SchattenGrab
zwischen ihm und seiner Frau noch viel lief.“
„Und als Sie schwanger waren, hörten diese intensiven Kontakte einfach auf?“, fragte Wolf.
„Ja, sofort. Ich hätte sowieso niemanden mehr in mich hineingelassen, um das Kind nicht zu gefährden.“
„Und Sie sind sich absolut sicher, dass wirklich niemand bis heute etwas von dieser Vaterschaft wusste, außer Friedhelm und Ihnen?“ Wolf bohrte nochmals nach.
„Ja, ganz sicher!“
„Haben Sie Ihren Schwiegervater nicht später dafür verantwortlich gemacht, dass er Ihnen ein krankes Kind gemacht hatte?“, fragte Peter.
„Sophie war nur anders. Als krank habe ich sie nie empfunden. Warum auch? Und ich liebte sie und war dankbar, dass ich sie hatte.“
„Gut“, sagte Wolf, „bleiben Sie erst einmal bei Ihrer Schwester, Frau Görlitz? Es könnte sein, dass wir weitere Fragen haben.“
„Ja, ich bleibe auch ganz in Bückeburg, denke ich. Ich habe vor, mir hier eine Wohnung zu nehmen. Zu Justus kehre ich nicht zurück. Das hat keinen Sinn mehr. In Hannover bin ich mutterseelenallein. Kein Kind, kein Mann, der zu mir steht, mein Schwiegervater ist tot und meine Schwiegermutter ist nicht ganz richtig im Kopf. Was soll ich dort noch?“
„Dann wünschen wir Ihnen, dass Sie hier gut Fuß fassen können“, sagte Wolf.
„Vielen Dank. Vorerst können Sie mich bei meiner Schwester erreichen, Herr Kommissar.“
Peter und Wolf verabschiedeten sich und gingen zum Auto.
„Was für eine abgefahrene Geschichte“, sagte Peter. „Da lässt die sich von ihrem Schwiegervater ein Kind machen.“
„Ich möchte nicht wissen, wie oft so etwas vorkommt“, merkte Wolf an. „Viel spannender ist jetzt, was Thorsten herausgefunden hat. Er hat Justus ebenfalls mit unserer Erkenntnis konfrontiert. Was glaubst du, hat der es gewusst, dass er nicht Sophies Papa ist, oder nicht?“
„Eher nicht“, meinte Peter, „ich würde das nicht an die große Glocke hängen. Im Normalfall kommt doch keiner auf so was.“
„Stimmt, und hier sind sogar die Gene ähnlich, weil der Erzeuger mit dem potentiellen Vater verwandt ist“, fügte Wolf hinzu. „Ich glaube auch nicht, dass der Ehemann eine Ahnung hatte. Wenn wir wieder im Büro sind, rufe ich Thorsten an. Dann wissen wir mehr.“
Peter nickte und stieg in den Wagen ein.
„Du kannst mich an der ,Quickteria’ rauslassen, dann hole ich uns dreien eine Mantaplatte. Willst du mit Bücke-Burger oder ohne?“, fragte Peter.
„Ich will gar nix“, antwortete Wolf, „Moni hat mir Brote geschmiert und einen Frischkornbrei gemacht.“
„Igitt, du wirst doch noch zum Körnerfresser, Wolf, muss ich mir ernsthaft Sorgen machen? Na, wenigstens ist Detlef normal und den fleischlichen Gelüsten nicht abgeneigt“, lachte er.
„Ich dachte, dass du genau damit deine Probleme hättest“, schmunzelte Wolf.
„Och nö, gar nicht“, sagte Peter und zwinkerte ihm zu.
Marianne
Justus war erleichtert, als es an der Tür klingelte und er sie öffnete. Endlich traf die Pflegerin ein, die er aus Polen hatte organisieren lassen. Sie sprach gut deutsch, wirkte auf Anhieb sympathisch und sah außerdem so aus, als ob sie auch anpacken konnte.
Man hatte sie bereits darüber informiert, dass Marianne wunderlich war. Justus zeigte ihr ihr Zimmer und stellte sie seiner Mutter vor. Die alte Dame strahlte. Sie freute sich, dass sie jemanden hatte, mit dem sie sprechen konnte. Ihr Sohn war immer so abweisend gewesen, sodass sie sich lieber mit Marie in ihr Zimmer zurückgezogen hatte. Dort konnte sie sich ungestört mit der Kleinen unterhalten. In Justus’ Gegenwart durfte sie das nicht. Er verstand sie einfach nicht.
Die junge Frau würde mehr Verständnis haben. Olga hieß sie, hatte sie gesagt. Ein schöner Name. Sie würde ihr von Marie erzählen und ihr die Engel zeigen.
Das Telefonat
Wolf streckte sich in seinem Büro aus. Peter und Detlef hatten an seinem Schreibtisch bereits Platz genommen. Der Raum war erfüllt vom Duft der Pommes. In ihn mischte sich nicht nur der von Curry und Ketchup, sondern auch der von gebratenen Buletten.
Wolf, der eben in sein Brot gebissen hatte, das, wenn überhaupt, nur nach Salami roch, dachte, dass er sehr gutmütig war und seinen Kollegen zuliebe sogar den Geruch von Fastfood ertrug. Besonders, wenn er selbst nicht mitaß.
„Könnt ihr beim Kauen zuhören?“, fragte er, „oder fühlt ihr euch dann in eurer Pause gestört?“
„Nö“, sagte Detlef, „wir sind genauso neugierig wie du. Ruf
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