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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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die Tür wagt, fordert das Schicksal heraus. Ich hab läuten hören, dass sie jeden erschießen, der nach Boginsville reinfährt. Und drüben in Farlee patrouillieren Soldaten aufden Straßen und schreiben den Leuten vor, wann sie das Licht an- und auszumachen haben oder für die Soldaten Essen kochen oder ihnen etwas auf den Händen vortanzen müssen – entweder sie kriegen ihren Willen oder sie schießen. Manchmal schießen sie auch bloß zum Zeitvertreib, egal, was die Leute tun«, berichtete Hobart. »Am besten, ihr dreht auf der Stelle um und fahrt nach Hause.«
    Trey schluckte und wartete auf Marks Antwort.
    »Aber
du
hast deinen Ausflug scheinbar überlebt«, stellte Mark fest.
    »Bis nach Hurleyton sind die Soldaten noch nicht gekommen«, sagte Hobart. »Noch nicht.«
    »War die Bank offen?«, erkundigte sich Mark. Selbst Trey, der für versteckte Untertöne in Unterhaltungen kein Gespür hatte, merkte, dass Mark dieses Gespräch nicht nur zum Vergnügen führte.
    »Nö«, sagte Hobart. »In der Stadt sind alle Läden dicht.«
    »Um fünf Uhr morgens ist das meistens so«, meinte Mark.
    »Glaubst du mir vielleicht nicht, Junge?«, knurrte Hobart. »Bin gestern Nachmittag rübergefahren. Nachdem ich in die Bank nicht reinkam, hab ich die Nacht bei meinem Neffen in der Stadt verbracht.«
    »Mit Saufen und Kartenspielen«, meinte Mark.
    »Na und? Das haben sie noch nicht verboten, soweit ich weiß.« Hobart klang fast kleinlaut.
    »Das werden sie aber, wenn deine Frau den Soldaten erst mal Bescheid sagt«, meinte Mark.
    Hobart lachte und Trey staunte. Gerade noch hatte es ausgesehen, als würden sich die beiden in die Haare geraten, nunschien es, als seien sie die besten Freunde, die über einen geheimen Witz lachten.
    »Ich sag dir was, mein Junge«, schlug Hobart vor. »Du verrätst keinem, dass du mich gesehen hast. Und ich sag keinem, dass ich dich gesehen hab.«
    »Abgemacht«, sagte Mark.
    »Na dann«, sagte Hobart. Doch er fuhr noch nicht davon. Er musterte Mark und Trey mit aufmerksamem Blick und einen Moment lang war Trey sich sicher, dass die funkelnden Augen des alten Mannes den Kontrast zwischen seinem Flanellhemd und den eleganten Kellnerhosen bemerkt hatten. Er fürchtete sogar, der Alte könnte unter dem staubigen Sitzbezug die Papiere erspähen, die Trey bei den Grants und den Talbots mitgenommen hatte.
    »Ich weiß nicht, was ihr beiden vorhabt«, meinte Hobart. »Aber seid auf der Hut, hört ihr? Tut nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    »Na, das lässt uns ja ordentlich Spielraum«, spöttelte Mark zurück.
    Hobart kicherte und kurbelte sein Seitenfenster hoch. Dann fuhr er langsam davon.
    Trey atmete tief aus. Ihm war schwindelig – jetzt, wo er darüber nachdachte, war er sich nicht sicher, ob er während des Gespräches zwischen Mark und Hobart auch nur ein einziges Mal Luft geholt hatte.
    Auch Mark kurbelte seine Scheibe wieder hoch und brachte den Wagen routiniert auf Touren.
    »Können wir Hobart vertrauen?« Trey klang so verzagt, dass seine Stimme im Motorengeräusch fast unterging. Erüberlegte gerade, ob er noch einmal fragen sollte, als Mark antwortete.
    »Beim Kartenspielen betrügt Hobart nach Strich und Faden«, sagte Mark. »Aber wenn er sagt, dass er niemandem von uns erzählt, dann hält er sich auch daran.«
    Trey wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Wenn Hobart darauf bestanden hätte, Marks Eltern zu verständigen – oder ihn und Mark vielleicht sogar eigenhän dig zurückgebracht hätte   –, dann wäre die gefährliche Reise zu Ende gewesen, bevor sie richtig losgegangen war. Trey hätte sagen können: »Na ja, wir haben es immerhin probiert«, und mit reinem Gewissen aufgeben können.
    Aber so, wie die Dinge jetzt lagen, löste der Gedanke ans Aufgeben Schuldgefühle bei ihm aus.
    Dabei befand er sich immer noch auf direktem Weg in die Gefahr.

13.   Kapitel
    D as Haus der Grants lag am Rand einer großen Stadt, meilenweit entfernt von der Villa der Talbots und der Farm von Marks Familie. Trey hatte also ausgiebig Gelegenheit, im Pritschenwagen zu sitzen und jede Umdrehung der Räder unter sich zu bereuen.
    Mark unternahm keinen Versuch, ihn durch eine Unterhaltung abzulenken. Trey fragte sich, ob auch ihm allmählich mulmig zumute wurde, denn sein Gesicht schien immer blasser zu werden, je weiter sie fuhren, und die Haut in seinem Gesicht schien sich immer fester über die Knochen zu spannen.
    Zumindest sahen sie nach der Begegnung

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