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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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– die Heimaterde des Schattengreifers!
    Er sah auf einmal die Kiste wieder vor sich. Er sah seine Hände, wie sie den Deckel öffneten, und er hatte sofort den faulen Geruch dieser Erde in der Nase. Vor allem aber das Gefühl dieses feuchten, lehmigen Bodens, als er die Erde aus der Kiste genommen hatte, war in diesem Augenblick wieder unglaublich lebendig in ihm. Und die Erinnerung daran vermischte sich mit einer anderen, die ihm ebenso lebendig im Gedächtnis geblieben war: der Moment, als er mit dem Schattengreifer in dessen Epoche gereist war. Simon dachte daran zurück, wie er in der Urzeithöhle nach der Erde gegriffen hatte. Und auch an ihren Geruch dachte er zurück: denselben Geruch wie die Erde in der Kiste des Schattengreifers.
    Seine Heimaterde!, fuhr es Simon durch den Sinn. Die Erde in der Kiste seiner Festung stammte aus der Höhle – aus der Heimat des Schattengreifers. Und der Weg in seine Festung, tief unter der Erde, wie die Krähe sagte, könnte möglicherweise durch die Höhle führen. Sie war vielleicht der Eingang in das Schattengreifer-Reich. In seine Heimat. Vielleicht hatte er sich sein Reich dort eingerichtet, wo alles begonnen hatte: in derHöhle unter der Rotkopf-Klippe! Und dort befand sich womöglich auch Simons Vater!
    Simon lachte auf. Alles passte zusammen.
    »Was hast du?« Nin-Si sah ihn erstaunt an.
    »Ich weiß, wo wir mit der Suche beginnen sollten«, gab Simon strahlend zur Antwort. »Ich bin mir fast sicher, dass ich den Eingang zu seiner Festung bereits kenne. Macht die Zeitmaschine bereit, wir reisen in meine Zeit zurück!«
     
    Licht?
    Konnte das sein?
    Tom schaltete seine Taschenlampe aus. Und tatsächlich: Aus dem Gang der Höhle drang Licht zu ihm. Ein merkwürdiges, grünes, schimmerndes Licht.
    Hier unten? Tom war inzwischen schon so lange in dieser Höhle, dass er die Zeit nicht mehr hätte einschätzen können. Waren es drei oder vier Stunden? Oder gar mehr?
    Immer wieder war er nahe daran gewesen, seine Hoffnungen aufzugeben. Er hatte sich schon mehrfach verloren gefühlt in dieser schmutzigen Unterwelt. Doch aufzugeben kam ihm nicht in den Sinn. Nicht ihm!
    Und nun blickte er auf dieses Licht!
    Vorsichtig ging er weiter darauf zu. Die Taschenlampe hielt er wie einen Schläger in seiner Faust. Jetzt war er froh darüber, dass Herr Mild nur diese riesige Lampe in seinem Zuhause gefunden hatte. Bis vor wenigen Sekunden hatte Tom das Gewicht der riesigen Lampe in seiner Hand gestört. Jetzt aber konnte er sich vielleicht damit wehren.
    Wenn es nötig sein sollte.
    Er schlich um die nächste Biegung des Gangs. Das Licht wurde heller. Die Ursache für das Schimmern konnte nicht mehr weit sein.
    Tom schlich weiter darauf zu. Kurz vor der Kurve blieb er stehen. Er atmete tief ein und verstärkte seinen Griff um die Taschenlampe. Dann gab er sich einen Ruck, trat um die Ecke und schlitterte. Seine Füße verloren den Halt. Der Gang fiel an dieser Stelle steil bergab, und auf der glitschigen Erde rutschte Tom aus. Fast hätte er vor Schreck geschrien, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen.
    Er fiel der Länge nach hin und glitt den Gang hinunter. Die Taschenlampe fiel ihm aus den Fingern. Seine Versuche, nach irgendetwas zu greifen und sich daran Halt zu suchen, scheiterten. Seine Finger glitten an den Wurzeln und den winzigen Ästen ab.
    Mit rasendem Tempo schlitterte Tom den steilen Gang hinab, weiter und weiter auf das unheimlich schimmernde Licht zu.

Durch seinen ganzen Körper wogte eine einzige Welle des Schmerzes.
Die Menschen der
Stadt Ur hatten ihm arg zugesetzt.
Jede Bewegung erzeugte eine neue Welle, die ihn beinahe zerriss.
Mühsam schleppte er
sich in seine Räume.
Sein Kopf war wie benebelt, seine Sinne getrübt. Er konnte nicht einschätzen, ob es ihm gelungen
war, sich der Jugendlichen zu entledigen. Sein Zauber hatte sie sicherlich beseitigt. Gegen den Sandsturm hatten sie
keine Chance gehabt.
Es reute ihn. Er hatte Gewalt anwenden müssen.
Gerade das, was ihm zutiefst zuwider war. Er hatte
Menschen geopfert – für sein Vorhaben.
Doch sie hatten es nicht anders gewollt. Seine Zeitenkrieger hatten diesen Weg
bewusst eingeschlagen.
Er hatte sie gewarnt.
Immer wieder.
So hatten sie selbst zu verantworten, was mit ihnen geschehen
war. Für einen Moment gönnte er sich eine Pause. Für einen Moment ließ er die Gesichter der Jugendlichen vor seinem
geistigen Auge vorüberziehen. Für einen Moment nur stellte er sich vor, sie stünden auf Deck

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