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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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war oder nicht richtig vermitteln konnte, was sie wollte oder wen sie zu sprechen wünschte, könnten Ihre Anrufe am Empfang abgewimmelt worden sein. Aber dem können wir natürlich, wie Ryan sagt, jederzeit nachgehen.«
    Endlich griff Bracco nach seinem Kaffee und nahm einen Schluck. Er war nur noch lauwarm, und der Inspector verzog das Gesicht.
    »Stimmt etwas nicht, Inspector?«, fragte Allstrong.
    Bracco streckte die Hand aus und machte das Aufnahmegerät aus. Er beschloss, ein letztes Mal im Dreck zu wühlen. »So scheinen wir nicht weiterzukommen, meine Herren. Ich bin in dem Eindruck hierhergekommen, dass Sie uns bei diesen Mordermittlungen behilflich sein wollen, aber ich kann leider keine große Kooperationsbereitschaft erkennen. Ehrlich gestanden, kommen Sie mir sogar ziemlich ausweichend vor für zwei Männer, die nichts zu verbergen haben.«
    »Das ist doch vollkommen absurd«, protestierte Loy. »Wir haben jede Frage beantwortet, die Sie uns gestellt haben. Tatsache ist schlicht und einfach, dass Mister Allstrong außer dem, was er Ihnen erzählt hat, nichts über die Bowens weiß. Er leitet ein riesiges Unternehmen mit Niederlassungen in aller Welt. Da hat er nicht die Zeit, sich mit derartigen Lappalien zu befassen. Verstehen Sie mich nicht falsch, Inspector, wir bedauern Mister Bowens Verschwinden und was seiner Frau zugestoßen sein mag. Aber auch nur anzudeuten, es könnte ein konkreter Zusammenhang zwischen Allstrong Security und diesen Vorfällen bestehen, ist schlicht und einfach absurd.«

    »Dem kann ich mich nur anschließen«, fügte Allstrong hinzu.
    »Na dann.« Bracco schob seinen Stuhl zurück. »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.«

    Um fünfzehn Uhr fünfzehn stand Abe Glitsky vor einem Monitor in dem winzigen Elektronikraum zwischen zwei ähnlich kleinen Vernehmungszimmern, die von einem engen Gang abgingen, der auf der anderen Seite durch eine Glaswand vom Bereitschaftsraum des Morddezernats abgeteilt war. »Ich gebe auf«, sagte er zu Debra Schiff. »Was ist das?«
    »Das, Sir, ist Ihr Kopf von oben.«
    Glitsky schaute noch einmal auf den Bildschirm. Er trug sein ergrauendes Haar sehr kurz. Er beugte sich vor und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Sieben-Zoll-Bildschirm. »Könnte sein. Jedenfalls könnte ich nicht beweisen, dass er es nicht ist.«
    »Sehen Sie irgendwelche anderen identifizierbaren Teile Ihres Gesichts?«
    »Nein.« Er wandte sich ihr zu. »Das ist alles, was die Kamera da drinnen aufgenommen hat?«
    »Ja, Sir.«
    »Mein Gott.« Glitsky verließ den Elektronikraum, machte einen Schritt nach links und betrat wieder das Vernehmungszimmer, das er eine Minute zuvor verlassen hatte.
    Das Zimmer war einszwanzig auf einsfünfzig Meter groß, so dass man eigentlich nur von einer Besenkammer sprechen konnte. Es hatte keine Fenster. Verdächtige in Mordermittlungen wurden oft zur Vernehmung in diese Zimmer gebracht, wo man sie allein lassen und theoretisch beobachten konnte, wie sie zappelten oder Selbstgespräche führten oder
sonst Dinge taten, die sie möglicherweise belasteten und vor Gericht zulässig waren. Das Problem dabei war, dass die Kamera, die alle diese Aktivitäten aufnehmen sollte, geschickt in der Decke versteckt war und das Zimmer so klein war, dass das einzige Bild, das von der Kamera festgehalten wurde, die Kopfoberseite des Verdächtigen war. Wie Schiff Glitsky gerade demonstriert hatte.
    »So hat das keinen Sinn«, sagte Schiff. »Wir brauchen unbedingt ein anderes Zimmer.«
    »Aber ist das denn nicht das neue Zimmer?« Glitsky hatte Recht. Das ganze Morddezernat war erst vor etwas mehr als einem Jahr vom dritten Stock in den vierten umgezogen. Neu gestaltet und angeblich auf dem neuesten Stand der Technik. »Aber Sie haben vollkommen Recht, es ist ein bisschen klein. Wer hat die Pläne dafür abgesegnet?«
    »Niemand. Und das ist das eigentliche Problem. Im Raubdezernat gibt es zwei Kollegen, die als Nebenjob Umbauten hier im Gebäude vornehmen.«
    »Wir haben das gar nicht ausgeschrieben?«
    Schiff lachte. »Soll das ein Witz sein? Wir haben Angestellte, die für die Wartung des Gebäudes zuständig sind. Wenn wir das ausschreiben, steigt uns die Gewerkschaft aufs Dach. Weil wir ihnen die Jobs wegnehmen.«
    »Und warum haben wir es dann die Jungs von der Gebäudewartung nicht machen lassen?«
    »Weil sie gesagt haben, dass sie mit der Wartung drei Jahre im Rückstand sind und uns fünfundsiebzigtausend Dollar aus

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