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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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haben. Wenn Sie Einspruch erheben wollen, tun Sie das auf die übliche Weise, und ich werde nach bestem Wissen
und Gewissen meine Entscheidung treffen. Aber mit diesem unsinnigen Gezänk ist ein für alle Mal Schluss. Haben Sie verstanden? Sie beide?«
    Washburn nickte freundlich. »Ja, Euer Ehren.«
    Mills stand fassungslos da, offensichtlich noch zu aufgebracht, um etwas zu sagen.
    Tollson ließ seinen finsteren Blick auf ihr ruhen. »Counsellor? Haben Sie das verstanden?«
    Endlich brachte sie ein »Ja, Euer Ehren« heraus.

    Nachdem er bestätigt hatte, dass Evan Scholler am Samstag nach seiner Festnahme nichts als wirres, unzusammenhängendes Zeug von sich gegeben hatte, war Lochland immer noch im Zeugenstand. Washburn gewann nicht zu Unrecht den Eindruck, dass sich die Dinge in seinem Sinn entwickelten. Nachdem er den Geschworenen als Verteidigungsbeweisstück A das Festnahmefoto vorgelegt hatte, auf dem ein übel zugerichteter Evan Scholler entgeistert in die Kamera stierte, und damit die Unzurechnungsfähigkeit seines Mandanten ein weiteres Mal hatte bestätigen können, wandte sich Washburn galant Mills zu und sagte: »Ihr Zeuge.«
    Mills schaute zur Wanduhr hoch, die 16.45 Uhr anzeigte. Sie hätte wahrscheinlich noch die eine oder andere Frage stellen können, ob Schollers »Allerdings, verdammte Scheiße nochmal« dem Lieutenant nun zusammenhängend erschienen war oder nicht, gelangte aber schließlich zu der Einsicht, dass sie damit nur Washburn in die Hände spielte - es bestätigte lediglich, dass nichts, was Evan Scholler an diesem Tag gesagt hatte, auf die goldene Waagschale gelegt werden durfte. Nicht einmal dieses »Allerdings, verdammte Scheiße nochmal«, für dessen Zulassung sie so erbittert gekämpft
hatte. Das war, was Scholler gesagt hatte, und für sie stand völlig außer Zweifel, was er damit gemeint hatte - es war gleichbedeutend mit einem Geständnis, dass er Nolan umgebracht hatte, was Washburn nur zu genau wusste. Ob es allerdings auch die Geschworenen so sehen würden, war eine andere Frage. Sie würde sich darauf verlassen müssen, dass sie sich auf ihren gesunden Menschenverstand stützten.
    Im Moment wollte sie nichts anderes, als diesen Tag hinter sich zu bringen. Morgen bekäme sie eine neue Gelegenheit, es Washburn zu zeigen, und sie hatte alle Trümpfe in der Hand - Evan Scholler war schuldig, und die Geschworenen würden das begreifen, und damit hatte es sich eigentlich auch schon. Als sie jetzt zum Richter aufschaute, spürte sie, wie an ihren Mundwinkeln das Bedürfnis zu lächeln zupfte. Sie schaute zu den Geschworenen hinüber, zu Washburn und dann wieder zum Richter hoch. »Keine Fragen.«
    Tollson hieb mit dem Hammer auf den Tisch. »Das Gericht vertagt sich bis morgen neun Uhr dreißig.«

25
    Fred Spinoza war weit davon entfernt, ein feindlicher Zeuge der Anklage zu sein.
    Im Gegenteil, er fühlte sich auf übelste Weise hintergangen, dass ein Polizeikollege, und noch dazu Mitglied seines Bowlingteams, mit seiner Hilfe die Adresse des Hauses herausgefunden hatte, in das er einzubrechen vorhatte und in dem er später einen Mord begehen sollte, und dann auch noch
die Frechheit besessen hatte, zu ihm nach Hause zu kommen und seinen Kindern den Kriegshelden zu spielen …
    Jedes Mal, wenn Spinoza nur daran dachte, begann es in seinem Bauch zu rumoren. Er glaubte, dass es in der Hölle einen speziellen Bereich gäbe für jemanden, der seinen Kindern so etwas antun konnte.
    Nicht zu reden von dem, was Evan Scholler Ron Nolan angetan hatte.
    In seiner dunkelblauen Uniform gab Spinoza eine imposante Erscheinung ab, als er auf dem Stuhl direkt neben der Richterbank Platz nahm. Er hatte in seinem Berufsleben schon einige Zeit im Zeugenstand verbracht und kaum einen Auftritt vor Gericht gehabt, auf den er sich mehr gefreut hatte als auf diesen. Und jetzt kam Mary Patricia Whelan-Miille von ihrem Platz in dem gedrängt vollen Saal zu einer Stelle etwa in der Mitte zwischen ihm und der Geschworenenbank.
    Mills und er waren mehrere Male einen trinken gewesen, seit sie sich im Zuge dieses Falls kennengelernt hatten. In den ersten Wochen hatte er eine Weile geglaubt, sie könnte ihm Avancen machen, aber auch wenn er sie durchaus attraktiv fand, liebte er Leesa und hatte das Mills auch deutlich genug zu verstehen gegeben, damit sie erst gar nicht in Versuchung käme, ihn zu umgarnen zu versuchen.
    Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass es nach wie vor zwischen ihnen funkte.
    Er

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