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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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machen. Ihr Mann wurde heute Morgen tot in Bückeburg aufgefunden. Wir müssten uns in seinem Zimmer umsehen. Ihr Sohn hat uns gesagt, dass er einen eigenen Raum hatte.“
    „Ich weiß, dass er fort ist“, sagte sie und blickte in die erstaunten Gesichter der anderen, „mein Engel hat es mir erzählt. Friedhelm ist jetzt im Himmel bei Marie. Sie hat ihn abgeholt, denke ich.“
    Marga schaltete sich ein. „Dann sind Sie überzeugt davon, dass Marie im Himmel ist?“
    „Aber ja, schon lange, aber es gefällt ihr dort gut“, erklärte Marianne Görlitz.
    „Wie lange ist sie denn schon im Himmel?“, hakte Marga nach.
    Marianne lachte.
    „Da waren Sie noch gar nicht auf der Welt, Kindchen.“
    Marga gab auf. Das brachte nichts.
    „Dürfen wir in Vaters Raum gehen?“, fragte Justus.
    „Du weißt doch, dass er da immer sehr eigen ist.“
    „Aber jetzt lebt er doch nicht mehr“, sagte Justus vorsichtig.
    „Doch, im Himmel. Er sieht alles, was wir tun.“
    „Er hätte bestimmt nichts dagegen, Mutter. Wir tun es für Sophie.“
    „Nenn sie nicht immer Sophie. Sie heißt Marie und Marie ist fortgegangen. Vielleicht kommt dein Vater später zurück. Dann kannst du ihn selbst fragen. Sie kommen und gehen wie sie möchten, weißt du.“
    Justus versuchte es auf andere Weise.
    „Ich hatte aber vorhin mit Vater gesprochen, dass der Kommissar in sein Zimmer muss. Er hatte nichts dagegen.“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte Marianne. „Dann ist das etwas anderes. Kommen Sie?“
    Marianne ging voran. Auch auf der Treppe nach oben schwebten die Engel über ihnen. Es hatte etwas Gespenstisches. Sie bestanden aus lebensechten Köpfen verschiedenster Größe, aus hauchdünnen Stoffen und Federn.
    Marianne streckte sich und nahm den Schlüssel vom Türstock. Dann schloss sie den Raum auf, den Friedhelm nur für sich selbst genutzt hatte.
    „Nun möchte ich Sie bitten, meine Kollegin und mich einen Moment allein zu lassen. Justus, führst du deine Mutter bitte nach unten ins Wohnzimmer? Wir wollen uns nur einen kurzen Überblick verschaffen und schließen dann wieder ab.“
    Justus nickte, Marianne zuckte mit den Achseln und ging mit.
    Es war kühl und dunkel im Raum. So bunt das übrige Haus auch war, so schlicht waren die Wände in Friedhelms Allerheiligstem. Im unteren Bereich, etwa bis Schulterhöhe, waren die Wände aus altbierfarben gebeiztem Eichenholz. Darüber zog sich eine weiße Strukturtapete. Die wenigen Bilder waren klassisch und dezent. Sie gaben dem Raum eine harmonische Ausstrahlung. Da die schweren, grünen Vorhänge zugezogen waren, schaffte es auch das nächtliche Licht aus Mond und Laternen nicht, sich einen Weg durch das Fenster zu bahnen. Friedhelm schien ein sehr ordentlicher Mann gewesen zu sein. Der Schreibtisch war nahezu leer, die wenigen Papiere geordnet und die Stifte lagen in einer Schale. Es war anzunehmen, dass er die Couch, die an der gegenüberliegenden Seiteder Fensterfront lag, auch gelegentlich zum Schlafen genutzt hatte, denn eine Decke hing zusammengefaltet über einer der Lehnen, und die Kissen luden zum Verweilen ein. Ob Friedhelm eventuell irgendwo ein Laptop hatte, konnte auf den ersten Blick nicht beurteilt werden. Jedenfalls stand kein PC auf dem Schreibtisch.
    „Wie ist dein erster Eindruck?“, fragte er Marga.
    „Konservativer, älterer Herr, sehr ordentlich, sehr genau, diszipliniert. Ein fast steril und unbewohnt wirkender Raum. Wie sich das mit dem kreativen Chaos im übrigen Haus vertrug, kann ich nicht sagen.“
    „Justus hat mir mal erzählt, dieses Refugium sei eine Art Fluchtburg für seinen Vater gewesen.“
    „Das glaube ich gerne. Viel unterschiedlicher können Menschen fast nicht sein. Wie mag er wohl mit der Wunderlichkeit seiner Frau zurechtgekommen sein? Sie lebt ja doch zumindest gelegentlich in einer anderen Realität.“
    „Ja, in ihrer höchst eigenen, fürchte ich“, sagte Thorsten.
    „Ich wüsste gerne den Grund, warum sie zu Sophie immer Marie sagt“, grübelte Marga laut, „das ist doch sehr merkwürdig.“
    „Vielleicht eine Marotte?“, schlug Thorsten vor.
    „Möglich, aber es könnte auch etwas zu bedeuten haben.“
    „Wir sollten Justus gleich mal fragen, und ich schlage vor, dass wir doch heute Abend noch die SpuSi hierherholen sollten.“
    Marga nickte und ging zur Tür. „Frau Görlitz kann fürs Erste bestimmt bei ihrem Sohn bleiben. Ich glaube kaum, dass sie alleine hier wohnen können wird.“
    „Eher

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