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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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niederzuprasseln.
    »Da möchte man glatt noch einmal über das Zauberergelübde des Zölibats nachdenken, was?«, fragte Alec, wobei er ihm einen freundschaftlichen Stoß in die Rippen versetzte.
    Thero grinste. »Nun, immerhin ist es ein freiwilliges Gelübde.«
    »So freundlich sind wir schon lange nicht mehr begrüßt worden«, stellte Beka fest, als sie sich zu ihnen gesellte. Jemand hatte einen Kranz aus blauen und weißen Blumen auf ihren polierten Helm gezaubert, und auch in ihrem langen, roten Zopf steckten einige Blüten. Unter ihren Sommersprossen war sie immer noch recht blass, aber sie hatte sich nicht davon abhalten lassen, aufzustehen, als Aurënen endlich in Sicht kam.
    Nicht weit entfernt stand Klia, ebenso aufgeregt wie ihre Untergebenen, an der Reling. An diesem Tag trug sie ein langes Gewand und Juwelen, die ihrem königlichen Status angemessen waren. Von dem üblichen Kriegerzopf befreit, fiel ihr das dichte, haselnussbraune Haar in sanften Wellen über die Schultern. Einige Bewunderer unter den Aurënfaie hatten sie mit einer langen Girlande und einem Kranz aus wilden Rosen geschmückt.
    Alec hatte seine besten Gewänder angelegt. Eine schwere saphirbesetzte Silberbrosche schloss den Kragen seines Umhangs. Klia hatte sich beim Anblick des Schmuckstücks ein Lächeln nicht verkneifen können. Sie selbst hatte ihm die Brosche einst als wortlose Geste des Dankes zum Geschenk gemacht, nachdem er ihr das Leben gerettet hatte.
    Schuldgefühle regten sich in ihm, als er sah, dass Seregil ganz allein geblieben war. Er hielt eine einzelne weiße Blüte in Händen und drehte geistesabwesend den Stängel zwischen den langen Fingern hin und her, während er die Boote beobachtete.
    Alec ging zu ihm, stellte sich Schulter an Schulter neben ihn und ergriff im Schutz ihrer Mäntel seine Hand. Trotz der vielen Monate, die ihre intime Beziehung nun schon währte, scheute er immer noch sehr vor öffentlichen Gesten der Zärtlichkeit zurück.
    »Keine Sorge, Talí«, flüsterte Seregil. »Für mich ist Gedre ein Hort guter Erinnerungen. Der Khirnari ist ein Freund meiner Familie.«
    »Ich werde dich wieder ganz neu kennen lernen müssen«, seufzte Alec, während er mit dem Daumen über Seregils Handrücken strich und sich an dem vertrauten Spiel der Muskeln und Sehnen unter der Haut erfreute. »Kennst du die Stadt gut?«
    Auf Seregils schmalen Lippen erschien ein warmherziges Lächeln, und er steckte die weiße Blume hinter sein Ohr. »Früher mal.«
     
    Die Zyria und die Schnelles Ross glitten in den Hafen wie zwei windzerzauste Möwen und gingen an zwei der freien Kais vor Anker.
    Aufgehäufte Steine, die sich weit in die See erstreckten, waren alles, was von vielen der einst prächtigen Hafenstege geblieben war.
    Alec studierte ehrfürchtig die versammelte Menge am Hafen. Noch nie hatte er so viele Aurënfaie auf einem Haufen gesehen, und aus der Entfernung sahen sie, trotz ihrer unterschiedlichen Kleider, alle auf beunruhigende Weise gleich aus. Alle schienen Seregils dunkles Haar, seine hellen Augen und edlen Züge zu haben. Natürlich waren sie nicht identisch, aber die Ähnlichkeiten zwischen ihnen drohten zu einem untrennbaren Durcheinander zu verschwimmen.
    Die meisten trugen schlichte Tuniken und Kniehosen und farbenfrohe rote und gelbe Sen’gais. Seregil hatte einen guten Teil der Reise damit zugebracht, die Skalaner die unterschiedlichen Kombinationen zu lehren, aber dies war die erste Gelegenheit, zu der er diesen Kopfschmuck tatsächlich zu Gesicht bekam, was der ganzen Szenerie einen strahlenden, exotischen Hauch verlieh.
    Als sie jedoch näher kamen, bildeten sich langsam die Unterschiede heraus. Er sah blondes und rötliches Haar in der Menge, einen Mann, auf dessen Wange ein großes Geschwür prangte, ein einbeiniges Kind, eine Bucklige. Trotzdem waren sie alle Aurënfaie, was sie in Alecs Augen ausnahmslos schön machte.
    Jeder von ihnen könnte ein Blutsverwandter von mir sein, dachte er, und in diesem Augenblick regte sich zum ersten Mal echtes Verstehen in ihm. An diesem fremden Ort sah er sich von Gesichtern umgeben, die dem seinen ähnlicher waren als jedes, das ihm in Kerry begegnet war.
    Die Zyria legte an, und die Menge wich zurück, als die skalanischen Seeleute für Klia die Planke anlegten. Während er ihr zusammen mit dem Rest ihrer Leute folgte, sah Alec einen bärtigen Mann in skalanischer Robe, der sie gemeinsam mit einigen ziemlich wichtig aussehenden Faie erwartete.
    »Lord

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