Schattenkampf
Ron.«
»Klar kannst du das.« Nolan deutete auf das MG. »Ich kann hervorragend mit diesem Ding umgehen.«
»Daran zweifle ich nicht im Geringsten«, entgegnete Evan, »aber du darfst nur eine Seitenwaffe benutzen.«
Mit einem Lächeln, das er immer dann einsetzte, wenn er jemanden entwaffnen wollte, trat Nolan vor Evan und flüsterte ihm ins Gesicht: »Hast du das neulich nicht gerafft, Mann? Diese Bestimmung ist nicht von euch. Das ist die Empfehlung für die Sicherheitsunternehmen. Es ist nicht euer Bier. Jede Wette, dass Fields nichts dagegen hat.« Er drehte sich um. »Habe ich Recht, mein Junge.«
Der junge Soldat zögerte nicht eine Sekunde. »Absolut.«
»Um Fields geht es hier nicht«, sagte Evan, als die Männer von den anderen Humvees neugierig auf sie zukamen.
»Mir geht es aber um mich, Lieutenant«, sagte Fields. »Es ist einfach nicht in Ordnung, dass ich die ganze Zeit da oben stehe. Wenn Mister Nolan mal übernehmen will, würde ich sagen, danke, nett von ihm, und lassen Sie uns losfahren.«
Evan wollte nicht, dass der Streit im Beisein seiner anderen Männer eskalierte. Nolan hatte ihm gerade einen Rettungsring hingeworfen, der seine Autorität retten und den Respekt seiner Gruppe bewahren konnte. Und vielleicht stimmte sogar, was er sagte. Vielleicht war es eine Richtlinie, die nur für die privaten Sicherheitsdienste galt und die Army nicht betraf.
»Na schön«, sagte Evan schließlich und deutete mit dem Finger auf Fields. »Ausnahmsweise, Greg.«
Inzwischen waren Evan und seine mächtig angefressenen Männer in einem Bagdader Viertel namens Masbah, wo Nolan sich mit einem Clan-Oberhaupt treffen sollte, der ein Freund Kuvans war. Den Kontrollpunkt an der Zufahrt zu der breiten Hauptverkehrsstraße, auf der sich der Verkehr staute, hatten sie bereits passiert. Die Ladengeschäfte auf beiden Seiten wichen hohen Bürobauten. Fußgänger umschifften Straßenhändler, deren Stände vom Gehsteig auf die Straße hinausragten.
Im Gegensatz zu vielen früheren Fahrten durch die Stadt waren sie diesmal auf gelegentliche Anzeichen unterschwelliger Feindseligkeit gestoßen. Kinder, die noch eine Woche davor um Süßigkeiten bettelnd neben dem Konvoi hergelaufen waren, hielten jetzt Abstand und bewarfen die Fahrzeuge in einigen Fällen sogar mit Steinen und Beschimpfungen. Ältere »Kids«, in vieler Hinsicht nicht vom bewaffneten und extrem gefährlichen Feind zu unterscheiden, hatten sich zu kleinen Gruppen zusammengeschart, die den vorbeifahrenden Konvoi in missmutigem Schweigen beobachteten. Die hohe und beständig wachsende Todesrate von Zivilisten, die voreiligen Konvoi-MG-Schützen zum Opfer gefallen waren - was in Evans Augen trotz aller Tragik häufig verständlich war -, begann die breite Bevölkerung zu infizieren. Und in einer Stammesgesellschaft wie dem Irak, in der der Tod eines Sippenangehörigen vom ganzen Stamm gerächt werden muss, fürchtete Evan, dass sich die konzentrischen Kreise der Vergeltung - aller politischen und militärischen Anstrengungen zum Trotz - jederzeit bis zu ihnen ausdehnen könnten.
Als Evan jetzt mit Nolan am MG durch die Stadt fuhr, war er mehr als nervös. Er wusste beim besten Willen nicht, was seine Pflicht war. Er hatte keine Anweisungen hinsichtlich
seiner konkreten Aufgabe erhalten, und es gab keinen ranghöheren Offizier über ihm, der ihm sagte, wie er sich zu verhalten hatte. Hätte er Nolan Paroli bieten und ihm verbieten sollen, das MG zu bemannen, was die Kluft zu seinen Leuten noch weiter vertieft hätte? Sollte er ihn weiter dort oben mitfahren lassen und hoffen, dass sich das Problem von selbst löste? In diese Überlegungen spielte mit hinein, dass ihm seit der nicht genehmigten Razzia in unmittelbarer Umgebung des BIAP alles an Nolan aufregte.
Je länger Evan darüber nachdachte, desto weniger fand er diesen Angriff zu rechtfertigen, und umso mehr erschien er ihm als eine Spielart von Mord. Er war lange genug Polizist gewesen, um empfänglich für solche Nuancen zu sein, zumal die Razzia eindeutig in einer zumindest dunkelgrauen Zone stattgefunden hatte. Falls das Haus, das Nolan und seine Gurkhas plattgemacht hatten, tatsächlich als militärisches Ziel ausgewiesen worden war, hätte dann nicht eine Militäreinheit den Schlag ausführen müssen? Selbst wenn das Haus voller AK-47s und Sprengstoff tatsächlich ein Aufständischennest gewesen sein sollte, wurde Evan das Gefühl nicht los, dass der Angriff eher Züge einer persönlichen
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