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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sie zum ersten Mal ganz ohne Schminke, und sie wirkte verwirrt.
    »Die Zigaretten«, erinnerte er sie und nickte zur Arbeitsfläche hinüber.
    »Ach, ja. Das war ...«
    Sie machte sich wieder an der Zeitung zu schaffen.
    »Hast du dir überlegt, wie ... wie ihr das machen wollt?«
    Joachim beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
    »Grabstein und so was? Anzeige? Ihr nehmt sicher die Grefsenkapelle, falls ihr nicht ...«
    »Grabstein«, wiederholte sie tonlos.
    »Ja. So was dauert, also könntest du dich schon darum kümmern. Welchen Stein und welche Inschrift du willst. Ihr, meine ich. Du und Jon.«
    »Jon ist nie zu Hause.«
    »Das weiß ich. Viel zu tun im Büro.«
    »Es ist doch Urlaubszeit.«
    »Ja. Aber du weißt ... die Firma expandiert heftig, neue Kunden, neue Räumlichkeiten, bald ein neuer Name und ein neues Profil ... Für Jon als Geschäftsführer ist so viel zu erledigen, vor allem jetzt, wo die meisten anderen weg sind.«
    Joachim war davon überzeugt, dass Jon Ellen gegenüber nichts von den möglichen Ermittlungen wegen Insiderhandels erwähnt hatte. Sie wusste überhaupt nicht viel darüber, was in der Firma vor sich ging, und darüber hatte er oft gestaunt. Joachims Eltern hatten über so gut wie alles miteinander gesprochen. Im Glads vei war das Leben geprägt von beherrschter Höflichkeit, einer Art aufgesetzter Idylle, wo man nur angesichts von Sanders wilden Ideen die Stimme hob. Joachim begriff nicht, was die beiden aneinander fanden. Jon war natürlich erfolgreich und wohlhabend, aber Ellen hatte doch einmal eine Praxis als Zahnärztin gehabt und hätte sich selbst versorgen können. Außerdem musste sie früher einmal sehr hübsch gewesen sein, dachte er und schaute in ihr schmales, verweintes Gesicht. Bisher hatte er die Ehe der beiden zur Kenntnis genommen, so wie er sich selten für Dinge interessierte, die ihn nichts angingen. Als er nun sah, wie sie die Zeitung zusammenfaltete und sich an ihrem Ehering zu schaffen machte, ging ihm auf, dass er diese Beziehung nicht begriff. Sie gingen nur selten liebevoll miteinander um. In einer größeren Gesellschaft redete fast nur Jon, und dann wandte er sich fast nie an Ellen. Ellens Aufgabe schien es zu sein, gut auszusehen. Eine Trophäe zu sein, erkannte Joachim plötzlich, auch wenn die Trophäe im Moment nicht sonderlich attraktiv wirkte.
    Zugleich wollte Jon sich unbegreiflich oft um Ellen kümmern. Wie bei dem Bier nach dem Freitagssquash, das nie in der Kneipe getrunken wurde, immer zu Hause. »Damit Ellen nicht so allein ist«, sagte Jon immer. Wenn Jon und Joachim zusammen an größeren Projekten arbeiteten, verließen sie gegen drei Uhr das Büro und verbrachten den Rest des Tages in Jons Arbeitszimmer zu Hause. »Damit Ellen nicht die ganze Zeit allein ist«, sagte Jon, obwohl sie hinter verschlossener Tür saßen und die Familie nicht einmal anzuklopfen wagte. Jetzt dagegen, nach Sanders Tod, ging er offenbar höchstens noch zum Schlafen nach Hause. Vielleicht war es bei den beiden so wie bei vielen anderen: Die Kinder verbanden sie. Ohne Kinder war dann nichts mehr da. Joachim wusste es nicht, er hatte nie behauptet, ein Beziehungsexperte zu sein.
    Er drehte sein Glas in den Händen.
    »Vielleicht könnten wir uns zusammen Steine ansehen?«, schlug er vor. »Wenn du einen Laptop holst, können wir ...«
    »Meiner funktioniert nicht mehr. Sander hat ihn in Italien mit ins Schwimmbecken genommen.«
    Joachim deutete ein Lächeln an.
    »Hat er mit deinem Rechner gebadet?«
    »Er wollte unter Wasser Fotos machen, behauptet Jon. Ich weiß es nicht.«
    »Jons MacBook. Hol das, dann können wir ...«
    »Das funktioniert auch nicht.«
    »Was? Hat Sander ...?«
    »Nein. Ich war das.«
    Ellen seufzte tief und fuhr sich mit beiden Händen über die Haare.
    »Er stand auf dem Küchentisch, als ich eine Flasche Salmiakgeist öffnen wollte. Der Verschluss hatte so eine Kindersicherung, und als er nicht sofort aufging, habe ich die Flasche voll über die Tastatur gekippt.«
    »Bist du sicher, dass der Laptop ruiniert ist? Hast du ihn ausprobiert?«
    »Zuerst habe ich ihn in Wasser gespült. ...«
    »In Wasser? Du hast einen Laptop in Wasser gespült? Dein eigener ist doch gerade erst durch Wasser ruiniert worden!«
    »Aber Salmiakgeist ist schlimmer, dachte ich wenigstens. Also habe ich ihn abgespült. Und danach habe ich ihn im Backofen getrocknet. Das hat aber nicht geholfen.«
    »Im Backofen?«
    Joachim konnte sich

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