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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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mit jedem Verlassen der Grünen Zone einhergingen, hatte Tucker beschlossen, sich selbst ein Bild davon zu machen, was am BIAP eigentlich vor sich ging. Er verließ den Republikanischen Palast am frühen Nachmittag und wurde, in Uniform, von einem aus drei Mercedes bestehenden
Konvoi durch die Stadt zum Flughafen hinaus chauffiert. Bemannt war der Konvoi mit KBR-Wachmännern, die - die Absurdität blieb ihm nicht verborgen - nur mit Seitenwaffen ausgestattet waren. Trotzdem wurde es fast vier Uhr, bis sie den ersten Flughafenkontrollpunkt erreichten.
    Wie immer befand sich vor seinem Konvoi eine lange Schlange von Fahrzeugen, die alle darauf warteten, durchsucht zu werden und ihre Papiere überprüft zu bekommen. Bei diesem Tempo würde Tuckers Konvoi frühestens in einer Stunde durchgelassen werden. Um Zeit zu sparen, beschloss er deshalb, auszusteigen und sich zu Fuß auf das Flughafengelände zu begeben. Mit ein bisschen Glück hätte er seine informelle Inspektion beendet, bevor sein Konvoi überhaupt bis zum Tor kam. Dann brauchten sie nur zu wenden und konnten ohne großes Theater die Rückfahrt nach Bagdad antreten.
    Doch kaum war er ausgestiegen, hörte er Gewehrfeuer. Kein fernes Gewehrfeuer, was in Bagdad an der Tagesordnung und oft relativ harmlos war, sondern in unmittelbarer Nähe. Es schien aus dem Areal zu kommen, das links von ihm an den Ostrand des BIAP grenzte. Im Gegensatz zur Westseite des Flughafens, die an den Euphrat grenzt und in flaches, unstrukturiertes Ackerland übergeht, das nach und nach zu Wüste wird, war das Niemandsland auf der Ostseite eng bebaut, hauptsächlich mit den allgegenwärtigen niedrigen, erdbraunen Behausungen, die so viele von Bagdads Vororten prägten und in denen, wusste Tucker, Hunderte von Saddam Husseins ehemaligen Beamten wohnten. Gewehrfeuer in diesem Bereich verhieß nichts Gutes. Aber wenn es auf das Viertel beschränkt blieb, brauchte es ihn nicht unbedingt zu interessieren.

    Tucker, der sich geduckt an der sicheren Seite der Fahrzeugschlange entlangbewegte, hatte das Tor fast erreicht, als er merkte, dass das Gewehrfeuer aus nächster Nähe kam. Er blieb stehen und sah eine Handvoll Männer an den Barrikaden entlanglaufen, die vor der Umzäunung errichtet worden waren. Alle der schwarz gekleideten Männer hatten ihre Gesichter verhüllt - das verriet Tucker, dass sie keiner regulären Militäreinheit angehörten. Alle trugen Gewehre und Munitionsgürtel, und sie feuerten in die Wohngebiete hinein.
    Geduckt sprintete Tucker zum Tor, wo vier Männer - ebenfalls schwer bewaffnet und in identischen dunklen Kampfanzügen - postiert waren. Die Schüsse, die hinter ihnen fielen, schienen sie nicht zu interessieren. Tucker ging auf den ersten von ihnen zu. »Hey!« Er hob die Hand. »Major Charles Tucker. Was ist da drüben los?«
    Der Mann - er war kein Amerikaner - schaute über seine Schulter und dann wieder auf Tucker. Er zuckte mit den Schultern und begann mit einem gestelzt korrekten britischen Akzent zu sprechen. »Wir wurden von dort drüben beschossen. Jack Allstrong hat unseren Leuten den Befehl erteilt, die Aufständischen auszuschalten.«
    »Sie greifen sie an?«
    »So scheint es, ja.«
    »Das dürfen Sie nicht. Es verstößt gegen die Bestimmungen.«
    Wieder zuckte der Mann mit den Schultern. »Mister Allstrong hat sie losgeschickt.«
    »Dann schaffen Sie Mister Allstrong her, damit er sie wieder zurückruft. Sie können mit nicht-militärischem Personal keine Offensive durchführen.«
    Ein anderer Mann, mit dem gleichen Akzent wie der erste,
löste sich von seinen Kameraden und blieb vor Tucker stehen. »Gibt es ein Problem, Sir?«
    »Und ob es ein Problem gibt.« Tucker deutete auf die Schützen. »Ich nehme an, diese Männer arbeiten für Allstrong. Wer führt hier das Kommando?«
    »Ich.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Khadka Gurung.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus Nepal.«
    »Also, Mister Gurung. Ich bin Major der US Army. Private militärische Kräfte dürfen keine aufständischen Gruppen angreifen.«
    »Aber wir wurden als Erste unter Beschuss genommen. Von dort drüben.« Er deutete in die Richtung des Wohnviertels.
    »Auf Sie wurde gefeuert?«
    »Ja, Sir.«
    Tucker deutete. »Wurde jemand in dieser Autoschlange getroffen?«
    »Ich glaube nicht. Nein, Sir.«
    »Aber die Autos standen einfach da, so wie jetzt?«
    »Richtig.«
    »Und keines wurde getroffen.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Und niemand schießt jetzt von dort drüben.«
    »Nein. Wir müssen

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