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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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ganze Zeit dort drüben stehen? Es ist ja fast, als ob du Angst vor mir hättest?«
    »Habe ich auch. So viel ich haben muss.«
    »Wie viel ist das?«
    »Das hängt davon ab, wie sehr du, nachdem mit Ron Schluss ist, wieder zurück bei mir bist.«
    Sie wartete ein paar Sekunden, und dann überbrückte sie die Distanz zwischen ihnen. Sie sah wieder zu ihm hoch, und jetzt kam auch noch sein Geruch dazu, so nah war sie ihm. »Tut es weh, wenn ich die Narbe berühre?«, fragte sie.
    »Es ist nur eine Narbe.« Aber er senkte den Kopf, damit sie sie sehen konnte. Fast ein perfekter Kreis, immer noch leicht eingedellt.
    Langsam streckte sie die Hand aus und hob sie an seinen Kopf. Sobald sie ihn berührte, gab etwas in ihren Beinen nach. Tränen sprangen in ihre Augen, als sie die Umrisse der Narbe
nachzog, und sie unternahm keinen Versuch, sie zurückzuhalten. Evan senkte den Kopf, lehnte sich an sie.
    Sie hob auch die andere Hand an sein Haar und umschloss seinen Kopf mit beiden Händen.
    Sich an sie klammernd, die Arme hinter ihr, ging er vor ihr in die Knie, sein Gesicht seitlich an ihren Oberschenkel gedrückt. Doch dann führten ihn ihre Hände an seinem Kopf, und sie zog ihn wieder hoch und an sich. Seine Hände packten sie von hinten, zogen sie an ihn, während sie sich an ihn drückte. Dann schob sie ihn kurz behutsam von sich, nur lang genug, um aus ihren Kleidern schlüpfen zu können, bevor sie ihn wieder wie zuvor an sich zog.
    Über kurz oder lang lag sie auf dem Boden, die Beine um seinen Hals geschlungen, bis der Ansturm von Blut und Hitze, den sie nur mit ihm erlebt hatte, sie überwältigte, und an seinem Mund war ihr Geschmack und sein eigener Schrei, und alles, was zwischen ihnen gewesen war, kam zurück und kam noch einmal, bis sie beide auf dem Boden hingestreckt waren, erschöpft und befriedigt, und in jeder Hinsicht vereint.

15
    Der maßgebliche Teil von Jack Allstrongs E-Mail, auf den hin Nolan aktiv geworden war, hatte gelautet: »Wenn die CPA die Regierungsgeschäfte an die Iraker übergibt, wird Uncle Sam über zwei Komma vier Milliarden - richtig, Milliarden - in eingeschweißten Hundertern hierherschaffen. Das sind achtundzwanzig Tonnen in grünen Scheinen, Ron, fast alle für Infrastruktur und Wiederaufbau bestimmt, also
für uns. Meine Anweisung an dich lautet, so viele qualifizierte Leute anzuheuern, wie du finden kannst. Ab sofort.«
    Nolan kam gerade von zwei äußerst erfolgreichen Tagen zurück. In den Bars im Umkreis verschiedener kalifornischer Militärstützpunkte - Pendleton, Ord, Travis - hatte er für Allstrongs aktuelle und neu hinzukommende Aufgabenbereiche im Irak vier Männer rekrutiert. Obwohl die Tätigkeit für Allstrong gefährlich und anspruchsvoll war, ergriffen ehemalige Offiziere, die sich im Zivilleben langweilten oder pleite waren, bereitwillig die Gelegenheit, ihre Karrieren, ihre Selbstachtung und ihren Kontostand wieder auf Vordermann zu bringen und die speziellen Fähigkeiten, die ihnen beim Militär so gute Dienste erwiesen hatten, wieder nutzbringend anzuwenden.
    Und sie wurden nirgendwo dringender benötigt als in Anbar. Wie Jack Allstrong im August prophezeit hatte, entpuppte sich der Wiederaufbau der Hochspannungsleitungen in dieser Provinz als eine wahre Goldgrube für das Unternehmen, aber er forderte auch einen hohen Preis an Menschenleben. Inzwischen kamen bei diesem jüngsten Auftrag Allstrongs über vierhundert Männer zum Einsatz, und die ursprünglich dafür veranschlagten vierzig Millionen waren im Lauf der letzten sieben Monate auf über hundert Millionen gestiegen. 2003 war Allstrong Security, wie Jack gern erwähnte, das am schnellsten wachsende Unternehmen der Welt, das dank Uncle Sams Großzügigkeit und Jacks Geschick, auf dem Chaos des Wiederaufbaus zu surfen, sogar Google auf die Plätze verwies.
    Allerdings hatte die Firma in Anbar bereits sechsunddreißig von Kuvan Krekars Leuten verloren. Infolge des davon
ausgehenden Abschreckungseffekts geriet Kuvans Nachschub an Arbeitskräften merklich ins Stocken. Außerdem hatte Kuvan ernsthafte Konkurrenz bekommen - von einem gewissen Mahmoud al-Khalil, der nicht nur billigere Arbeiter vermittelte, sondern Kuvans Leute vermutlich auch terrorisierte und sogar umbrachte, um andere davon abzuhalten, für ihn zu arbeiten. Warum? Damit Mahmoud anstelle Kuvans die extrem hohen Barprovisionen einstreichen konnte. Nach dem frühzeitigen Ableben seines Paterfamilias in Menlo Park würde Mahmoud allerdings

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