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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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war, um etwas mitzunehmen, was kam dann als Motiv noch infrage?
    Er konnte es sich nicht erklären.

    Im Arbeitszimmer setzte er sich an den Schreibtisch, legte die Beretta darauf und starrte lange auf den Computer. Als er das Telefon aus der Feststation nahm, ertönte der Signalton, der anzeigte, dass Nachrichten eingegangen waren. Er gab sein Passwort ein.
    Die erste Nachricht war von einer unüberhörbar zutiefst bestürzten, aber gefassten Tara; sie hatte am Montagabend angerufen. »Ron. Evan Scholler hat mich heute in der Schule besucht. Wir hatten ein langes Gespräch, und er hat mir Verschiedenes erzählt, was mich ziemlich schockiert hat - was das war, weißt du wahrscheinlich selbst am besten.
    Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, außer dass ich mich zutiefst verletzt und hintergangen fühle. Und missbraucht. Ich verstehe nicht, wie du mich so belügen konntest. Ich spreche dir diese Nachricht ganz bewusst auf Band, weil ich nicht mehr mit dir reden, geschweige denn dich sehen möchte. Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast. Es erscheint mir einfach nicht vorstellbar, dass jemand so gemein und selbstsüchtig sein kann. Ich bedaure zutiefst, dass du so bist, wie du bist, Ron, aber nicht, was ich sage. Ruf mich nicht an. Komm nicht vorbei. Lass mich in Frieden. Und das meine ich auch.«
    Er war noch nicht dazu gekommen, einen klaren Gedanken zu fassen, als übergangslos bereits die nächste Nachricht begann. Der Anruf war diesen Morgen eingegangen, vor etwas sechs Stunden. »Mister Nolan. Hier spricht Jacob Freed. Ich bin Special Agent des Federal Bureau of Investigation und wollte fragen, ob Sie ein paar Minuten Zeit hätten, um über eine Routineangelegenheit, die nationale Sicherheit betreffend, mit uns zu sprechen. Ich drücke mich bewusst etwas vage aus, denn Sie werden sicher verstehen, dass es heutzutage angeraten ist, bestimmte Dinge nicht am Telefon zu besprechen.
Wenn Sie mich vielleicht anrufen könnten, um einen Termin zu vereinbaren, sobald Sie nach Hause kommen; andernfalls werde ich in den nächsten Tagen noch einmal versuchen, Sie zu erreichen. Meine Nummer ist …«
    Als Nolan aufhängte, saß er, den rechten Arm ausgestreckt, die Hand auf der Beretta, mehrere Minuten nur reglos da. Schließlich ließ er die Maschinenpistole los, und seine Hand wanderte zur Maus. Sobald er das Icon »Meine Bilder« sah, wurde ihm klar, dass es ein Fehler gewesen war, den Ordner nicht zu löschen. Aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Als er unter Verlauf nachsah, stellte er fest, dass zwei Tage zuvor tatsächlich jemand den Ordner geöffnet hatte - an eben dem Montag, an dem Tara mit Evan Scholler gesprochen hatte.
    Auch wenn es möglicherweise schon zu spät war - allerdings sah er nicht ganz ein, wieso eigentlich -, hielt er es für besser, die Datei jetzt zu löschen, damit das FBI, wenn sie anrückten und nachsahen …
    Nur dass es schon lange nicht mehr möglich war, etwas wirklich zu löschen. Experten konnten alles wieder von der Festplatte zurückholen.
    Trotzdem verharrte sein Finger über der Maus, als er auf eins der vielen Fotos starrte, die er von Khalils Haus gemacht hatte, als er sich mit Fragen des Zugangs und Wegkommens befasst hatte. Ein Mausklick, und zumindest vorerst wäre das alles weg.
    Er setzte sich abrupt auf und kniff die Augen zusammen. Dann nahm er die Hand von der Maus. Er war plötzlich zu der Einsicht gelangt, dass es besser war, die Bilddatei nicht zu löschen. Den Speicherchip in der Digitalkamera in der Schreibtischschublade müsste er allerdings herausnehmen und verschwinden
lassen. Mit dem Nagel des Zeigefingers gegen seine Schneidezähne tippend, saß er eine geschlagene Minute wie in Trance da und dann noch eine.
    Egal, von welcher Seite man es betrachtete, es war ein perfekter Plan.
    Er griff wieder nach dem Telefon.

    »Spreche ich mit Agent Freed?«
    »Am Apparat.«
    »Agent Freed, meine Name ist Ron Nolan. Sie haben mir wegen einer nationalen Sicherheitsangelegenheit eine Nachricht hinterlassen und mich gebeten, wegen eines Termins anzurufen.«
    »Ja, Sir, das ist richtig. Danke, dass Sie zurückrufen.«
    »Ich glaube eher, ich bin derjenige, der Ihnen zu danken hat, Sir. Ich komme gerade von einer Geschäftsreise zurück. Während meiner Abwesenheit war jemand in meinem Haus. Eigentlich wollte ich deswegen die Polizei anrufen, doch dann erhielt ich Ihren Anruf. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber ich erledige, wie soll ich sagen, zum Teil

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