Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
ironische Ton von Laniers Feststellung war unüberhörbar. In Polizistenkreisen war Glitsky für zwei Dinge berüchtigt: Er duldete und benutzte keine Gossenausdrücke, und er hasste jeden Umgang mit den Medien, gleich welcher Art. Leider machte Letzterer etwa fünfundachtzig Prozent seines Jobs aus.
    Mit einem fest in seinem Gesicht verankerten Ausdruck resignierter Geduld setzte sich Abe Glitsky zurück und schlug, rechten Knöchel auf linkem Knie, ein Bein über das andere. »Also. Was gibt’s?«
    Lanier sah kurz seine zwei Inspectors an, dann wandte er sich wieder Glitsky zu. »Möglicherweise haben wir einen Serienmörder.«
    »Ah«, sagte Glitsky. »Und von denen hatten wir schon länger keinen mehr.«
    »Daher die Panik«, sagte Lanier, »die Frank so gern verhindern würde. Jedenfalls hielt ich es für das Beste, wenn Darrel und Debra Sie im Schnelldurchgang auf den neuesten Stand bringen, und dann können Sie entscheiden, wo wir genau stehen und was zu tun ist, wenn es brenzlig wird.« Er nickte seiner Inspektorin zu, die den Liebreiz ihres Gesichts, allerdings mit mäßigem Erfolg, zu kaschieren versuchte, indem sie die meiste Zeit betont grimmig dreinschaute. »Debra, möchten Sie den Anfang machen?«
    »Gern.« Sie saß leicht vornübergebeugt da, die Ellbogen
auf den Knien, die Hände ineinander verschränkt. Sie hob das Kinn und veränderte ihre Haltung ein wenig, so dass sie jetzt Glitsky ansah. »Für sich allein genommen, macht das Ganze nicht viel her. Letzten Mittwoch wurde ich in den frühen Morgenstunden in den Mish gerufen. In einer Durchfahrt gleich um die Ecke vom Makeout Room war eine Leiche gefunden worden. Ein Weißer, ordentlich gekleidet, die Geldbörse noch in seiner Gesäßtasche. Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen sechsunddreißig Jahre alten ehemaligen Navy-SEAL namens Arnold Zwick. Keine Vorstrafen, ledig, auch sonst ohne Anhang, zur Zeit arbeitslos. Offensichtlich ist er aber erst vor kurzem aus dem Irak zurückgekehrt, wo er für Allstrong Security gearbeitet hat, ein Sicherheitsunternehmen mit Stammsitz in San Francisco.«
    »Was genau hat er im Irak gemacht?«, fragte Glitsky.
    »Was ehemalige Army-Typen dort drüben so machen. Auf eine entsprechende Nachfrage bei Allstrong hin hat man mir mitgeteilt, ihre Hauptaufgabe besteht im Moment daran, den Flughafen von Bagdad zu sichern. Aber was aus Zwick geworden ist, konnten sie mir nicht sagen. Der Büroleiter sagte, sie hätten gedacht, er könnte im Irak umgekommen sein, weil er eines Tages einfach verschwunden war. Nur dass wir inzwischen wissen, dass er hierher zurückgekommen ist. Und verschiedene Zeugen, mit denen ich gesprochen habe - Nachbarn, mit denen er sich angefreundet hatte -, sie schienen den Eindruck zu haben, dass er eine Menge Geld hatte. Aber es ist auf keinem Bankkonto, das ich finden konnte, und nachdem in seiner Wohnung auch kein Bargeld war, könnte Raub nach wie vor als Motiv infrage kommen. Entweder das oder er hatte das Geld gut versteckt.«

    »Halten Sie es für möglich«, fragte Glitsky, »dass er im Irak von Allstrong Geld gestohlen hat?«
    Sichtlich froh über die Frage, nickte Debra Schiff. »Das war auch meine erste Vermutung, Sir. Insbesondere unter Berücksichtigung der Todesursache.«
    »Und die war?«
    »Jemand hat ihm das Genick gebrochen.«
    »Dafür musste der Betreffende erst einmal nahe genug an ihn rankommen«, sagte Glitsky. »Was nicht so ganz einfach ist.«
    »Es ist sogar noch schwerer, wenn man Zwicks militärische Ausbildung berücksichtigt und die Tatsache, dass es keinerlei Spuren gab, dass es zu einem Kampf kam oder dass der Mörder eine Waffe hatte. Und Zwick war schwer bewaffnet. In einer Scheide an seinem Bein hatte er ein Messer und in seiner Jackentasche eine Fünfundvierziger. Beides war noch da, als ich ihn mir ansah.«
    »Dann war also sein Mörder ebenfalls Mitglied einer Eliteeinheit«, sagte Glitsky. »Wahrscheinlich gehen Sie jetzt davon aus, dass er von Allstrong beauftragt worden war, das Geld wiederzubeschaffen.«
    Debra Schiff nickte. »In diese Richtung gingen meine Gedanken, bis mich Marcel gestern anrief und mir von Darrels jüngster Entdeckung erzählte.«
    Glitsky wandte seine Aufmerksamkeit Bracco zu. »Ich höre.«
    »Drei Kleinganoven, alle vorbestraft. Alle drei jung, kräftig und bewaffnet. Am Samstagabend im Tenderloin unterwegs, um einen draufzumachen. Alle drei mit bloßer Hand getötet. Könnte doch sein, dass sie lediglich den Falschen

Weitere Kostenlose Bücher