Schattenkampf
sie vertrieben haben.«
»Entweder das, Mister Gurung, oder es gab nicht wirklich einen konzertierten Angriff, wenn sie nicht einmal in der Lage waren, aus weniger als hundert Meter Entfernung stehende Fahrzeuge zu treffen. Möglicherweise handelte es sich
bei dem Angriff lediglich um Salutschüsse, mit denen etwas gefeiert werden sollte. Das ist in Bagdad an der Tagesordnung. Was halten Sie davon?«
»Das ist nicht auszuschließen.«
In diesem Moment begannen mehrere der schwarz gekleideten Kämpfer über eine freie Fläche auf die irakischen Behausungen zuzulaufen. »Sie greifen an, Herrgott nochmal! Das ist absolut verboten. Wo ist Jack Allstrong? Er muss diese Operation abblasen. Ich muss ihn auf der Stelle sprechen. Glauben Sie, Sie könnten das veranlassen?«
Fassungslos angesichts Tuckers unübersehbarem Ärger, sagte Gurung: »Selbstverständlich. Warten Sie bitte hier. Ich versuche, ihn zu erreichen.« Ohne allzu große Eile ging der Mann zu einem kleinen gemauerten Bau direkt hinter dem Tor, der aussah, als wäre er erst vor kurzem errichtet worden. Er griff nach einem Telefon.
Währenddessen wirbelte Tucker zu dem Mann herum, mit dem er zuerst gesprochen hatte. »Wer sind Sie?«, fuhr er ihn an.
»Ich bin Ramesh Bishta.«
»Also, Mister Bishta, während wir hier auf Mister Allstrong warten, können Sie mir erklären, warum das hier so endlos dauert? Warum können Sie die Fahrzeuge nicht schneller abfertigen?«
»Wegen der Fahrer?«, erklärte Bishta. »Die meisten sprechen kein Englisch. Es ist schwierig.«
»Natürlich sprechen sie kein Englisch. Es sind hauptsächlich Iraker. Sie liefern irakische Waren, erledigen irakische Geschäfte. Haben Sie hier am Tor niemanden, der Arabisch spricht?«
»Nein, Sir. Bedaure, leider nicht.«
»Und was ist mit Dolmetschern?«
»Auch nicht. Irgendwann vielleicht.«
Tucker hielt die Hände seitlich an den Kopf und drückte gegen seine Schläfen. Er hatte in den letzten zwei Wochen persönlich die Übergabe von fast sechs Millionen Dollar an Allstrong Security beaufsichtigt, und da konnte Jack Allstrong keinen einzigen irakischen Arbeiter finden, der Arabisch mit den Irakern sprechen konnte, die auf seinen Flughafen mussten? Ganz zu schweigen davon, dass er entgegen aller Bestimmungen seine privaten Kommandoeinheiten dafür bezahlte, offensive Militärschläge gegen die Zivilbevölkerung durchzuführen. Tucker war schon lange zu der Überzeugung gelangt, dass Allstrong mit der chaotischen Lage im Irak Schindluder trieb, aber langsam dämmerte ihm, dass er die Dinge bisher noch viel zu rosig gesehen hatte.
Mr. Gurung kam zurück und teilte Tucker mit, dass Mr. Allstrong unterwegs sei. Endlich wurde das vorderste Auto am Tor abgefertigt und fuhr auf das Flughafengelände. Die Kommandoeinheit schien vorerst am Rand der Siedlung haltgemacht zu haben. Diese Gelegenheit ergriff Tucker, um Gurung nach den Hunden zu fragen.
»Wie bitte?« Der unerschütterlich höfliche Wachmann zuckte mit den Schultern.
»Die Bombenspürhunde. Eigentlich müssten sie doch hier am Tor sein und die Autos kontrollieren. Die Kofferräume.«
»Nein. Solche Hunde habe ich bisher nicht gesehen. Vielleicht demnächst.« Immer noch lächelnd, die Hilfsbereitschaft in Person, bat Gurung darum, ihn kurz zu entschuldigen. Er ging zu Bishta, und nach einer kurzen Unterredung gingen die zwei Männer zu ihren Kollegen und wechselten mit diesen ein paar Worte. Daraufhin traten sie fast sofort
vom nächsten Fahrzeug in der Schlange zurück und winkten es durch. Und dann das nächste. Und das nächste ebenfalls. In die Schlange kam Bewegung.
Nachdem Tucker das eine Weile mit angesehen hatte, stellte er sich vor das nächste Auto, das an der Reihe war, und hielt es mit erhobener Hand an. Der Fahrer drückte auf die Hupe, aber Tucker behielt seine Hand oben und hinderte ihn am Losfahren. »Mister Gurung!«, brüllte er. »Was soll das? Erst lassen Sie diese Leute stundenlang warten, und jetzt lassen Sie sie einfach passieren?«
Das brachte ein verdutztes Stirnrunzeln in Gurungs Gesicht. »Mister Bishta hat gesagt, Sie hätten ihm gesagt, die Schlange soll schneller abgefertigt werden.«
»Ja, schon … aber Sie können sie doch nicht einfach durchwinken, Herrgott nochmal! Sie müssen sich trotzdem ihre Papiere zeigen lassen und die Fahrzeuge kontrollieren. Vielleicht können Sie hier ja ein paar Iraker auftreiben, zumindest einen Dolmetscher, irgendjemanden, der Arabisch spricht. Sie kriegen
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