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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Wageninnere zurück und sagte zu Greg Fields - der hinter dem Fahrer saß und oben am MG hätte sein sollen, wo jetzt Nolan war -, er solle sie suchen und dem immer näher kommenden Fahrer ins Gesicht leuchten. Eigentlich war diese Maßnahme für Nachteinsätze gedacht, aber vielleicht funktionierte sie auch bei Tag.
    Evan kramte in seiner Einsatztasche auf dem Boden und zog das Drucklufthorn heraus, das sie für solche Fälle dabeihatten. Erstaunlicherweise schien es selbst nach mehreren Monaten der Besatzung noch Leute zu geben - selbst ganze Familien -, die einfach mit ihren Autos losfuhren, um Einkäufe oder Besorgungen zu erledigen und dabei so ins Reden oder Streiten gerieten, dass sie die warnenden Handzeichen erst sahen, wenn es zu spät war.
    Mit dem Lufthorn in der Hand streckte sich Evan wieder durchs Fenster und schaute kurz nach oben. Nolan stand inzwischen nicht mehr hoch aufgerichtet da, und seine Hände hatten sich um die Griffe des Maschinengewehrs gelegt. »Halt, Nolan! Noch nicht! Warte auf meinen Befehl!«
    Das Auto war in zehn Sekunden auf fast zehn Meter herangekommen und schien weiter zu beschleunigen. Wie im
Rest der zivilisierten Welt schien es auch im Irak genügend Autofahrer zu geben, denen vor dem Vakuum zwischen zwei Fahrzeugen graute. Sogar im hellen Sonnenschein und dem von der Windschutzscheibe reflektierten Licht konnte Evan sehen, dass Fields seine Blendlampe direkt auf den Fahrer gerichtet hatte. Er selbst hielt das Luftdruckhorn nach draußen und gab einen durchdringenden Hupton damit ab.
    Aus dem Funk krächzte es: »Hier wird es immer enger, Sir. Kommen zum Stehen.«
    Evan beobachtete das näher kommende Auto - fuhr es endlich doch langsamer? Gut, es hatte rechtzeitig angehalten, Gott sei Dank. Alles schien sich in Wohlgefallen aufzulösen. Er glaubte, die Zeit zu haben, um einen kurzen Blick nach vorn zu werfen. Er drehte sich mit dem Oberkörper und wollte Pisoni gerade sagen, er solle auf den Gehsteig fahren - die Fußgänger müssten eben Platz machen, ob es ihnen passte oder nicht. Onofrio bremste, und sie kamen zum Stehen.
    Alles blieb ruhig. Evan atmete erleichtert auf.
    Und dann, mit einem irren Kampfschrei, eröffnete Ron Nolan das Feuer.

    Das Auto explodierte nicht.
    Schon das allein genügte, um ernste Bedenken in Evan zu wecken. Das und der Umstand, dass Sekunden, bevor Nolan zu schießen begonnen hatte, die hektische Botschaft der Blendlampe und des Lufthorns beim Fahrer des Wagens angekommen war und das Fahrzeug eindeutig angehalten hatte. Erst als die erste MG-Salve einschlug, setzte es sich wieder in Bewegung - war der Fuß des toten Fahrers vom Bremspedal gerutscht? -, und jetzt kam es, während Nolan unbeirrt weiter draufhielt, sogar noch schneller auf sie zu, bis es gegen das
Heck von Evans Humvee krachte und bebend zum Stehen kam.
    »Die Fahrzeuge nicht unbewacht lassen!« Evan versuchte, seine wachsende Panik aus seiner Stimme zu halten. »Am Steuer bleiben! MGs besetzen! Wer ist Ihr Beifahrer, Gene? Gut, dann schicken Sie Reese zu uns nach hinten.« Und dann an Fields auf dem Rücksitz gewandt: »Sie kommen mit mir!«
    Zuerst schien es auf der Straße gespenstisch still zu werden, doch schon als er mehr aus dem Auto fiel als stieg, merkte Evan, dass der Lautstärkepegel um sie herum kontinuierlich anschwoll. Hinter ihnen, auf dem Gehsteig, schrie und jammerte ein Mann, neben dem eine reglose Gestalt auf dem Gehsteig lag - eine oder mehrere von Nolans Kugeln hatten anscheinend einen Passanten am Straßenrand getroffen. Das war möglicherweise unvermeidlich gewesen, sobald das Feuer eröffnet worden war, aber es hatte zur Folge, dass sich die Lage noch mehr zuspitzte.
    Vom Straßenrand schrie ihn ein Mann auf Englisch an. »Er hat angehalten! Er hat angehalten!« Inzwischen näherten sich Evan und auf der anderen Seite Fields und Reese mit großer Vorsicht dem zerschossenen Pkw. Obwohl die Windschutzscheibe zersprungen war und die anderen Fenster voll roter Spritzer waren, war nicht auszuschließen, dass im Innern des Wagens noch jemand am Leben war und eine Waffe hatte, und vielleicht war sogar eine Bombe darin versteckt, die noch nicht explodiert war.
    Evan erreichte die Beifahrertür und öffnete sie vorsichtig, dann sagte er über Funk zu Pisoni: »Gene. Sehen Sie zu, dass Sie jemanden erreichen, und melden Sie, was hier passiert ist. Geben Sie unsere Position durch und sagen Sie ihnen, wir
brauchen dringend Verstärkung, am besten gestern. Alles, was

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