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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Scheune.
    Trey konnte nicht erkennen, ob die Stimmen zu Smits und Lee gehörten, sie waren zu weit entfernt. Außerdem funktionierte sein Gehör nicht besonders gut – im Moment wurde jedes Geräusch, das seine Ohren aufnahmen, von seinen Ängs ten und Hoffnungen verzerrt.
    Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben als hinüberzu gehen und sich zu vergewissern, ob der Junge tatsächlich Smits war.
    Tapfer trat Trey vor die Glasschiebetür neben seinem Spionagefenster. Mit zitternden Fingern entriegelte er sie und schob sie auf. Dann holte er tief Luft, öffnete die nur angelehnte Fliegengittertür und trat ins Freie.
    Die Nachtluft fühlte sich kühl und bedrohlich an. Trey verzogdas Gesicht und sagte sich, dass die Dunkelheit ihn beschützen würde und dass ihm im Freien auch nicht mehr Gefahr drohte als im Innern des Talbot-Hauses.
    Wahrscheinlich ist es hier sogar sicherer
, sagte er sich.
Wenn jemand Gefährliches aufgetaucht wäre, hättest du drinnen schön in der Falle gesessen.
    Während er weiterschlich, ließ Trey den Jungen nicht aus den Augen. Er rannte jetzt im Garten hin und her und verfolgte einen winzigen Lichtpunkt, der immer wieder aufglühte und erlosch. Trey erreichte eine Baumreihe, die den Garten der Talbots von dem des Jungen abtrennte. Trey kniff die Augen zusammen und gab sich redlich Mühe zu erkennen, ob es sich bei dem Jungen um Smits handelte, doch dieser hob sich vor den Lichtern im Haus nur als dunkle Silhouette ab.
    Falscher Blickwinkel
, dachte Trey.
Solange der Junge zwischen mir und dem Licht steht, kriege ich ihn niemals richtig zu Gesicht. Das ist genau wie bei der Sonnenfinsternis.
    Froh darüber, dass ihm sein Wissen wenigstens einmal von Nutzen war, kroch Trey dichter an die Scheune heran und kauerte sich hinter ein Gebüsch. Er war jetzt näher am Licht, aber es war immer noch nicht hell genug, um das Gesicht des Jungen preiszugeben, unabhängig davon, an welcher Stelle des Gartens er sich befand. Plötzlich huschte der Junge direkt an Treys Versteck vorbei. Ohne nachzudenken streckte Trey den Arm aus und packte ihn.
    Der Junge schrie auf. Trey legte ihm die Hand auf den Mund und drückte ihn gegen die Seitenwand der Scheune.
    »Smits!«, zischte er dem Jungen ins Ohr. »Bist du Smits Grant?«
    Der Junge schüttelte heftig den Kopf. Trey zog die Hand ein kleines Stück zurück.
    »Nein! Ich bin Peter Goddard! Ich bin – Hilfe!«
    Wieder hielt Trey ihm den Mund zu. Ganz egal, wie sehr er es abstreiten mochte, dieser Junge war Smits; Trey hatte seine Stimme wiedererkannt. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass Smits
ihn
wiedererkannte.
    »Ist ja schon gut, Smits! Ich bin’s – Trey. Ich bin auf der Suche nach Lee   –«
    Aus dem Nichts fuhr ihm unvermittelt eine Faust ins Gesicht. Trey verlor das Gleichgewicht, stürzte durch die Zweige des Gebüschs zu Boden und zog Smits mit sich.
    »He, Peter«, sagte eine tiefere Stimme über ihnen. »Macht der Typ dir etwa Probleme?«
    Trey sah zu der dunklen Gestalt auf, die bedrohlich über ihm aufragte. Dass er das Gesicht des Jungen – oder des Mannes? – nicht sehen konnte, ließ ihn irgendwie noch gefähr licher erscheinen.
    »Wer sich mit Peter anlegen will, muss es zuerst mit mir aufnehmen«, fuhr die Stimme fort.
    Voller Angst kauerte sich Trey auf der Erde zusammen.
    »Nein, nein, das ist ein Missverständnis«, flehte er. »Ich kenne Smits. Oder Peter – oder wie immer er sich jetzt nennt. Ich will von ihm nur wissen, wo einer meiner Freunde ist. Komm schon, Smits, du wirst dich doch wohl an mich erinnern. . . .«
    Trey sah, wie der Mensch über ihm erneut ausholte. Er zuckte zusammen, wartete auf den unvermeidlichen Schmerz, während Smits sich von ihm freizumachen versuchte. Treyschaffte es, ihm buchstäblich bis zum letzten Moment den Mund zuzuhalten, ehe er loslassen musste, um mit beiden Händen sein Gesicht zu schützen.
    In diesem Moment rief Smits: »Warte, Mark! Nicht schlagen! Er ist wirklich ein Freund von Lee. Und von mir.«
    Trey wagte einen Blick durch die Finger. Die wuchtige Gestalt über ihm – Mark? – hatte die Faust sinken lassen.
    »Ein Freund? Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, brummte Mark.
    »Weil Trey mir den Mund zugehalten hat und ich nichts sagen konnte«, stellte Smits sachlich fest.
    Na, bravo
, dachte Trey.
Ich halte Smits den Mund zu und bringe mich damit fast selbst um.
Er fühlte sich mit einem Mal völlig erschöpft.
Nachwirkungen eines Adrenalinstoßes
, sagte er

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