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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Hingerissenheit zwischen sich hin und her reichten, saßen die zwei Männer auf der Treppe zum Garten und unterhielten sich leise, sehr leise über Charlie Bowen.
    »Glaubst du allen Ernstes, er ist ein Mordfall?« Glitsky reagierte nicht annähernd so ablehnend, wie er das vielleicht getan hätte, wenn Bowen und seine Frau unter seiner Ägide verschwunden wären statt unter der von Marcel Lanier. Deshalb fand er Hardys Theorien sogar interessant und redete gern über sie, denn schließlich waren sie ja - noch - nicht sein Problem.
    »Nicht wirklich«, sagte Hardy. »Es ist nur, dass ich zusehends
neugieriger werde, was tatsächlich mit ihm passiert ist.«
    »Du stützt das alles auf eine Menge Wenns. Das ist dir doch hoffentlich klar?«
    »Nicht nur Wenns. Die Khalils hat Scholler zum Beispiel definitiv nicht umgebracht. Das war eindeutig nicht er.«
    »Was aber nicht heißt, dass es Nolan war.«
    »Da hast du natürlich auch wieder Recht.« Hardy rieb die Handflächen aneinander. »Aber nehmen wir mal an, ein altgedienter Mordermittler wie du hat so ein Gefühl, dass jemand ermordet worden ist, auch wenn es keine Leiche und keine Indizien dafür gibt. Wie würdest du es anpacken, wenn du herausfinden wolltest, ob du Recht hast?«
    Glitsky zögerte nicht. »Ich würde, wenn es irgendwie geht, seine letzten Tage, seine letzten Stunden rekonstruieren.«
    »Und? Weißt du etwas über die von Bowen? Seine letzten Tage? Seine letzten Stunden?«
    Im Schein der Lampe über dem Hintereingang wandte sich Glitsky seinem Freund zu. Sein zum Teil im Dunkeln liegendes Gesicht mit der mächtigen Nase und der weißlichen, durch beide Lippen laufenden Narbe hätte eine alte rituelle Maske sein können, furchteinflößend und hoheitsvoll. »Ich weiß nichts über Bowen, Diz, Punkt. Was mich angeht, gilt er als vermisst.«
    Hardy saß nachdenklich da. Er war nicht hier, um sich mit Abe anzulegen.
    Ein Tier huschte durch das Unterholz des Presidio-Geländes.
    »Einer deiner Leute, Bracco, war heute bei mir in der Kanzlei«, sagte Hardy schließlich. »Wegen dieser Bowen-Geschichte.«

    »Wegen Charlie Bowen?«
    »Nein, wegen seiner Frau.«
    »Ach ja«, sagte Glitsky. »Er sucht dieses angebliche Tagebuch.«
    »Richtig. Aber er macht sich auch noch wegen verschiedener anderer Dinge Gedanken, die sich erst vor kurzem herausgestellt haben.« Hardy schilderte Braccos Entdeckungen ziemlich ausführlich, dass sich die extrem leichte Hanna Bowen bei einer relativ geringen Fallhöhe das Genick gebrochen hatte, obwohl kein Henkersknoten in der Schlinge war; dass sie zu der Überzeugung gelangt war, dass ihr Mann ermordet worden war. Allem Anschein nach hielt es auch Bracco nicht für unvorstellbar, dass Charlie Bowen ermordet wurde, und zwar wegen etwas, was mit einem seiner Fälle zu tun gehabt haben könnte.
    »Ich habe ihm erklärt«, schloss Hardy, »dass Charlie Bowen ein paar hundert Fälle hatte und dass es deshalb einige Zeit dauern könnte, festzustellen, ob einer von ihnen etwas mit seiner Ermordung zu tun haben könnte.«
    »Und jetzt«, sagte Glitsky, »fängst du an zu glauben, es könnte der Fall Scholler sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich gleich so weit gehen würde. Meinen Kopf würde ich jedenfalls noch nicht darauf verwetten, aber es wirft zumindest eine Menge Fragen auf, findest du nicht?«
    Nach einer Weile nickte Glitsky. »Hört sich jedenfalls interessant an. So weit würde ich dir Recht geben.« Und dann. »Möchtest du, dass ich irgendetwas unternehme?«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, was, Abe. Bracco geht der Sache bereits nach. Auch ohne das Tagebuch. Nachdem du ihn ausgebildet hast, zieht er wahrscheinlich
diese Letzte-Stunden-Letzte-Tage-Nummer mit Misses Bowen durch. Vielleicht stößt er ja auf etwas Brauchbares.«
    »Falls Darrel etwas findet, was zu Charlie Bowen führt, und falls es nach Mord auszusehen beginnt, werde ich mich natürlich sofort darauf stürzen.«
    »Das wäre gut. Damit tätest du mir einen großen Gefallen.« Hardy verfiel wieder in Schweigen.
    Nach einer Weile fragte Glitsky: »Was denkst du gerade?«
    »Nichts.«
    »Ach ja? Muss aber ein lautes Nichts sein.«
    Hardy holte tief Luft. »Ich überlege gerade, ob die Möglichkeit besteht, dass das FBI wusste, wer die Khalils umgebracht hat, und nur deshalb nichts sagte, weil es Teil eines größeren Falls war.«
    Glitsky sah ihn von der Seite an. »Und wo soll da die Verbindung sein? Ich dachte, wir reden hier von den

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