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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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oder? Außerdem war ich ihm gegenüber nicht fair. Ich sollte ihm schreiben, was in mir vorgeht.«
    »Und was geht in dir vor?«
    »Dass wir vielleicht doch eine Chance haben, wenn er bereit ist, es noch einmal mit mir zu versuchen. Aber das kann nur in der Zukunft sein, wenn er zurückkommt, falls er zurückkommt. Bis dahin will ich mich auf nichts mehr einlassen - bis wir Gelegenheit haben zu sehen, was tatsächlich zwischen uns ist. Hört sich das für dich fair an?«
    »Ich bin, was diese Frage angeht, nicht ganz unvoreingenommen«, sagte er. »Für mich hört es sich so an, als hättest du gerade gesagt, dass du dich im Moment nicht mehr auf ihn einlassen willst.«
    »Wir haben uns vor fünf Monaten getrennt, Ron.« Sie holte Atem. »Was hast du hier draußen wirklich gemacht?«
    »Den Abend genossen, die Gerüche, das Fehlen von Geschützfeuer.« Er schaute zu ihr hoch. »Außerdem habe ich
gehofft, du könntest vielleicht nicht schlafen und würdest mich hier sehen und rauskommen, so dass ich dich wiedersehen würde. Und dich vielleicht wieder an die Tür begleiten.«
    Nach einem Moment sagte sie: »Das könntest du.«

6
    Am folgenden Montagmorgen um neun Uhr dreißig betrat in San Francisco Deputy Chief of Inspectors Abe Glitsky das Morddezernat. Darrel Bracco, einer von Glitskys ersten Protegés schaute von dem Bericht auf, den er gerade tippte, und verschüttete fast seinen Kaffee, als er aufsprang, salutierte und »Stillgestanden!« brüllte.
    Glitsky spürte die Narbe in seinen Lippen, als diese sich in dem seltenen Drang zu lächeln spannten. Aber am Ende kam das Lächeln wie üblich doch nicht heraus. Natürlich schauten einige der Inspectors im Raum auf, aber keiner von ihnen kam ihm auf die militärische Tour. Nur Bracco stand immer noch erwartungsvoll da. Offensichtlich wusste er etwas über die Gründe, aus denen Lieutenant Marcel Lanier, der Leiter des Morddezernats, den Deputy Chief einbestellt hatte. »Marcel hat mich beauftragt, nach Ihnen Ausschau zu halten, Sir. Ich wollte ihn gerade warnen, dass Sie hier sind.«
    Glitsky blieb stehen. »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er irgendetwas Unerlaubtes tut?«
    »Man kann nie wissen«, sagte Bracco. Er begann neben Glitsky herzugehen und nickte einer Kollegin zu. Inspector Debra Schiff stand auf, und Bracco fuhr, wieder an Glitsky gewandt,
fort: »Schiff war heute Morgen schon fast eine Stunde bei ihm drinnen - bei geschlossener Tür. Wenn man sie so ansieht, käme man nie auf die Idee, dass sie so laut redet.«
    Schiff nahm Verschiedenes von ihrem Schreibtisch, nickte Glitsky zu und erwiderte beiläufig: »Leck mich doch, Darrel.«
    Glitsky ging einfach weiter, Bracco und Schiff folgten ihm. An Laniers offener Tür klopfte er. Der Lieutenant, er hatte die Füße auf dem Schreibtisch, telefonierte gerade und winkte alle in sein Büro. Sein neues Büro im Obergeschoss war mindestens doppelt so groß, wie das Kabuff, das er (und vor ihm Glitsky) einen Stock tiefer gehabt hatte. Vor seinem Schreibtisch war Platz für mindestens ein halbes Dutzend Personen, und an der Rückwand mit der »Aktive Mordfälle«-Tafel lehnten vier Klappstühle. Glitsky klappte einen von ihnen auf und forderte die zwei Inspectors auf, sich ebenfalls welche zu nehmen.
    »Verstehe«, sagte Lanier ins Telefon. »Ja, Sir. Deshalb habe ich Abe gebeten, zu uns zu kommen und sich alles anzuhören. Nein.« Er verdrehte genervt die Augen. »Mir ist klar, dass wir nicht wollen …« Er hielt den Hörer von seinem Ohr fort, so dass Glitsky die Stimme Frank Batistes, des Chief of Police, hören konnte. Egal, worum es sich handelte, die Sache hatte bereits eine gewisse Brisanz. »Ja, Sir«, wiederholte Lanier in der nächsten Pause, »genau so haben wir uns das gedacht. Werde ich. Ja, Sir.« Endlich legte er auf, setzte die Füße auf den Boden, brachte den Oberkörper an den Schreibtisch und stützte die Ellbogen darauf. »Das war der Chief.«
    »Den Eindruck hatte ich auch«, sagte Glitsky. »Wie geht es Frank an diesem wunderschönen Morgen.«
    »Frank macht sich Sorgen um unsere Bürger. Er fürchtet, sie könnten in Panik geraten.«

    »Und warum sollten sie das?«
    »Na ja, das ist der Grund, weshalb ich Sie gebeten habe, persönlich herzukommen, denn die Medien werden sich bestimmt wie die Geier darauf stürzen, wenn die Sache publik wird. Außerdem weiß ich nur zu gut, wie begeistert Sie über jede Gelegenheit sind, Ihr Gesicht in eine Kamera halten zu dürfen.« Der

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