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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zusammengekauert in dieser Nische, dass seine Muskeln sich dagegen wehrten. Doch er weigerte sich weiterhin, sich zu bewegen. Keinesfalls wollte er die Aufmerksamkeit der Krähen erregen, die noch immer in dem hohen Saal sitzen mussten.
    Tom hatte beschlossen, sich nicht zu rühren. Er wollte gerettet werden. Jetzt sofort. Er wollte den warmen Lichtschein einer Taschenlampe auf seinem Gesicht spüren, und dann sollte ein Polizist auftauchen, der ihn freundlich anlächelte und ihn nach oben trug, wo ihn ein anderer Polizist mit Kakao erwartete. Oder mit Tee.
    Oder er wollte einfach nur erwachen. Genau – das war’s! Tom wollte in seinen Kissen die Augen aufschlagen und merken, dass dies alles nur ein Traum gewesen war. Ein bitterböser Albtraum. Und dann würde er niemals wieder einen Fuß in die Nähe der Rotkopf-Klippe setzen!
    Ja, das war sein liebster Plan: aufwachen und dann alles vergessen!
    Doch der Schmerz in seinem Fuß ließ ihn bewusst werden, dass dies kein Traum war. Er saß fest in dieser Höhle, weit unter der Erdoberfläche.
    Plötzlich erschrak Tom. Im Gang hinter ihm hatte er etwas knacken gehört.
    Er hielt den Atem an. Bisher war noch kein Laut zu ihm gedrungen. Einzig das hungrige Grummeln seines Magens war bis jetzt zu hören gewesen.
    Wieder knackte etwas. Doch Tom konnte sich das Geräusch nicht erklären. Er drückte sich fester gegen die Wand, versuchte, noch mehr Schutz in der Nische zu finden, doch dabei stieß er versehentlich mit seinem rechten Fuß gegen den linken.
    »Au!«, schrie er vor Schmerzen auf. Und mit einem Mal brach es über ihn herein: Ein Tosen erklang im Gang vor seiner Nische. Alles um ihn herum erzitterte. Ein gewaltiges Rauschenerfüllte den Raum. Unmittelbar an der Nische zog etwas vorbei, das Tom beinahe die Luft zum Atmen nahm.
    Er drehte den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Was immer dort im Gang vor sich ging, es nahm kein Ende. Im Gegenteil: Das Rauschen nahm zu. Tom rang mühsam nach Luft.
    Tom hielt sich beide Hände über den Kopf.
    Oh, wäre das alles doch nur ein Albtraum und er würde endlich erwachen!
     
    Der modrige Geruch, der sie umfing, ließ Simon wieder an die Kiste mit der Heimaterde des Schattengreifers denken. Es war ein sehr stechender Geruch, wie er ihn noch an keinem anderen Ort wahrgenommen hatte. Und deswegen war er auch sicher, dass er mit seiner Vermutung richtiglag: Dieser schmale Gang führte bestimmt in die Zeitenfestung des Magiers.
    Die Turnschuhspuren waren auch hier zu entdecken.
    »Eine einzige Spur, die in den Höhlengang führt«, grübelte Moon vor sich hin. »Wer hier hineingegangen ist, kam nicht wieder heraus.«
    Simon hielt den Blick fest auf die Fußspuren gerichtet, während er seinen Freunden vorausging, im tanzenden Licht der beiden Fackeln, die Moon und Caspar vom Schiff mitgenommen hatten.
    Niemand von ihnen sagte mehr ein Wort, während sie weiter durch den Gang schritten. Nicht einmal die kleine Krähe. Sie saß verschüchtert auf Simons Schulter und versuchte, sich auf alles einzustellen, was sie in dieser Umgebung erwarten könnte.
    Nach einiger Zeit wurden die Abdrücke der Turnschuhsohlen tiefer. Die Erde war an dieser Stelle nasser und weicher als vorher. Noch ein Stück weiter hatten sich in den Fußabdrücken bereits Pfützen gebildet. Jeder ihrer Schritte gab nun ein patschendes Geräusch von sich, das in dem Gang widerhallte.
    Plötzlich blieb Simon stehen. Die anderen taten es ihm gleich, und das platschende Geräusch verstummte endlich.
    »Sackgasse!«, sagte er nur und drehte sich enttäuscht zu seinen Freunden um.
    »Eine Wand?«, rief Caspar überrascht. »Hier?«
    Neferti kam vor und legte beide Hände gegen die Steine, die ihnen den Weg versperrten. Gerade so, als könne sie es erst glauben, wenn sie die Wand berührt hatte.
    »Das kann nicht sein!«, warf Caspar noch einmal ein. »Simon, alles, was du gesagt hattest, klang sinnvoll. Ich bin mir noch immer sicher, dass wir auf der richtigen Fährte sind.«
    »Die Wand hier ist ganz anderer Meinung«, entgegnete Simon bitter. Bis vor wenigen Minuten war er noch voller Hoffnung gewesen. Voller Tatendrang. Aber jetzt …
    Die kleine Krähe regte sich. Erst ruckte sie aufgeregt mit dem Kopf, dann flog sie von Simons Schulter und setzte sich auf einen der Steine, die aus der Wand herausragten. »Ich spüre wieder etwas«, sagte sie. »Etwas wie die Anwesenheit des Magiers, wenn ihr versteht. Seine Aura. Seine Magie. Wie auch immer: Ich glaube, wir

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