Schattenkampf
passiert wäre, verlieren würde.«
»Und genau das ist jetzt passiert.«
»Das kann ich nicht so stehen lassen, Tara. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er überleben würde. Ich dachte nicht, dass es eine Rolle spielen würde.«
»Darum geht es doch gar nicht, Ron. Du hast mich auf übelste Weise belogen und hintergangen. Alles, was wir getan haben, war falsch, begreifst du das denn nicht? Wenn du es nicht ertragen konntest, dass mir Evan, selbst wenn er gestorben wäre, noch etwas bedeutet hätte, wie hätte dann das mit uns - mit dir und mir - jemals etwas werden sollen?«
»Da war doch etwas zwischen uns.«
»Nein, da war eben nichts. Das ist ja das Schlimme daran. Wir haben uns angeblich gegenseitig vertraut. Das wird jetzt nie mehr so sein. Begreifst du das denn nicht?«
»Wegen dieses einen Fehlers?«
»Du begreifst es wirklich nicht, hm?«
»Ich hatte einfach schreckliche Angst, die Frau, die ich liebe, zu verlieren, und deshalb wollte ich, dass wir etwas Zeit miteinander verbringen könnten, und zwar ohne diesen ständigen Störfaktor deines verwundeten Ex-Freunds, der möglicherweise sowieso nicht mehr lebend nach Hause gekommen wäre.«
»Das ist also, was Evan deiner Meinung nach für mich war, ein Störfaktor?« Die Türkette klirrte, und die Tür ging die wenigen Zentimeter, die die Kette zuließ, auf. »Ich werde dich nicht mehr länger durch die Tür anbrüllen. Ich möchte nur, dass du gehst. Du machst mir inzwischen richtig Angst, hast du verstanden?«
»Wie könnte ich dir Angst machen, T.? Ich flehe dich doch nur an, mir zuzuhören, mir eine zweite Chance zu geben.« Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. »Ist es seinetwegen?«
»Meinst du, ob ich ihn noch liebe? Das weiß ich nicht. Ich habe aus den Augen verloren, wer er war, und jetzt weiß ich nicht, was ich empfinde. Was ich aber weiß, ist, dass du mir Angst machst. Und warum? Weil du gelogen hast. Auf der ganzen Linie gelogen.«
»Ich habe einmal gelogen, T. Ein einziges Mal. Um zu versuchen, das zu schützen, was sich zwischen uns angebahnt hat. Das ist alles.«
»Nein, ist es nicht, Ron. Was war zum Beispiel mit Masbah?«
»Was soll damit gewesen sein?«
»Dass du auf diese unschuldige Familie das Feuer eröffnet hast. Ich habe dich gegoogelt und alles darüber gelesen. Du hast das Ganze ins Rollen gebracht.«
Nolan ließ den Kopf hängen, wischte sich wegen der Hitze den Schweiß von der Stirn. »Ich habe den Konvoi zu schützen versucht. Ich dachte, in dem Auto säße ein Selbstmordattentäter. Du hättest dabei sein sollen. Jedenfalls kann ich mich nicht entschuldigen für das, was ich getan habe.«
»In dem Bericht stand, sie hätten schon lange angehalten.«
»Du darfst nicht alles glauben, was du liest. Es stand Spitz auf Knopf, und wenn ich zwei Sekunden länger gewartet hätte, hätten wir alle tot sein können.«
»Die meisten von euch sind sowieso gestorben. Wie stehst du dazu?«
»Das war nicht meine Schuld. Was ich damit sagen will, ist doch nur: Wenn ich das Feuer zu früh eröffnet habe, wobei ich nicht sage, dass ich das getan habe, dann ist es aus purer Vorsicht geschehen.«
»Ron. Du hast eine unschuldige Familie komplett ausgelöscht! Lässt dich das völlig kalt?«
»Ganz im Gegenteil, T. Wenn ich nur daran denke, wird mir ganz zweierlei. Aber ich müsste lügen, wenn ich behauptete, dass ich unter den gegebenen Umständen nicht wieder genauso handeln würde. Ich musste in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen, bei der es um Leben und Tod ging, und ich habe mich dafür entschieden, meine Leute zu schützen.«
»Das sieht Evan aber völlig anders, Ron. Und er war auch dabei.«
»Dass ich ihn aus der Schusslinie geholt und lebend aus diesem Wahnsinn rausgebracht habe, hat er wohl nicht erwähnt.«
»Ach, jetzt bist du also auf einmal der große Held?«
»Das habe ich nicht behauptet. Damit will ich nur sagen, dass Evans Erinnerungsvermögen im Moment vielleicht
nicht unbedingt das zuverlässigste ist. Und ich will damit sagen, dass er einen Grund hat, mich in ein schlechtes Licht zu rücken.«
»Er hat dich nicht dazu gebracht zu lügen.«
»Wie oft soll ich mich dafür noch entschuldigen? Egal, wie oft, ich werde es tun.«
»Und was ist mit den anderen Lügen?«
»Was für andere Lügen? Es gibt keine anderen Lügen.«
»Dass ich angeblich den Brief zerrissen habe, den du mir gebracht hast.«
»Den hast du nicht zerrissen.«
»Richtig. Aber Evan hast du erzählt,
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