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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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die Schuhe zu Hause sauber machen wollte, habe ich es gefunden, mit der Pinzette rausgezogen und sofort in die Tüte gesteckt.“
    „Sieht aus wie ein Stück Stoff von den Anzügen, die die KTU immer trägt“, überlegte Hetzer.
    „Das dachte ich auch“, nickte Nadja, „nur dass die Leute von der KTU noch nicht da waren. Die Wagen kamen gerade, als ich ging.“
    „Seltsam. Das könnte tatsächlich wichtig sein.“ Dickmann nickte ihr zu. „Ich gebe es ins Labor.“
    „Vielen Dank Frau Serafin. Im Hinblick auf Ihre rechtsmedizinische Karriere sehen wir von weiteren Schritten ab. Wenn Sie allerdings noch einmal an einen Leichenfundort kommen sollten, möchten wir Sie bitten, doch Ihre Neugier im Griff zu behalten.“
    „Eine Frage noch“, unterbrach Hetzer den Bückeburger Kollegen, „haben Sie auch wieder Fotos gemacht?“
    „Nein, ich wusste doch, dass Sie das fragen würden. Außerdem war es schon dämmerig. Den Kopf hätte ich eh nicht mehr fotografieren können. Das wäre nur mit Blitz oder Stativ gegangen. Ein Stativ hatte ich nicht, die Wasseroberfläche hätte das Blitzlicht zurückgeworfen. Und halbe Sachen mache ich nicht. Entweder Körper und Kopf oder gar nichts. Es wäre auch nur zu eigenen Zwecken gewesen. Egal, Sie hätten sie mir sowieso weggenommen.“
    „Das stimmt!“ Hetzer putzte sich die Nase. Sie war schon rot. In seiner Hose klingelte es.
    „Hat noch jemand weitere Fragen?“
    Hetzer hatte keine und er wollte unbedingt sehen, ob Mica ihn anrief. Darum ließ er die Kollegen mit Nadja sitzen und beeilte sich, ins Nebenzimmer zu kommen. Er zog das Handy aus der Tasche und schloss die Tür.

Die Untersuchung
    Winter 1978/79
    Susi freute sich auf Silvester, sie würde es bei Iris verbringen. Dort fühlte sie sich wohler als zu Hause. Zu Hause war mittlerweile alles schwierig. Zwischen Vater und Mutter, zwischen ihr und Mutter, zwischen ihr und Vater. Im Grunde kam niemand mit dem anderen klar, eine Tatsache, der sich niemand bewusst werden wollte.
    Susi hatte sich ganz in sich zurückgezogen. Lebte in ihrer Bücherwelt, meist auf dem Bett, und mied die Zusammenkunft mit den Eltern. Oder sie war weg, wenn sie durfte. Und das kam ganz auf die jeweilige Stimmung an.
    Doch heute war Silvester. Die Eltern hatten selbst etwas vor, Susi wurde schon am Nachmittag zu Iris gebracht. Sofort, wenn sie dort ins Haus kam, überwältigte sie das Gefühl von Gemütlichkeit. Es war wie Urlaub von der Realität.
    Susi schleppte ihre Tasche in Iris’ Zimmer, das fernab der Wohnung separat über der Garage lag. Auch darum beneidete sie Iris, denn ihre Freundin konnte so schön für sich sein. Laut Musik hören, Krach machen, ohne jemanden zu stören. Manchmal saß Iris’ Mutter auf der kleinen Treppe, die von der Zimmertür in den Raum führte. Zwei Stufen, um den Höhenunterschied auszugleichen. Susi liebte die Gespräche zu dritt, während Iris eher genervt war. Klar, sie hatte ihre Mutter immer um sich, aber Susi hatte keine solche Mutter, die mit ihr sprach. Susi wusste nicht mehr, ob das früher anders gewesen war, als sie klein war. Jetzt war ihre Mutter eine Meisterin des Schweigens. Wobei das Schweigen unterschiedlich sein konnte. Es gab das normale Schweigen, weil es nichts zu sagen gab und weil der Fernseher lief. Dann gab es das traurige Schweigen, weil Vater und sie gestritten hatten. Es war ein schwarzes, dunkles Schweigen, durch das Worte nicht hindurch gelangten, und es gab das eisige Schweigen, das sich gegen Susi persönlich richtete. Bei schlechten Noten oder erwischten Notlügen. Das konnte viele Tage anhalten und war so kalt, dass Susi lieber im Zimmer blieb, weil sowieso keine Antworten kamen.
    Iris’ Mutter war ganz anders. Warm, herzlich und verständnisvoll, so dass sie die Mädchen alleine ließ, wenn sie merkte, dass Iris sie loswerden wollte.
    An diesem Abend hatten Susi und Iris sich einiges vorgenommen. Eine Flasche Eiswein war aus Vaters Weinkeller mitgenommen worden. Susi hatte zwar keine Ahnung, wie der schmeckte, aber der Name war toll. Iris hatte schon vor geraumer Zeit eine fast volle Flasche Martini bianco, die augenscheinlich niemanden interessierte und die daher auch nicht vermisst wurde, beiseitegeschafft. Er roch ganz gut, fand Iris. Wahrscheinlich hätte ihre Mutter gar nichts dagegen gehabt, dass sie zu Silvester ein Gläschen tranken, aber so heimlich war es noch besser.
    Die Mädchen liebten Abba, die Beatles und ELO. Eine Mandarine auf einem Bleistift mit

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