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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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alles, aber dass sie sich jetzt bei ihr einnisten wollte, war aus mehreren Gründen schwierig. Im Vordergrund stand ihre heimliche Beziehung zu Valentin. Verena hatte ihn auch mit gierigen Augen angesehen, damals auf der Kapellenhöhe bei diesem Krimi-Dinner. Den Blick hatte sie noch sehr gut in Erinnerung. Es war ja zu vermuten, dass es mit ihr und Justus nicht zum Besten stand, wenn sie aus ihrem eigenen Haus flüchten wollte. Sie hatte zwar die vorübergehende Unterbringung ihrer Schwiegermutter als Grund angegeben, aber Toni erinnerte sich noch gut an ihren letzten Besuch in Hannover, wo sehr deutlich zutage getreten war, dass die Ehe zum Scheitern verurteilt war. Sophies Verschwinden hatte es ans Licht gebracht. Wenigstens hatte Toni das so empfunden. Und sie hatte Erfahrung in solchen Dingen. Mariannes Aufenthalt machte es für Verena nicht besser. Wer hatte schon gerne seine Schwiegermutter im Haus und dann noch so eine. Das konnte sie ja verstehen und würde die ältere Schwester gerne aufnehmen, aber wie sollte sie sich mit Valentin treffen, ohne dass es auffiel? Verena würde sofort Lunte riechen, wenn sie sich schick fertigmachte und bis in die Nacht verschwand. Zu Hause ging dann sowieso gar nichts mehr. Sie musste um jeden Preis verhindern, dass der smarte Spanier auf ihre waidwunde Schwester traf. Unglückliche Frauen lechzten nach jeglicher Anerkennung des männlichen Geschlechts und Valentin war zu charmant, um nicht begehrt zu werden.
    Sie starrte auf den Hörer, aus dem ihr eben noch die verheulte Stimme ihrer Schwester ins Ohr gedrungen war. Und die hatte noch nicht einmal gefragt, ob es ihr recht sei. Ein Nein hatte einfach nicht zur Diskussion gestanden. Warum ging sie denn nicht vorübergehend zu den Eltern? Die hatten doch viel mehr Platz. Später würden sie weitersehen. Sie war froh, dass ihr Liebesleben ausnahmsweise mal in Ordnung war. Wenigstens überwiegend. Wenn es auch finanziell immer ein Ritt auf dem Besen war.
    Jetzt hatte sie also ein Problem, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie würde da durchmüssen. Und Verena hatte ihr noch nicht einmal sagen können, wie lange sie bleiben wollte. Zaghaft hatte sie noch versucht, von der vermeintlichen Enge des Reihenhauses zu sprechen und dem kleinen Gästezimmer, aber das war ihrer Schwester egal gewesen. Auch der zarte Hinweis, dass es bei den Eltern doch viel komfortabler wäre, ging ins Leere und wurde nur mit den Worten „Du willst mich wohl nicht“ kommentiert. Was hätte sie da sagen sollen? Keine Chance also, dem Unvermeidlichen zu entrinnen.
    „Mädels“, rief sie ihren Töchtern zu, „Tante Verena kommt uns besuchen.“
    „Mit Sophie?“, rief die fünfjährige Jane.
    „Die ist doch weg, du Dussel“, antwortete Grit.
    „Nicht schade drum, die hat ja noch weniger kapiert als Jane“, sagte Liv und erntete einen strafenden Blick ihrer Mutter.
    „Das Thema ,Sophie’ werden wir nicht ansprechen, verstanden? Kein Wort über Sophie. Sonst kriegt ihrÄrger mit mir“, schimpfte Toni.
    „Wir können doch nix dafür, dass die weg ist“, maulte Grit.
    „Warum sollen wir nichts von Sophie sagen?“, wollte Jane wissen.
    „Weil immer noch niemand weiß, wo sie ist und Tante Verena deswegen viel weint. Ihr könnt euch doch vorstellen, dass sie ihre Tochter vermisst“, erklärte Toni.
    „Nee, echt nicht“, sagte Liv, „die nervte doch nur, grabbelte immer alles an. Ich bin froh, dass sie nicht mitkommt.“
    „Ich will auch vermisst werden“, maulte Jane, die gerne im Mittelpunkt stand.
    „Dann musst du auch abhauen oder so“, flüsterte Grit und grinste. Liv schmunzelte und nickte zustimmend.
    „Aufs Zimmer, sofort, alle beide!“ Toni war außer sich.
    „Spinnt ihr, der Kleinen einen solchen Floh ins Ohr zu setzen? Zur Strafe lernt ihr die Vokabeln in Französisch ab Lektion sieben. Ich frage euch später ab. Mal sehen, ob euch dann die Flausen vergehen.“
    Die Zwillinge murrten und liefen die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Es war jetzt besser, zu flüchten.
    „Jane, hör mal“, sagte Toni, „du darfst niemals weglaufen oder mit jemandem mitgehen. Das weißt du doch, oder? Wir haben doch schon oft darüber gesprochen. Mama würde den ganzen Tag nur noch weinen und nichts mehr essen.“ Sie zog ihre jüngste Tochter auf ihren Schoß.
    „Dann musst du mich auch vermissen, wenn ich da bin!“ Jane stupste ihrer Mutter an die Nasenspitze.
    Toni lachte und sagte: „Ich vermisse dich jeden Tag ganz schrecklich, wenn du

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