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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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dem Henkersklotz liegt. Genau in diesem Augenblick eilte Raj Ahten nach Carris.
    Die Axt senkte sich, und allein sie war vielleicht imstande, sie noch aufzuhalten.
    »Carris ist fern«, sagte Saffira. »Wenn ich Gaben übernehmen und dorthin reiten soll, müssen wir uns sputen.«
    »Ich wäre Euch sehr verbunden«, sagte Borenson.
    Sie seufzte tief, als hätte sie einen Entschluß gefaßt. Mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme fuhr sie fort: »Mein Lord hat den größten Teil der Palastgarde abgezogen und in die Armee übernommen. Ich habe niemanden, der mich nach Carris begleiten, niemanden außer meinen Leibwachen, der mir den Weg zeigen könnte, außerdem, fürchte ich, benötige ich die Führung eines Soldaten aus Mystarria.«
    Borenson schwante, was nun folgte. Natürlich würde sie ihn brauchen. Eine Schar von Reitern aus Indhopal liefe Gefahr, in einen Hinterhalt durch mystarrianische Truppen zu geraten.
    Und Borenson war sich sehr wohl darüber im klaren, selbst wenn Saffira eine Waffenstillstandsstandarte mitführte, würden die Soldaten an den Grenzen diese vermutlich ebensowenig beachten wie die indhopalischen Gardisten.
    Sie brauchte ihn. Er hatte geglaubt, sie würde mit eintausend Mann an ihrer Seite reiten und ihm stände es nach Überbringen der Nachricht frei, sich wieder zu entfernen.
    Ernst und voller Bedauern sagte Saffira: »Pashtuk, Sir Borenson, würdet Ihr mich nach Carris begleiten? Würdet Ihr, in Kenntnis des Preises, in meine Dienste eintreten?«
    Borenson schwindelte. Natürlich war er als Führer ihre erste Wahl, ihre einzige Wahl, wenn sie Carris lebend erreichen wollte. Aber der Preis?
    Er war frisch verheiratet. Er liebte seine Frau. Er hatte die Ehe noch nicht vollzogen. Er war vaterlos aufgewachsen und hatte sich als Kind oft bitterlich gewünscht, er wäre nie geboren worden, statt ohne Vater aufzuwachsen. Daher hatte er auf einem Hochzeitstag insgeheim geschworen, sich erst zu seinem Weib ins Bett zu legen, wenn er überzeugt war, daß sie ihr Leben gemeinsam führen konnten.
    Genaugenommen war er, obwohl erst seit weniger als einer Woche verheiratet, geneigt zu behaupten, daß er Myrrima sogar liebte, so sehr, daß es eine Qual war. Trotzdem, aufgrund seiner strengen Vorstellungen von Liebe würden ihm diese Worte frühestens nach einem halben Dutzend Ehejahren über die Lippen kommen.
    In den südlichen Provinzen von Mystarria, auf der Insel, wo Borenson geboren worden war, erklärten nur Lords, die lange Zeit verheiratet und sich daher ihrer Hingabe sicher waren, den Damen ihre Liebe – auch wenn einem solche Erklärungen gegenüber einer Schankmagd oder einem Bauernmädchen vielleicht ein wenig leichter über die Lippen kamen, wenn es einen nach einem unerlaubten Abenteuer verlangte.
    Trotzdem, seine Männlichkeit aufzugeben! Schon bei der Vorstellung wurde ihm schwindelig, und er fühlte sich schwach wie ein kleines Kind. Schlimmer noch, sie erfüllte ihn mit dem Gefühl eines tiefgreifenden Verlustes, denn was wäre, fragte er sich, wenn ich die Liebe zu meinem Weib niemals vollziehen könnte?
    Bin ich dazu fähig? Wage ich dies, selbst wenn es um Mystarria geht?
    Pashtuk antwortete als erster. »Ich werde es tun, wenn Euer Hoheit dies für richtig hält.« Seine Antwort klang beherrscht, wurde jedoch mit einer gewissen Bedrücktheit vorgebracht.
    Borenson wich aus, suchte nach einem Ausweg. »Euer
    Hoheit«, entschuldigte er sich, »ich fürchte, das kann ich nicht.
    Im Gegensatz zu Pashtuk hier verfüge ich über keine Gaben der Muskelkraft oder des Durchhaltevermögens. Sollte ich meine Männlichkeit aufgeben, könnte ich keine sechs Meter weit reiten, geschweige denn sechshundert Meilen!«
    Pashtuk war ein Unbesiegbarer mit Gaben des Durchhaltevermögens und der Muskelkraft. Er konnte seine Männlichkeit aufgeben, und selbst wenn der Ritt ein paar Stunden später schmerzhaft werden würde, wäre er vermutlich in der Lage, ihn durchzustehen. Borenson dagegen wäre zu einem solchen Kraftakt niemals fähig.
    »Euch gegenüber«, sagte Saffira, »würde ich natürlich Milde walten lassen. Ich würde von der Erfüllung der Bedingungen absehen, bis ich bei meinem Lord eingetroffen bin.«
    Auf schnellen Pferden, überlegte er, würden sie Carris irgendwann am nächsten Tag erreichen, kurz vor Sonnenuntergang.
    Und bei Sonnenuntergang würde er den Preis bezahlen, vorausgesetzt, er erklärte sich bereit.
    Die Vorstellung raubte ihm den letzten Nerv. Doch er war ein

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