Schattenjäger
Versuch, sich zu verteidigen, auch nur einer von ihnen abermals die Kontrolle verlor, würde das sicher einen weiteren psionischen Sturm zur Folge haben.
Adun sagte nichts, stürmte nur vorwärts, die Arme ausgebreitet, den Kopf nach hinten geworfen, die Augen geschlossen. Ein strahlendes blaues Leuchten brach aus seinen Handgelenken hervor und schloss sich dann um seinen ganzen Körper. So etwas hatte Jake bereits gesehen, sogar schon selbst bewerkstelligt. Was jedoch als Nächstes geschah…
Das Leuchten breitete sich aus wie Rauch, bewegte sich voran, um die nun panische Reihe Dunkler Templer einzuhüllen, die, bis zum Ausbruch der Gewalt, auf das Schiff zugegangen waren. Jetzt rannten sie, so schnell sie konnten, und die blaue Wolke senkte sich über sie und nahm sie in sich auf.
Was tat Adun da? Wie tat er es? lagernd verband Jake seine Gedanken mit denen von Adun – und wurde zurückgeschleudert. Nicht von einem offenen Angriff, sondern von der bloßen Macht – und der vollkommenen Fremdartigkeit – dessen, was sein Freund irgendwie zustande brachte.
Jake spürte die Energien, die ihm aufgrund jahrhundertelangen Konzentrierens seines machtvollen Geistes vertraut waren. Aber da war noch etwas anderes, etwas seltsam Fremdes – vertraut und doch ganz anders als alles, was er kannte…
*
»Beide… er benutzt beide Arten von Energie – die bekannte Kraft der Templer und… dieses Schattenzeug der Dunklen Templer!«
»Exakt.«
»Aber… wenn die Energie der Dunklen Templer schon einmalbenutzt wurde… warum ist sie dann so gefürchtet, warum wird sie gemieden?«
»Sieh hin.«
*
Sich wieder erholend, konnte Jake nichts anderes tun, als seinen Freund in Ehrfurcht anzustarren. Was war es, das Adun da gelang? War es eine Art Durchbruch in der Anwendung psionischer Energie, die er da erreicht hatte?
Die Dunklen Templer waren offensichtlich so verblüfft wie alle anderen, aber sie verstanden es, sich zu schützen, und so eilten sie an Bord des Schiffes. Als auch die Letzten es fast geschafft hatten – eine Gruppe älterer Protoss und kleiner Kinder – begannen sich die elegant geschwungenen Tore des alten Xel’naga-Schiffes zu schließen.
Adun blieb stehen, den Rücken durchgedrückt, die Hände himmelwärts gereckt, die Augen jetzt wieder offen. Er war nun gänzlich in die strahlend blaue Wolke gehüllt, und während Jake hinsah, fing auch Aduns Rüstung an zu leuchten. Wie seine Hände… sein Gesicht -
Blaues Licht überall, strahlend, hell, zu grell, um hinzuschauen. Jake wollte den Blick abwenden, aber er brachte es nicht fertig, er musste ebenso ungläubig wie verwundert mit ansehen, wie Adun einem Stern am Nachthimmel gleich glühte, hell, herrlich, strahlend. Aber Sterne, die so hell leuchteten…
*
» … brennen aus«, hauchte Jake.
*
Grell, zu grell… Jake kniff die Lider zusammen, sah aber noch, was geschah. Er sah es, und für den Rest seines Lebens wunderte er sich darüber. Versuchte, es zu begreifen, aber das gelang ihm nicht. Aduns Gestalt glühte wirklich so strahlend hell wie eine Sternschnuppe, vergänglich in seiner Herrlichkeit, aber atemberaubend. Einen Moment lang kam das Licht aus ihm, aber dann verzehrte es den Exekutor vor Jakes Augen. Entsetzt musste er mit ansehen, wie sein Freund sich auflöste. Und im nächsten Augenblick war er verschwunden.
Ein geistiger Aufschrei des Entsetzens und der Pein brandete unter den versammelten Templern und dem Konklave auf. Und obgleich Jake es nicht spürte, wusste er doch, dass auch die Dunklen Templer wie betäubt waren, verwirrt und voller Schmerz. Das blaue Leuchten, das Adun mitgenommen hatte, als es verging, war nun vollständig verschwunden, und nur wenige Momente später richteten einige entsetzte Angehörige des Konklaves ihre Trauer auf jene Wesen, die sie, wie Jake erkannte, für seinen Tod verantwortlich machten.
» Geht! « , rief er den Dunklen Templern zu. » Beeilt euch! «
Sie lösten sich aus ihrer Erstarrung, und die letzten paar duckten sich rasch durch die Tür, ehe ihnen weiterer Schaden zugefügt werden konnte. Die Tür schloss sich genau in dem Moment, als die Ersten des wütenden Konklaves es die Rampe hinaufgeschafft hatten. Die Türbarriere schirmte die Verbannten sicher gegen den Zorn ihrer früheren Brüder und Schwestern ab, schloss sie ein wie in eine Gruft. Ihr Schicksal lag nun in den Händen der Götter.
Nichts war von Aduns Körper übrig geblieben. Jake
Weitere Kostenlose Bücher