Schattenkampf
auf die Frannies. »Dann sollte ich das wohl möglichst schnell hinter mich bringen.«
Hardy konnte es drehen und wenden, wie er wollte, aber Frannie und Moses hatten nicht völlig Unrecht und nicht einmal größtenteils. Er wusste, dass er sich möglicherweise in
einen Zustand erhöhter Gefährdung versetzt hatte, aber damit konnte er leben - zumal er glaubte, das Problem erheblich entschärft zu haben, als er Allstrong erzählt hatte, dass auch die Polizei Ermittlungen in dieser Richtung anstellte.
Aber je länger er damit lebte, musste er feststellen, desto mehr Sorgen machte er sich. Er hatte nicht bedacht, dass sein Anruf bei Allstrong möglicherweise auch Frannie in die Schusslinie rücken würde. Auch wenn dies nicht in seiner Absicht gestanden hatte, war es unter Umständen die Folge davon.
Deshalb endete ihr gemeinsamer Abend früh, obwohl er in ihrem alten Lieblingsrestaurant Yet Wah stattfand. Immer noch sehr aufgebracht über Hardys Anruf bei Allstrong, ging Frannie zu Hause sofort nach oben, um sich schlafen zu legen. Hardy setzte sich im Wohnzimmer in seinen Sessel und wählte auf seinem Handy Darrel Braccos Nummer. Der Inspector ging dran, und Hardy erzählte ihm, wie er Jack Allstrong höchstpersönlich unter Druck gesetzt hatte, wobei die Reaktion diesmal wesentlich positiver ausfiel als in Frannies Fall. Als er geendet hatte, sagte Bracco: »Dann wissen wir jetzt also, dass beide Bowens mit Allstrong gesprochen haben. Das geht auch aus den Telefonunterlagen hervor. Aber bringt uns das wirklich weiter?«
»Es verrät uns noch mehr.«
»Was?«
»Dass Allstrong persönlich involviert ist. Es ist nicht nur so eine Firmenangelegenheit.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Das wichtigste Indiz ist«, sagte Hardy, »dass er persönlich mit mir gesprochen hat, obwohl dazu überhaupt kein Anlass bestand. Er hat dort zweihundert Leute unter sich,
und ich garantiere Ihnen, man muss durch mehrere Vorzimmer, um von der Telefonzentrale zu ihm durchzudringen. Aber ich rufe aus heiterem Himmel an und erwähne Evan Scholler und die Bowens, und schon habe ich ihn am Apparat. Er wollte wissen, wie viel ich weiß, um sich ein Bild machen zu können, wie groß die Gefahr für ihn ist. Und ich bin mir sicher, dass ich ihm ein ziemlich düsteres Bild gemalt habe.«
»Warum haben Sie das getan?«, fragte Bracco. »Ihn gewarnt, dass wir ihm auf der Spur sind.«
»Die gleiche Frage hat mir auch meine Frau gestellt. Vielleicht macht er irgendwas Dummes, wenn wir ihm einen kleinen Schreck einjagen.«
»Vielleicht irgendwas Dummes in Zusammenhang mit Ihnen?«
»Vielleicht, aber eher unwahrscheinlich. Ich habe Allstrong in aller Deutlichkeit klargemacht, dass er es jetzt nicht mehr nur mit einem einsamen Anwalt zu tun hat und dann, ein paar Monate später, mit seiner Frau, die ebenfalls auf eigene Faust handelt. Jetzt ist auch die Polizei an der Sache beteiligt. Wenn einer von uns verschwindet oder einen Unfall hat, stürzen sich alle ausschließlich auf ihn. Deshalb muss er sich was anderes einfallen lassen, um die Ermittlungen von sich abzuwenden, und ich versuche, es ihm ganz einfach zu machen.«
»Er wird auf keinen Fall gestehen, einen Mord in Auftrag gegeben zu haben. Oder etwas mit den Bowens zu tun gehabt zu haben.«
»Natürlich nicht. Aber das ist auch gar nicht nötig. Ich will nur meinen Mandanten freibekommen. In seinen Augen wird das alles sein, was mich interessiert.«
»Mich interessieren diese Morde«, sagte Bracco.
»Natürlich«, antwortete Hardy. »Und so muss es auch sein. Aber Sie werden doch auch zugeben, dass nach so langer Zeit die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering ist, dass wir mit unseren Beweisen vor Gericht viel erreichen werden. Gleichzeitig weiß Allstrong, dass die Hauptantriebskraft hinter dem Ganzen Evan Scholler ist. Deshalb auch der Anschlag auf ihn heute Morgen im Gefängnis. Er ist davon überzeugt, dass sich seine Probleme von selbst lösen, sobald Scholler aus dem Weg geschafft ist.«
»Aber dann bin immer noch ich da«, sagte Bracco.
»Aber Sie werden nicht weit kommen, wenn er keine Beweise hinterlässt, mit denen Sie gegen ihn vorgehen können. Ich habe den Eindruck, dieser Kerl hat seine Firma hochgebracht, indem er überall da, wo er geschäftlich Fuß zu fassen versuchte, die lokalen Behörden umging. Inzwischen hat er politischen Einfluss und einen Anschein von Seriosität. Deshalb brächte ein Frontalangriff nichts.«
»Haben Sie denn eine bessere Idee?«,
Weitere Kostenlose Bücher