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Schattengrund

Schattengrund

Titel: Schattengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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waren aufgeregt und haben durcheinandergeredet. Dann ging die Suche los und die Männer sind hoch in den Berg. Wir haben Tee und Kaffee gekocht. Die Frauen hockten zusammen und haben Trixi getröstet. Aber je mehr von den Suchtrupps zurückkamen, desto trauriger wurden alle. Ich hab Trixi gesagt, vielleicht ist sie zum silbernen Grab. Aber Trixi hat mich angeschrien, ich soll endlich aufhören mit den Märchen. Sie war böse, richtig böse.«
    Er versank im Schweigen. Nico wartete.
    »Und?«, fragte sie schließlich.
    »Hab sie gefunden …«, murmelte er. Seine Hände fuhren fahrig über die Tischplatte. Minx begann, klagend zu maunzen. Etwas stimmte nicht mit ihm. »Will nicht. Will nicht.«
    »Schon gut.« Nico goss ihm noch etwas Tee ein. »Wie ging es weiter?«
    »Im Morgengrauen, alle waren ganz müde, manche haben an den Tischen geschlafen, haben sie dich gebracht.«
    »Weißt du noch, in welcher Verfassung ich war?«
    Maik sah aus, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht. Wenigstens seine Augen waren wieder klar. Nico nahm sich vor, behutsamer mit ihm umzugehen. Er war selbst als Kind nur knapp dem Tod entronnen und dann hatte er auch noch Fili gefunden. Sie konnte nicht ohne Ende auf seiner Seele Trampolin springen.
    »Was ich meine, ist: Konnte ich sprechen? War ich wach? Ansprechbar?«
    »Nö. Sie haben dich auf dem Weg zum Brocken gefunden, und alle, die noch irgendwie laufen konnten, sind erst mal in die Richtung weiter. Dich haben sie gleich mit dem Krankenwagen nach Halberstadt gebracht. Kiana ist mitgefahren. Trixi ist noch auf sie losgegangen und hat sie angeschrien. Es war ein Heidenlärm und ein Durcheinander. Trixi war wohl nicht ganz klar im Kopf und Zach auch nicht. Die wollten dich wachrütteln, aber du warst irgendwie … wie besoffen. Kein Wort rauszukriegen. Fili, hast du gefragt. Wo ist Fili? Dann ist Feyerabend, der Cop von Altenbrunn, dazwischen. Sonst hätte der Krankenwagen nicht abfahren können. Trixi brüllte wie am Spieß. Du hättest Fili entführt oder so was. Na ja, und dann sind sie wieder los, suchen.«
    »Und du?«
    »Ich wollte mit, aber die wollten mich nicht dabeihaben. Also bin ich alleine los. Ich wollte zum silbernen Grab, in die ganz andere Richtung. Ich hatte so ein Gefühl, dass ihr dort wart. Das Märchen, und eure Hexenbesen …«
    »Woher kanntest du das Märchen?«
    »Fili hat’s mir erzählt. Das neue. Das alte kannte ich ja schon. Ich hab ihr den Weg gezeigt, im Sommer.«
    Nico riss die Augen auf. »Du warst mit ihr da oben?«
    Natürlich. Irgendwer musste ihr den Weg gezeigt haben. Maik lächelte, ohne jedes Schuldbewusstsein.
    »Ja. Wir sind in die Gänge, aber nicht in alle. Fili wollte immer zu dem Ritter, aber ich wollte nicht, dass sie so tief reingeht. Ich hab ihr schließlich gesagt, den findet man erst, wenn es einem so richtig dreckig geht. Nur, damit sie endlich rauskommt.«
    »Und im Sommer ging es ihr noch gut.«
    »Ja. Ich denke mal.«
    »Und dann? Du bist also alleine zu dem alten Stollen.«
    Maik dachte nach. Wieder schleifte er mit den Sohlen über die Fliesen. Er tat sich schwer damit, das Folgende in Worte zu fassen.
    »Es gibt da einen Gang, den sind wir im Sommer nicht bis zum Ende. Ich hab gedacht, wenn Fili wo ist, dann da. Ich hatte eine Lampe dabei und hab sie gerufen, aber keiner hat geantwortet. Also bin ich tiefer rein, und tiefer. Es geht ein Stück nach unten und dann knickt der Tunnel ab nach rechts. Wenn man mit der Lampe reinleuchtet, dann funkelt es.«
    »Silbererz.«
    »Und da lag sie, hinter einem großen Stein. Ganz bleich und kalt. Neben ihr auf dem Boden lagen die Streichhölzer, die sie ganz abgebrannt hat. Und ein Buntstift, ein gelber, total angekokelt. Vielleicht wollte sie daraus eine Kerze machen oder so. Ich bin zu ihr hin und hab sie angefasst. Sie war kalt wie Stein. Das war … gruselig.«
    Er trank hastig seinen Tee aus.
    »Sie hat noch was an die Wand gemalt.«
    Nicos Herz zog sich zusammen. »Was?«
    »Ihr Bett. Wahrscheinlich war es das, woran sie zuletzt gedacht hatte. Sie wollte heim ins Bett. Da will ich auch immer hin, wenn mir alles zu viel wird.«
    Nico beugte sich vor. »War da noch was? Hat sie noch mehr gemalt?«
    »Nein. Hab nicht so drauf geachtet.«
    »Maik! Denk nach! Reiß dich zusammen!«
    Er zuckte mit den Schultern. Das Scharren seiner Füße wurde immer nervöser.
    »Ich weiß es nicht! Paar Buchstaben?«
    »Was für Buchstaben? Maik! Das ist wichtig!«
    Nicos Gedanken rasten. Fili hatte

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