Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart

Vom Netzwerk:

überfallen haben, zum Beispiel den Kerl, der Zwick umgebracht hat.
Aber das ist natürlich ein bisschen arg weit hergeholt, meinen Sie nicht auch?«
    »Für etwas weit hergeholt halte ich eher, dass er hiergeblieben sein sollte, falls es jemand von Allstrong war.«
    »Hier gibt es keine Allstrong-Leute«, sagte Debra Schiff. »Sämtliche Mitarbeiter sind im Irak. Hier haben sie nur ein winziges Büro drüben beim Candlestick, mit einer Geschäftsführerin und zwei Sekretärinnen. Keine von ihnen kannte Zwick persönlich. Und das glaube ich ihnen auch.«
    »Andererseits«, flocht Lanier ein, »könnten wir es auch mit einem echten Irren zu tun haben, der darauf abfährt, Leute mit bloßen Händen umzubringen. Bei diesen Tenderloin-Bimbos haben wir zwei Genickbrüche, und dem dritten wurde die Nasenscheidewand ins Gehirn gerammt. Bisher konnten wir aber keinerlei Zusammenhang zwischen Zwick und diesen drei Typen herstellen. Keinem der Opfer war etwas gestohlen worden.«
    Glitsky kratzte sich an der Wange. »Wie viel Genickbruchmorde hatten Sie in den letzten zwanzig Jahren, Marcel?«
    Der Lieutenant nickte. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Abe. Und zu jedem von diesen sehr wenigen kam es im Lauf einer Schlägerei. Bei diesen Kerlen gibt es allerdings kaum Anzeichen eines Kampfs. Das Problem ist, dass die Presse bereits an der Sache dran ist - ich habe heute Morgen zu Hause einen Anruf gekriegt und Frank auch -, und sie lecken sich wegen des möglichen Serienmörders schon die Finger.«
    Glitsky kaute eine Weile auf der Innenseite seiner Backe herum. »Und bei Allstrong engagieren sie für ihre Sicherheitsaufgaben im Irak ehemalige Seals und solche Typen?«

    »Das nehme ich mal an«, sagte Schiff. »Sie haben tolle Prospekte, aber, wie gesagt, eigentlich kein Personal.«
    »Trotzdem sollten wir unser Hauptanliegen nicht aus den Augen verlieren«, schaltete sich Lanier ein. »Wir wollen das hier nicht zu einem Serienmörder auswalzen, der die Stadt unsicher macht. Frank würde sich bedanken.«
    Aber Glitsky stand bereits auf. »Ich habe in fünfzehn Minuten meine Montagspressekonferenz, der ich wie immer mit großer Freude entgegensehe, Marcel. Ich werde diesen Schwelbrand auf jeden Fall so lange unter Kontrolle halten, bis wir den nächsten Genickbruch kriegen.«
    »Was werden Sie ihnen erzählen?«, fragte Lanier.
    »Ich werde sagen, dass ich mich zu einem laufenden Ermittlungsverfahren nicht weiter äußern darf, als darauf hinzuweisen, dass es unverantwortlich wäre, Gerüchte über einen Serienmörder in Umlauf zu bringen, wenn es keinerlei Beweise gibt, die diese Vermutung stützen. Und keines der Opfer ist in irgendeiner Weise prominent. Wir haben drei tote Kleinganoven und einen toten arbeitslosen Weißen im Mish. So etwas ist bedauerlich, aber es passiert nun mal. Das wird das ganze Tamtam wie von selbst verstummen lassen.«
    »Selbst wenn alle vier auf das Konto desselben Täters gehen?«, bemerkte Bracco.
    »Wenn es so wäre«, sagte Glitsky, »müsste ich davon ausgehen, dass er längst über alle Berge ist und nicht mehr zurückkommt.«

7
    Major Charles Tucker, der Senior Auditor für Luftverkehrsfragen, verließ die Grüne Zone ebenso ungern wie jeder andere. Aber in den letzten zehn Tagen, seit Ron Nolan mit seiner Zwei-Millionen-Forderung im Keller des Republikanischen Palasts aufgetaucht war, hatte er weitere drei Komma drei Millionen in bar an Allstrong Security abgezeichnet - alles genehmigt von Colonel Kevin Ramsdale, dem Koordinator der Luftstützpunkt-Sicherheitsdienste.
    Jack Allstrong war viermal persönlich an Tuckers Schreibtisch erschienen und hatte ihm geduldig erklärt, dass er sich, wenn er weiter den Geldbedarf infrage stelle, offensichtlich nicht über das Ausmaß der Aufgabe im Klaren sei, die zu erfüllen sich Allstrong Security verpflichtet habe. Schon allein die Flächenausdehnung des Bagdader Flughafens BIAP war mit hundertdreißig Quadratkilometern gigantisch. Ein so umfangreiches Areal auch nur halbwegs zu sichern - und das auch noch in einem feindlichen Land -, war ungeheuer aufwendig. Außerdem brauchte Allstrong umgehend Geld, um die Autos und Lkw kaufen zu können, die erforderlich waren, um, wie in seinem jüngsten Kontrakt vereinbart, im ganzen Land die neuen Dinare auszuliefern. Des Weiteren benötigte er mehr Geld für die Bombenspürhunde, für sein umfangreiches Personal und für das Essen der ständig wachsenden Zahl seiner Mitarbeiter.
    Trotz der Gefahren, die