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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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fragte er Marga, „und du auch?“, sagte er an Justus gewandt.
    „Ja, vielen Dank“, antwortete die Psychologin und Thorsten nickte ebenfalls.
    „Gehen wir doch ins Esszimmer“, bat Justus, „da sind wir für uns und ich habe meine Mutter gut im Blick.“
    Marga und Thorsten nahmen am Tisch Platz und beobachteten Marianne, während Justus noch in der Küche beschäftigt war.
    Die alte Dame hielt ihre Engelspuppe im Arm und schlenderte durch den Garten. Es sah so aus, als ob sie summte oder sang. Marga erhob sich, um sie besser im Auge behalten zu können. Marianne schien ihr Garten zu fehlen, denn es zog sie an die Grenze zu ihrem eigenen Grundstück. Dort blieb sie stehen und rührte sich nicht.
    Justus nickte, als er zurückkam.
    „Dort steht sie oft und schaut zu sich hinüber. Sie hat eine starke Bindung an ihr Zuhause“, sagte er.
    „Das haben viele Menschen. Sie nicht?“, fragte Marga Blume.
    „Ach, ich weiß nicht. Ich glaube eher, dass das bei mir nicht so stark ausgeprägt ist. Da hänge ich schon eher auch am Haus meiner Eltern, weil ich dort aufgewachsen bin. Wir haben das Nachbarhaus damals gekauft, als meine Eltern davon erfuhren, dass es veräußert werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon ein paar Monate auf der Suche gewesen. Es passte einfach. Das Haus ist schön, die Nähe zur Familie praktisch“, erklärte Justus.
    „Manch einer ist eher froh, wenn er möglichst weit weg ist“, sagte Thorsten. „Nähe kann auch belastend sein. Hast du dich immer gut mit deinen Eltern verstanden?“
    „Ja, das kann man so sagen. Gut, meine Mutter ist etwas wunderlich, aber das war damals nicht so schlimm wie heute. Außerdem war sie immer sehr liebenswert zu mir und meinem Bruder. Wir hatten in unserer Kindheit und Jugendzeit nichts auszustehen.Vater hat sich trotz seines anstrengenden Berufes auch um vieles gekümmert.“
    „Man kann also sagen, dass Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vater hatten?“, fragte Marga.
    „Absolut. Wir waren wie Freunde, die sich achteten und respektierten. Er fehlt mir sehr.“
    „Und es gab niemals Probleme zwischen euch?“, fragte Thorsten.
    „Nein, nie!“
    „Hast du gewusst, dass er der Vater von Sophie war?“, fragte Thorsten und Marga beobachtete ihn in diesem Moment genau. Justus verschluckte sich und begann zu husten.
    „Ja“, gab er zu und wurde rot.
    „Seit wann weißt du das?“, wollte Thorsten wissen.
    „Mein Vater hatte nach ihrer Geburt sehr schnell erkannt, dass Sophie nicht gesund war. Keine Ahnung, warum. Sie schrie zwar etwas schrill, aber ich hätte trotzdem nichts vermutet. Doch mein Vater fing immer wieder davon an, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Er ließ einfach nicht locker. Daraufhin habe ich ihr Erbgut untersuchen lassen. Es hat sich tatsächlich herausgestellt, dass sie behindert ist.“
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet. Seit wann weißt du, dass Friedhelm Sophies Vater ist?“
    „Er hat es mir gesagt, nachdem das Untersuchungsergebnis vorlag, weil er sich dafür verantwortlich fühlte, dass wir ein krankes Kind hatten.“
    „Handelt es sich denn um eine Erbkrankheit?“, fragte Marga und tat unwissend. Thorsten und sie hatten längst Nadjas Bericht gelesen. „Sie und Ihr Bruder sind doch gesund.“
    „Ich habe damals viel darüber gelesen“, erklärte Justus, „dieser Defekt tritt zu ungefähr neunzig Prozentspontan auf. Nur bei zehn Prozent aller Fälle liegt bei einem Elternteil schon eine genetische Disposition vor, quasi eine Vorschädigung des fünften Chromosoms. Mädchen sind übrigens viel häufiger betroffen als Jungen.“
    „Ich nehme mal an“, sagte Thorsten, „dass du sehr sauer auf deinen Vater warst. Und auf Verena natürlich.“
    Marga beobachtete ihn weiterhin sehr genau.
    „Nein, überhaupt nicht“, protestierte Justus, „ich konnte es doch verstehen. Von mir wurde sie nicht schwanger, und sie hat sich so sehr ein Kind gewünscht.“
    „Es hätte doch auch andere Möglichkeiten gegeben“, wandte Marga ein, „eine Adoption zum Beispiel oder eine Insemination mit einem Spendersamen, den sie gemeinsam ausgesucht hätten. Wussten Sie, dass Ihre Frau vorhatte fremdzugehen, um schwanger zu werden?“ Sie stellte die Frage absichtlich so brutal und sah ihn fast unmerklich zusammenzucken.
    „Nein, ich wusste es nicht, aber Verena ist nicht fremdgegangen. Ich vermute, sie wollte mich zum Vater und uns alle zu einer Familie machen. Da hatte nichts Fremdes Platz. Verstehen

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