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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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erfahren hätte, nachdem ich im Supermarkt deiner Mutter begegnet war.«
    »An Weihnachten.«
    Sie nickte. »Ja.«

    »Und er hat dir erzählt, vorher nichts davon gewusst zu haben?«
    »Nichts. Ich schwöre es dir, Evan. Nein, er hat es geschworen. Dass er nichts davon gehört hat.«
    »Davon hören musste er auch nichts, Tara. Er war ja dabei. Er hat die ersten Schüsse abgegeben.«

    Spinoza schenkte ihnen beiden eine Tasse Kaffee ein und nahm Evan in den Garten hinaus mit, damit sie Leesa und die vier Kinder nicht störten, die sich im Fernsehzimmer einen Film ansahen. Die Luft, es bliebe mindestens noch eine halbe Stunde hell, war warm und aromatisch. Die zwei Männer setzten sich an einen Gartentisch unter einem rankenbewachsenen Spalier. »Und«, begann Spinoza, »hast du deinen Drogendealer schon gefasst?«
    »Noch nicht«, sagte Evan. »Er ist zur Zeit nicht in der Stadt.«
    »Alles eine Frage des Timings«, sagte Spinoza.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Evan, »das Timing ist zwar wichtig, aber auch der Ort spielt eine wichtige Rolle. Ein Zentimeter weiter links oder rechts, und schon sieht die Sache gleich ganz anders aus. Jedenfalls, ganz schön gruslig die ganze Sache.«
    »Mach bloß keine Dummheiten, Ev«, warnte der Lieutenant. »Wenn du glaubst, an der Sache ist wirklich was dran, dann hetz diesem Kerl die Drogenfahndung auf den Hals.« Spinoza blies auf seinen Kaffee und nahm einen Schluck. »Auch von mir gibt es übrigens Neuigkeiten. Du erinnerst dich doch an Mister Khalil, über den wir beim Mittagessen gesprochen haben? Seit ein paar Stunden ist es amtlich, dass Mister Khalil künftig zwei Ermittlungsbehörden beschäftigen
wird. Erinnerst du dich noch an die Frage, ob es eine Splittergranate war? Also, das FBI hat inzwischen zweifelsfrei festgestellt, dass das Zimmer mit genau so einem Ding in die Luft gejagt wurde und dadurch dann der Brand ausgelöst wurde. Deshalb haben sie jetzt auch ihre Finger im Spiel, obwohl es auch so aussieht, als wären Mister Khalil und seine Frau vorher mit Kopfschüssen getötet worden, mit Neun-Millimeter-Geschossen.«
    Evans Miene musste etwas verraten haben. Spinoza stellte abrupt seine Kaffeetasse auf den Tisch. »Was?«
    »Nichts«, sagte Evan.

    Evan verließ Spinozas Haus tief frustriert. Er hatte geplant - gehofft -, dem Lieutenant das Bild aus Nolans Computer zeigen zu können, aber er konnte ihm unmöglich sagen, wie er daran gekommen war - dass er bei jemandem eingebrochen war -, und damit war sein schlecht durchdachter Plan vollends zum Scheitern verurteilt. Deshalb fuhr Evan jetzt zu Khalils zerstörter Villa, vergewisserte sich, dass es sich dabei tatsächlich um das Haus auf dem Foto handelte, und beschloss, die Diskette einfach an das FBI zu schicken. Das FBI hatte Nolan sicher in seiner Datenbank und kannte seine Vorgeschichte. Das Gute an diesem neuen Plan war, dass sowohl ATF als auch FBI dafür bekannt waren, in Sachen angemessenes Vorgehen und berechtigter Grund nicht lange zu fackeln. Wenn sie zu der Überzeugung gelangten, dass Nolan die Khalils ermordet hatte, und vor allem, wenn ein Irak-oder Terrorismusbezug gegeben war, würden sie sicher eine Möglichkeit finden, Nolan zu vernehmen und vielleicht sogar sein Haus zu durchsuchen, so dass sie die Granaten, die übrigen Bilder und die Waffen entdecken würden. Auf jeden
Fall hätten sie Nolan auf ihrem Radar, wenn sie die Diskette erhielten. Danach wäre es nur eine Frage der Zeit, bis er ihnen ins Netz ging.
    Inzwischen war es draußen dunkel geworden. Evan holte Eis aus dem Kühlschrank, füllte einen großen Becher zu gleichen Teilen mit Wodka und Orangensaft und ging damit zu dem Resopaltisch in seiner Küche. Sein Schädel dröhnte, und die hellen Lichtpunkte an den Rändern seines Gesichtsfelds kündigten eine weitere Migräne an. Er hatte bereits zwei Vicodin genommen, und sobald er den letzten Punkt erledigt hätte, müsste er ins Bett, wenn er am nächsten Tag in der Lage sein wollte, zum Dienst zu erscheinen.
    Er zog blaue Gummihandschuhe an und griff nach dem selbstklebenden braunen Umschlag. Er brauchte eine Weile, um mit der linken Hand auf einen Zettel Nolans Adresse und auf den Umschlag die Adresse des FBI zu schreiben. Aber schließlich war er zufrieden - die Schrift war leserlich, aber nicht als die seine zu identifizieren. Er steckte den Zettel mit Nolans Adresse zusammen mit der Diskette in den Umschlag, zog den Schutzstreifen ab und verschloss das Kuvert. Dann zog er

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