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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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abzulenken. Er wollte sie auch nicht loswerden, dachte er und hatte ein schlechtes Gewissen, weil er überhaupt darüber nachgedacht hatte. Sie gehörte zu ihm. Immer noch. Auch wenn sie nicht mehr da war.
    Als Gaga bellte, riss sie ihn aus der Gedankenspirale und holte ihn ins Jetzt zurück. Hetzer hätte das kurze Bellen nicht weiter wichtig genommen, wenn nicht auch Emil im Stall Theater gemacht hätte. Er fauchte noch, als Hetzer in Richtung Tür ging. Das war seltsam. Normalerweise meldete er nicht, wenn er nachts im Stroh schlief. Es sei denn, es wäre jemand direkt aufs Grundstück gekommen oder hätte sich am Stall zu schaffen gemacht.
    Hetzer gab Gaga das Kommando, ihm direkt bei Fuß zu folgen, und verließ durch den Hauswirtschaftsraum den Anbau in Richtung Hof. Sofort schalteten die Bewegungsmelder alle Lampen rund um das Haus an. Gaga spitzte die Ohren. Emil meckerte nur noch ein bisschen unwirsch vor sich hin und freute sich, als Hetzer zu so ungewohnter Zeit in seinen Stall kam.
    „Ist doch gut, Emil“, beruhigte er den Ganter. „Hast du geträumt oder war hier jemand?“
    Er streute dem Tier ein paar Getreidekörner hin und schloss den Stall wieder ab. Er sah, wie seine Hündin entlang des Zauns witterte, zwischendurch stehenblieb und mit gespitzten Ohren horchte.
    Hier war jetzt niemand mehr, aber er hatte das Gefühl, dass dort jemand gewesen war. Vielleicht sogar näher, als er wollte.
    Die Paprika war inzwischen kalt geworden. Er stellte sie noch einmal kurz in die Mikrowelle und legte Holz nach. Gerade, als er sich wieder zu Tisch gesetzt hatte, klingelte es.
    „Das darf doch nicht wahr sein!“, sagte er zu Gaga, die ihn nicht hörte, weil sie bellend zur Tür gelaufen war.
    „N’Abend Wolf, störe ich?“
    Peter stand fragend in der Tür und sah Gaga skeptisch an.
    „Nee, komm rein, aber lass mich eben essen. Ich habe die Paprika schon zum zweiten Mal warm gemacht. Willst du einen Schluck Wein? Gaga, ab in deinen Korb.“
    Widerwillig gehorchte sie und ließ sich mit einem Brummen nieder, ohne Peter aus den Augen zu lassen.
    „Beißt die auch nicht?“
    „Kommt drauf an, ob du mich ärgerst“, lachte Hetzer, „oder aus ihrem Napf frisst. Sie ist so futterneidisch wie du. Möchtest du was von meiner Paprika?“
    „Nein danke, das ist mir hier zu gefährlich, außerdem hatte ich einen leckeren Döner in Minden. Da gibt es die besten.“
    „Und dafür fährst du extra nach Minden?“ Hetzer schüttelte den Kopf. „Der Sprit ist echt noch nicht teuer genug für solche wie dich.“
    „Vielen Dank für die Moralpredigt, Herr Umweltapostel. Hast du schon gehört, wie diese vielen Kaminofenemissionen die Luft schädigen? Also, was soll’s. Wir sind alle Störfaktoren fürs Ökosystem. Ach, und ich hatte noch vergessen zu erwähnen, dass ich meine Mutter im Grillepark besucht hatte. Es lag quasi auf dem Weg.“
    Hetzer kam sich doof vor. Manchmal sollte er sich lieber auf die Lippen beißen. Aber es gab genug Weggucker und Nichtssager. Dann lieber mal ein peinlicher Moment.
    „Sorry, das konnte ich ja nicht wissen, dass deine Mutter in Minden wohnt.“
    „Wie solltest du auch?“, grinste Peter. „Dafür hab ich es dir jetzt mal schön zurückgegeben, denn für dein verschwenderisches Heizen mit Holz hast du keine Ausrede – den Genuss mal ausgenommen. Was hast du denn für einen Wein?“
    „Das hier ist ein Zinfandel Rosé. Ich habe noch eine Flasche im Kühlschrank. Setz dich schon mal, aber Finger weg von meiner Paprika. Gaga sieht alles!“
    Peter nahm den größtmöglichen Abstand zum Hundekorb ein und setzte sich.
    Dieses Miststück verfolgte ihn immer noch mit halboffenen Augen.
    Jederzeit zum Sprung bereit.
    Die Paprika duftete köstlich. Gut, dass er satt war, sonst hätte er jetzt glatt mal probieren wollen. Mit dem Sattsein war es bei ihm allerdings so eine Sache. Das hielt nie lange an. Und so ein Duft beschleunigte den Vorgang.
    Hetzer kam mit Glas und Flasche zurück. Er schenkte Kruse ein und sich selbst nach. Er war froh, jetzt nicht allein sein zu müssen. Das lenkte von den Gedankenspiralen ab.
    „Warst du eben schon mal hier?“
    „Nö, wieso?“
    „Kurz bevor du gekommen bist, haben Gaga und Emil ein Mordsspektakel gemacht. Da dachte ich, du hättest vielleicht schon mal geklingelt und ich hätte nichts gehört, weil ich in der Küche war oder so.“
    „Nee, das war ich nicht. Ich bin jetzt erst gekommen. Aber ich glaube, es steht bei dir was vor der Tür.

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