante Figur ab, würdevoll und erhaben. Das kurz geschorene Haar unter dem schlichten Samthut war schneeweiß, das ovale Gesicht von ernsten Furchen durchzogen, die unter dem Gewicht der Jahre herabzusacken schienen. Als er sich nun jedoch Klia näherte, wich die gestrenge Miene einem bemerkenswerten Lächeln, das ihn Alec sogleich sympathisch machte.
    Die hochrangigen Aurënfaie waren problemlos an ihren feierlichen weißen Tuniken zu erkennen. Die Auffälligsten unter ihnen waren ein Mann aus Gedre mit kräftigen weißen Strähnen im Haar und eine blonde Frau, die den grün-braun gestreiften Sen’gai des Akhendi-Clans trug. Von den beiden trug sie die meisten Juwelen, was deutlich Kunde von ihrem höheren Rang ablegte. Glatt geschliffene Steine, gefasst in schweres Gold, glitzerten im Sonnenschein an ihren Fingern und ihrem Hals.
    Der Mann ergriff als Erster das Wort. »Seid willkommen in der Fai’thast meines Clans, Klia ä Idrilain Elesthera Klia Rhíminee«, begann er, als er Klia die Hand schüttelte. »Ich bin Riagil í Molan, Khirnari der Gedre. Torsin í Xandus preist Eure Tugenden, seit er gestern hier eingetroffen ist. Wie ich sehe, hat er, wie üblich, nicht übertrieben.«
    Er zog einen massiven Silberreif von jedem seiner Handgelenke und überreichte sie Klia. Unter den Faie, so hatte Alec gelernt, galt es als besonders ehrenhaft, ein großzügiges Geschenk so darzubieten, als sei es nur eine Lappalie.
    Lächelnd schob Klia die Reifen über ihre Hände. »Ich danke Euch für den herzlichen Empfang, Riagil í Molan Uras Illien Gedre, und für Eure Großherzigkeit.«
    Nun trat die Frau vor und reichte Klia eine Halskette aus kunstvoll geschliffenen Quarzkristallen. »Ich bin Amali ä Yassara, die Gemahlin von Rhaish í Arlisandin, Khirnari des Akhendi-Clans. Mein Gatte erwartet Eure Ankunft gemeinsam mit dem Iia’sidra in Sarikali, daher ist es mir ein besonderes Vergnügen, Euch in Aurënen willkommen zu heißen und auf dem Rest Eurer Reise zu begleiten.«
    »Zu liebenswürdig«, sagte Klia, während sie die Halskette anlegte. »Danke auch Euch für Eure Großzügigkeit. Bitte erlaubt mir, Euch meine Berater vorzustellen.«
    Nacheinander stellte Klia die Mitglieder ihres Stabes vor und rasselte mit der Leichtigkeit langer Übung endlos lange männliche und weibliche Namen herunter. Jeder der Skalaner wurde mit freundlicher Aufmerksamkeit begrüßt, bis Seregil an der Reihe war.
    Amali ä Yassaras Lächeln erstarb auf der Stelle. Sie enthielt sich einer direkten Konfrontation und behandelte Seregil stattdessen, als wäre er gar nicht da, während sie an ihm vorüberschritt. Seregil tat, als würde ihm ihr Benehmen nicht auffallen, aber Alec sah, wie sich für einen Moment eine leere Härte in den Augen seines Freundes spiegelte, als er den Schmerz tief in seinem Inneren einschloss.
    Der Khirnari der Gedre betrachtete Seregil eingehend und nachdenklich zugleich. »Ihr habt Euch sehr verändert«, sagte er schließlich. »Ich hätte Euch nicht wiedererkannt.«
    Alec fühlte sich bei diesen Worten nicht wohl. Dies war nicht die Art, in der man einen alten Freund begrüßt.
    Seregil verbeugte sich. Noch immer verriet seine Miene weder Überraschung noch Enttäuschung. »Ich erinnere mich gut und gern, Khirnari. Erlaubt mir, Euch meinen Talímenios, Alec í Amasa, vorzustellen.«
    Die Akhendi wahrte weiterhin Distanz, aber Riagil schloss Alecs Hand mit deutlicher Freude in die seine. »Seid willkommen, Alec í Amasa! Ihr seid der Hâzadriëlfaie, von dem Adzriel ä Illia uns nach ihrer Rückkehr aus Skala erzählt hat.«
    »Nur zur Hälfte, Mylord.

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