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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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verspürt und sich vorgestellt, dass seine Mutter sich endlich um ihn kümmern, ihn lieben würde, wie Mütter es in Büchern taten.
    Nicht im Traum hätte er sich vorgestellt, dass sie ihn sich vom Hals schaffen würde.
    Und nun wanderte er ziellos durch das riesige Haus der Talbots und zerbrach sich den Kopf über Lee.
    Hat er seine Freunde völlig vergessen? Hat er vergessen, dass er um jeden Preis die Schattenkinder befreien wollte? Oder hat er solche Angst vor der neuen Regierung, dass er sich nicht mehr in die Öffentlichkeit wagt?
    Es war die letzte Frage, die Trey am meisten beunruhigte. Wenn sogar Lee sich fürchtete, dann sollte Trey erst recht die Angst im Nacken sitzen, ja, er sollte Todesängste ausstehen.
    Und manchmal tat er das auch.
    Am dritten Tag wurde das Haus der Talbots vom Stromnetz abgehängt. Es geschah in der Abenddämmerung, genau in dem Moment, als Trey sich fragte, ob er die Lichter, die er angelassen hatte – eines im Fernsehzimmer, ein anderes im Keller   –, eher behaglich oder bedrohlich fand. Von einer Sekunde auf die nächste waren das Licht, das Brummen des Kühlschranks und das Surren der Klimaanlage verschwunden.
    Vorsichtig schlich Trey zu einem Fenster und spähte hinaus. Die gesamte Nachbarschaft lag im Dunkeln – jedes einzelne der riesigen Häuser in der Straße war in tiefes Schwarz getaucht.
    Sie wirkten allesamt wie ausgestorben.
    Trey schlich in den hinteren Teil des Hauses, zu einem Fenster im Fernsehzimmer. Nur ein einziges kleines Haus befand sich hinter dem der Talbots. Es lag ebenfalls im Dunkeln, doch noch während Trey hinüberstarrte, sah er drinnen ein schwaches, flackerndes Licht wie von Kerzen aufleuchten, das in einem kleinen Raum Schatten warf.
    An der Hintertür des kleinen Hauses stand eine Frau und neben sie trat ein Junge. Er sagte etwas zu ihr und sie nickte. Dann sprang der Junge zur Tür hinaus, durch den Garten und verschwand in einem anderen Gebäude – einer Scheune vielleicht?   –, das schräg gegenüber stand.
    Trey blinzelte. Vielleicht spielten ihm seine Augen einen Streich oder das schwache Dämmerlicht hatte ihn getäuscht.
    Oder der Junge war tatsächlich jemand, den Trey kannte. Nicht Lee – in diesem Fall wäre Trey sofort freudeschreiend aus dem Haus gestürzt. Nein, er hatte geglaubt Smits Grant zu erkennen, den Jungen, den Lee in Sicherheit gebracht hatte.
    Und wo Smits war, da musste auch Lee sein.
    Oder etwa nicht?

8.   Kapitel
    T rey ging äußerst strategisch ans Werk.
    Als Erstes vertilgte er aus dem abgeschalteten Kühl- und Gefrierschrank so viel Essen, wie er nur konnte, bevor es verdarb. Er trank fast dreieinhalb Liter Milch, verschlang eine Tiefkühlmahlzeit und zwang einen halben Liter Eiscreme hinunter – eine Delikatesse, die er noch nie zuvor gegessen hatte und die nach den ersten beiden Löffeln widerlich süß schmeckte. Er aß sie trotzdem.
    Dann richtete er neben dem Fenster im Fernsehzimmer einen Ausguck ein. Falls der Junge doch nicht Smits sein sollte, wollte Trey sich nicht verraten. Wenn aber Smits und Lee sich tatsächlich die ganze Zeit über in dem Haus hinter dem der Talbots aufgehalten hatten . . . nun, dann wollte Trey so schnell wie möglich dort hinüber.
    Der Junge blieb lange in der Scheune.
    Als er schließlich wieder herauskam, war es zu dunkel für Trey, um mehr als eine schemenhafte Gestalt erkennen zu können. Die Enttäuschung ließ ihm die Kehle eng werden, doch er zwang sich ruhig sitzen zu bleiben und weiter hinü berzusehen .
    Der Junge betrat das Haus, dessen Fenster immer noch von Kerzen erhellt wurde. Vielleicht konnte Trey im Kerzenlicht etwas erkennen –
    Jemand ließ die Jalousien herab.
    Trey war so frustriert, dass er mit einem Tritt einen der wenigen Abstelltische umschmiss, die die Uniformierten stehen gelassen hatten.
    Kurz darauf kam der Junge wieder nach draußen. Trey war sicher, dass es der gleiche Junge war. Er stand im Türrahmen und schien über die Schulter mit jemandem zu sprechen, den Trey nicht sehen konnte.
    Er wagte es, das Fenster des Fernsehzimmers einen Spaltbreit zu öffnen. Wenn er schon nichts sehen konnte, dann war vielleicht wenigstens etwas zu hören. Wenn es doch nur Lees Stimme wäre . . .
    Kaum vernehmbar hörte Trey jemanden rufen: ». . . zu spät im Jahr für Glühwürmchen.«
    Und der Junge im Türrahmen rief zurück: »Nein, das stimmt nicht. Ich sehe eines. Da!« Er zeigte auf einen winzigen Lichtpunkt über einem Busch bei der

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