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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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fragte Bracco.
    »Allerdings«, sagte Hardy. »Ich glaube schon.«

    Als er kurz nach dreiundzwanzig Uhr auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer schlich, machte Frannie die Nachttischlampe an.
    »Hallo«, sagte Hardy.
    »Hallo.« Sie tätschelte neben sich das Bett. »Entschuldige bitte. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht. Ich mache mir immer noch Sorgen, aber ich will deswegen keinen Streit.«
    Er ging auf ihre Seite und setzte sich auf die Bettkante, legte ihr die Hand auf die Schulter und begann, sie im Kreis zu bewegen. »Ich auch nicht.«

    Nach einer Weile atmete sie tief aus. »Und? Wie lief’s?«
    »Ich glaube, es ist mir gelungen, Darrel zu überzeugen. Er will diesen Kerl unbedingt fassen. Genau wie ich.«
    »Und Abe?«
    »Ich bin noch nicht dazu gekommen, mit ihm zu sprechen. Möglicherweise hat er Bedenken, mit denen ich mich im Moment lieber nicht auseinandersetzen möchte.«
    Frannie schloss die Augen und seufzte wieder. »Ist das Ganze denn wirklich so wichtig?«
    »Charlie Bowen hat seiner Frau erzählt, es sei das Wichtigste, an dem er je gearbeitet hätte. Es sei seine größte Chance, etwas wirklich Gutes auf der Welt zu bewirken.«
    »Auf der Welt?«
    »Auf der großen, weiten Welt, ja.« Er massierte weiter ihren Rücken. »Ich habe diesen Streit nicht gesucht, Frannie. Er ist mir einfach in den Schoß gefallen. Und jetzt stellt sich heraus, dass dieser Kerl die grinsende Fratze des Bösen ist, und was die Sache noch schlimmer macht: Er umgibt sich mit dem Anschein von Patriotismus und Pflichterfüllung, aber in Wirklichkeit geht es ihm nur um seinen Profit, und dafür geht er über Leichen. Es ist zum Kotzen.«
    »Und alles hängt allein von dir ab? Nur du kannst da Abhilfe schaffen, Dismas Hardy?«
    »Ich glaube, es liegt in meiner Hand«, sagte Hardy. »Ich kann gegen ihn gewinnen und ihm das Handwerk legen.«
    »Und was ist mit den Leuten aus der Politik, die ihn decken?«
    »Mit ein bisschen Glück kann ich auch ihnen Herr werden. Aber fürs Erste genügt mir Allstrong. Ich versuche nur, das Richtige zu tun, Frannie, vor allem für meinen Mandanten.«

    »Ich weiß nicht, ob ich dir das glaube, mein Lieber. Ich glaube, du willst die Welt retten.«
    »Wenn das der Fall wäre«, sagte Hardy, »bräuchte ich eine persönliche Erkennungsmelodie.«

39
    Hardy schlief nicht so gut, wie er gern gewollt hätte. Zum ersten Mal wachte er um zwei Uhr sechzehn von einem lauten Reifenquietschen auf der Straße unter seinem Fenster auf. Hellwach, ging er nach unten, um sich zu vergewissern, dass beide Haustüren abgeschlossen waren, was sie waren.
    Dann machte er in der Kammer hinter der Küche das Licht an und ging zum Safe unter der Werkbank, öffnete ihn und nahm seine Waffe, eine Smith & Wesson M&P.40, heraus. Nach kurzem Zögern schob er ein volles Magazin in den Griff, ließ eine Kugel ins Patronenlager schnappen und entsicherte die Pistole. Dann ging er leise und systematisch durchs Erdgeschoss, schaute in die Zimmer der Kinder und ins Fernsehzimmer, dann wieder zurück, durch Ess- und Wohnzimmer. Niemand da.
    Wieder oben im Schlafzimmer, verstaute er die inzwischen wieder gesicherte Pistole in der Nachttischschublade und legte sich ins Bett.
    Um vier Uhr achtunddreißig weckte ihn das Knallen einer zufallenden Containerklappe oder einer fallen gelassenen Mülltonne - etwas Lautes und Schepperndes. Er nahm die Pistole aus der Schublade und machte einen zweiten Rundgang durch das Haus, mit dem gleichen Ergebnis.

    Er merkte, dass er nicht mehr schlafen könnte. Deshalb setzte er Kaffee auf und ging nach draußen, um die Zeitung zu holen - allerdings nicht, ohne in der Tür stehen zu bleiben und die Straße hinauf und hinunter zu schauen. Erst als er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, ging er nach draußen und holte die Zeitung.
    Das lief nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte.

    Etwa fünf Minuten bevor Frannies Wecker läuten würde, ging er wieder nach oben und weckte sie, indem er ihr behutsam die Hand auf die Schulter legte.
    »Alles okay?«, fragte sie ihn.
    »Bisher ja. Aber irgendwann mitten in der Nacht muss mein Unterbewusstsein zu der Überzeugung gelangt sein, dass du Recht hast. Ich war die halbe Nacht wach und habe mir Sorgen gemacht. Ich hätte uns nicht in diese Lage bringen sollen. Es tut mir leid.«
    Sie ergriff seine Hand. »Entschuldigung angenommen. Und was willst du jetzt machen?«
    »Es wäre vermutlich nicht die schlechteste Idee, uns ein paar Tage ein

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