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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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sie ein.
    Beka sah ihm noch einen Augenblick nach, eingefangen von der Art, wie seine Hüften und Schultern sich unter der lockeren Tunika bewegten. Als sie sich wieder umwandte, erwischte sie Mercalle und einige Reiterinnen bei der gleichen Beschäftigung.
    »Na, das ist doch mal ein langbeiniges Vergnügen!«, stellte der Feldwebel kaum hörbar fest.
    »Feldwebel, deine Leute sollen sich für den Ritt fertig machen«, schnappte Beka weit schärfer als beabsichtigt.
     
    Der Ra’basi stand zu seinem Wort. Wenn auch viele von Mercalles Leuten nach wie vor auf anständige Waffen verzichten mussten, ritten sie doch alle auf Pferden, die zu Hause einen halben Jahressold gekostet hätten, zum Haus des Khirnari.
    Klias berühmter schwarzer Hengst hatte die Reise gut überstanden und tänzelte mit wippender weißer Mähne stolz an der Spitze der Prozession einher.
    »Das ist ein Silmai-Pferd«, stellte Nyal fest, der an Bekas Seite ritt. »Die mondweiße Mähne ist ein Geschenk Auras. Man findet sie nirgendwo sonst in Aurënen.«
    »Er hat sie schon durch viele erbitterte Schlachten getragen«, erzählte ihm Beka. »Klia liebt dieses Pferd genauso wie andere Frauen ihre Ehegatten.«
    »Das ist nicht zu übersehen. Und Ihr reitet ein Aurënfaie-Pferd, als wäret Ihr auf seinem Rücken geboren.«
    Seine sanfte, musische Aussprache jagte einen weiteren sonderbaren Schauder durch ihren Leib. »Meine Familie hält Aurënfaie-Pferde in ihrer Herde, zu Hause in Watermead«, erklärte sie. »Ich konnte schon reiten, bevor ich laufen lernte.«
    »Und nun seid Ihr in der Kavallerie.«
    »Seid Ihr ein Soldat?« Sie hatte nichts entdecken können, was Ähnlichkeit mit einer Uniform gehabt hätte, aber Nyal hatte die Haltung eines Menschen, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    »Wenn es nötig ist«, antwortete er. »So geht es allen Männern meines Clans.«
    Beka zog eine Braue hoch. »Ich habe in der Ehrengarde keine Frauen entdecken können. Ist es ihnen nicht erlaubt, Soldatinnen zu werden?«
    »Erlaubt?« Nyal dachte einen Augenblick nach. »Eine Erlaubnis ist dazu nicht nötig. Die meisten entscheiden sich einfach nicht dafür. Sie haben andere Gaben.« Er unterbrach sich und sprach dann leise weiter. »Wenn ich so unverfroren sein darf: Ich hatte nicht erwartet, dass skalanische Soldatinnen so hübsch sind.«
    Normalerweise hätte sich Beka über eine derartige Äußerung geärgert, doch die Worte waren in einer solchen Ernsthaftigkeit und mit so viel Wohlwollen gefallen, dass sie gar nicht mehr anstößig wirkten. »Oh … danke.« Darauf bedacht, rasch das Thema zu wechseln, sah sich Beka zwischen den weißen Gebäuden um, die die Straßen säumten. Statt von steilen Giebeldächern wurden sie von sanften Kuppeln gekrönt; die Form erinnerte sie an eine Seifenblase auf einem Stück Seife. Keines der Häuser hatte mehr als zwei Stockwerke, und die meisten waren schlicht und schmucklos, abgesehen von einem dunkelgrünen Stein in der Wand über der Eingangstür.
    »Was sind das für Steine?«, fragte sie.
    »Heilige Steine aus Sarikali, Talismane, die jeden schützen sollen, der in dem Haus lebt. Hat Euch schon einmal jemand gesagt, wie schön Ihr seid?«
    Dieses Mal sah Beka ihn mit einem gestrengen Zug um die Lippen direkt an. »Nur meine Mutter. Es gehört nicht zu den Dingen, die mir viel bedeuten.«
    »Vergebt mir. Es lag mir fern, Euch zu beleidigen.« Nyals Augen weiteten sich in einem Ausdruck der Bestürzung, und die Art, wie das Licht von seiner Iris reflektiert wurde, erinnerte Beka an fahles Laub auf dem Grund eines klaren Waldsees. »Ich kenne Eure Sprache, nicht aber Eure Bräuche. Vielleicht können wir voneinander lernen.«
    »Vielleicht«, stimmte Beka zu, und zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt, dass ihre Stimme das völlig undisziplinierte Pochen ihres Herzens nicht verriet.
     
    Die Reiter der Gedre bildeten eine Ehrengarde für Klia und die Aurënfaie-Würdenträger, als sie aus der Stadt hinaus in die Hügel ritten, über die sich Gehöfte, Weinberge und schattige Gehölze verteilten. Wohlriechende purpurne und rote Blumen wuchsen in dichten Teppichen in dem harten, fahlen Gras am Wegesrand.
    Alec und Seregil ritten gemeinsam mit Thero und den anderen Beratern gleich hinter Lord Torsin. Nach den vielen Tagen auf See war es ein gutes Gefühl, wieder auf dem Rücken von Windläufer zu sitzen. Der prächtige Aurënfaie-Wallach schüttelte den Kopf und hielt die Nase in den Wind, als würde er seine Heimat

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