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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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Untergang geweiht.
    Ein nur in den Köpfen zu vernehmendes Wehklagen hob an, und Ladranix geriet einen gefährlichen Moment lang ins Straucheln.
    Entsetzen. Pein. Trauer – schmerzhafte, herzzerreißende Trauer. Was sollten sie tun? Wie sollte es weitergehen? Sie waren allein, allein, so allein…
    Es gab nichts mehr zu tun, außer zu kämpfen. Flieht!, sandte Ladranix mit all der Kraft, die noch in ihm war.
    Die schockierten Protoss erholten sich und verstreuten sich in alle Winde.
    Verbissen töteten Ladranix und die anderen weiter, in der Hoffnung, die paar Sekunden, ein paar Augenblicke herauszuschinden, die anderen das Leben retteten.
    Sein eigenes Leben und das seiner Kampfgefährten aber war, das wusste er, verloren.
     
    KAPITEL EINS
     
    In der Dunkelheit herrschte Ordnung.
    Ihre Zuflucht war unantastbar. Sie war die Königin all dessen, was sie überblickte – und ihr Blick reichte weit.
    Was jene, die ihr dienten, wussten, war auch ihr Wissen. Was sie sahen, war auch ihre Sicht. Was sie fühlten, waren ihre Gefühle. Einigkeit, absolut und vollkommen, schauderte entlang ihrer Nervenbahnen, raste durch ihr Blut. Eine Einigkeit, die bei den Niedersten und Gemeinsten ihrer Schöpfung begann… und bei ihr endete.
    »Alle Wege führen nach Rom«, so lautete ein Sprichwort, an das sie sich erinnerte, aus jener Zeit, da sie zerbrechlich schwach gewesen und ihr mächtiger Geist in menschliches Fleisch gehüllt war, eine Zeit, da sich ihr Herz noch erweichen ließ von Dingen wie Loyalität, Ergebenheit, Freundschaft und Liebe. Es bedeutete, alle Pfade führten zur Mitte hin, zum Wichtigsten auf der Welt.
    Sie, Kerrigan, Königin der Klingen, war das Wichtigste auf der Welt eines jeden Zerg, der da flog, kroch, glitt oder lief. Jeder Atemzug, jeder Gedanke, jede Bewegung der Zerg, von den hundeartigen, tierhaften Kreaturen bis hin zu den mächtigen Overlords, fanden nur statt, weil es ihr gefiel. Alles lebte, um ihr zu gefallen.
    Alle Wege führten nach Rom.
    Alle Wege führten zu ihr.
    Sie regte sich an dem feuchten, dunklen Ort, ließ Schwingenspielen, die scharf und knochig und bar einer Flughaut waren, so wie sie als Menschenfrau den Kopf gedreht hätte, um eine Verspannung im Nacken zu lösen. Die Wände pulsierten und sonderten eine zähe, klebrige Substanz ab, und sie war sich dessen ebenso bewusst wie der Larven, die in den Kokons schlüpften, und der Tatsache, dass sie ein Overlord auf einem fernen Planeten war und eine neue Linie in das Ganze aufnahm.
    Und sie war sich ihrer Unzufriedenheit bewusst.
    Kerrigan erhob sich und schritt umher. Sie wurde allmählich ungeduldig. Vor ihrer Ankunft als ihre Königin, das wusste sie, hatten die Zerg eine Mission gehabt. Zu wachsen, zu absorbieren, perfekt zu werden, wie ihre Schöpfer es gewollt hatten. Ihre Schöpfer, gegen die sie sich gewandt hatten, weil sie nicht den Hauch eines Gewissens besaßen.
    Sarah Kerrigan aber begriff das Konzept eines »Gewissens«. Es hatte Momente gegeben, selbst in dieser herrlichen neuen Inkarnation, da hatte dieses Gewissen sie gezwickt. Sie betrachtete dies nicht als Schwäche, sondern als Vorteil. Wenn man so dachte wie seine Feinde, konnte man sie leichter bezwingen.
    Auch unter ihrer Führung verfolgten die Zerg diese Mission noch. Aber sie hatte etwas Neues in sie eingebracht: die Freude an Rache und Sieg. Und viel zu lange schon war sie nun gezwungen gewesen, sich auszuruhen, sich zu erholen, ihre Wunden zu lecken und auf die ursprüngliche Mission zurückzugreifen. Gewiss, sie war nicht müßig gewesen während der vergangenen vier Jahre. Sie hatte sich hier auf Char ausgeruht, hatte neue Welten entdeckt, die ihre Zerg erkunden und ausbeuten konnten. Die Zerg waren aufgeblüht unter ihrer Führung, waren gewachsen, hatten sich fortentwickelt und verbessert.
    Aber sie hatte Hunger. Und dieser Hunger ließ sich nicht stillen, indem sie von Planet zu Planet zog und die Erbanlagen der Zerg neu erschuf und verbesserte. Sie dürstete nach Taten, nach Rache,danach, ihren Verstand – der schon als der eines Menschen scharf gewesen und jetzt in seinen Fähigkeiten überragend war – mit dem ihrer Widersacher zu messen.
    Arcturus Mengsk, selbst ernannter »Kaiser« des Terranischen Dominions – sie hatte es vorher genossen, mit ihm zu spielen, und sie würde es wieder genießen. Deshalb hatte sie ihn bei ihrem letzten Aufeinandertreffen am Leben gelassen, deshalb hatte sie ihm ein paar Krumen hingeworfen, um sicherzustellen,

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