SchattenGrab
Haus der Familie Görlitz verließ, saßen Wolf und Peter gerade im Wohnzimmer von Antonia von Bodenstein.
„Meine Schwester wird gleich hier sein“, erklärte Toni, „die Kinder und ich werden mit den Hunden einen Spaziergang machen, damit Sie ungestört sind.“
„Vielen Dank, Frau von Bodenstein“, sagte Wolf und streichelte die Toypudel, die an seiner Hose schnüffelten.
„Haben Sie auch Hunde?“, fragte Toni. „Normalerweise sind die zwei nicht so aufdringlich.“
„Ich habe eine altdeutsche Schäferhündin. Wachsen die noch?“
„Nein, das sind echte Zwergpudel. Die bleiben so klein. Für die Kinder ist das genau das Richtige. Bei einem großen Hund hätte ich da Bedenken. Hier geht es schon ganz schön turbulent zu.“
Wolf nickte und erhob sich, als Verena Görlitz eintrat. Sie wirkte schmal, aber entschlossen.
„Ich bin gespannt, was Sie von mir wollen, Herr …?“
„Hauptkommissar Hetzer mein Name, das ist mein Kollege Oberkommissar Kruse. Während der Ermittlungen rund um den Tod Ihres Schwiegervaters haben sich Fragen ergeben. Wir hoffen, dass Sie Antworten für uns haben.“
„Fragen Sie!“, sagte Verena und setzte sich.
„Wer ist Sophies Vater?“ Wolf konfrontierte sie ganz direkt.
„Mein Mann natürlich, Justus Görlitz, wer sonst?“, sagte sie ein wenig zu vehement.
„Das stimmt nicht. Bitte bleiben Sie bei der Wahrheit!“, bat Wolf. „Sie wollen doch, dass wir Ihnen auch in Zukunft glauben können.“
„Wenn Sie es sowieso schon wissen, warum fragen Sie mich dann. Ja, es ist Friedhelm, mein Schwiegervater. Haben Sie ein Problem damit?“
„Wir nicht“, warf Peter ein, „aber andere vielleicht.“
„Es weiß ja niemand. Außer meiner Schwester, aber der habe ich es gerade erst erzählt.“
„Ihr Mann hatte also keine Kenntnis davon?“, fragte Wolf.
„Nein, das hätte er nicht verkraftet“, erklärte Verena.
„Na, Ihr Schwiegervater wird es aber wohl auch gewusst haben, denn irgendwie wird sein Samen doch in Sie hineingekommen sein, selbst wenn es künstliche Befruchtung war. Wovon ich allerdings nicht ausgehe“, fügte Peter hinzu.
„Bitte ersparen Sie mir Ihre zotigen Gedanken. Sicher hat Friedhelm es gewusst. Er hat seine Tochter geliebt, auch wenn sie anders war.“
„Sie meinen, auch wenn sie behindert war!“, wollte Wolf wissen.
Verena winkte ab.
„Liebte Ihr Mann denn Sophie auch?“, wollte Peter wissen.
„Zuerst schon, aber es ließ nach, als er von ihrem Gendefekt erfuhr“, erklärte Verena.
„Das muss doch zu Spannungen geführt haben“, sagte Wolf.
„Mehr zu einer Art Nebeneinanderherleben“, korrigierte Verena, „ich konzentrierte mich ganz auf die Liebe zu meinem Kind und er auf seine Arbeit. Aber es funktionierte irgendwie. Wir hatten kaum Problemeoder sprachen sie zumindest nicht aus, bis Sophie verschwand. Da kam all das nicht Gesagte an die Oberfläche und zerstörte unsere Ehe. Ich werde mich von Justus trennen.“
„Sie vermissen Ihre Tochter?“, fragte Peter. „Ist es nicht anstrengend gewesen? Sie brauchte doch bestimmt besondere Zuwendung und Pflege. Das kann einem auch leicht mal zu viel werden.“
„Mir nicht“, erwiderte Verena, „Sophie ist ein wunderbarer Mensch. So zartfühlend und liebevoll. Sie ist immer fröhlich und aufgeschlossen und hängt sehr an mir. Mit ihr war alles leicht, auch wenn sie mehr Aufmerksamkeit und Behütung brauchte als andere Kinder. Ich habe sie sehr gefördert. Sprachlich und motorisch, verstehen Sie? Sie fehlt mir sehr. Ich möchte sagen, dass ich erst durch mein Kind erfahren habe, wie es sich anfühlt, wirklich geliebt zu werden.“
„Das konnte Ihnen Ihr Mann nicht geben?“, wollte Wolf wissen.
„Nein, leider nicht. Wir verstanden uns gut und waren sicherlich anfangs verliebt, aber ich habe mich bei ihm nie geborgen gefühlt“, erklärte Verena.
„Und bei Ihrem Schwiegervater?“, fragte Peter.
„Das war etwas ganz anderes. Wir schätzten uns, und er hat mir in der Not geholfen. Ein Liebesverhältnis hatten wir nicht. Ich habe damals Temperatur gemessen. Er schlief mit mir, wenn ich einen Eisprung hatte. Mehr nicht.“
„Und wie fühlte sich das an?“, erkundigte sich Peter.
„Komisch, aber nicht unangenehm“, sagte Verena. „Ich habe einfach die Augen zugemacht und an die Zukunft und mein Kind gedacht, das ich in mir fühlen wollte. Vielleicht hat er ja Lust empfunden. Gesagt hat er nichts. Er war immer ziemlich schnell fertig. Ichglaube nicht, dass
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