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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Knie fest zusammengedrückt und am ganzen Leibe zitternd. Er musste all seinen Mut aufbringen, um einfach nur dazustehen und in etwa zehnminütigen Intervallen ein Stück aufzurücken – und selbst das nur zentimeterweise, näher und näher auf das Furcht erregende Tor zu.
    Er musste planen, er musste sich genau überlegen, was er tun würde, sobald er hineinkam. Sollte er die Polizeiuniform anziehen und darum bitten, als Wachmann eingesetzt zu werden, um Mark, Lee und die anderen bei der erstbesten Gelegenheit zu befreien? Oder sollte er verlangen jemanden in leitender Position zu sprechen und dann wie ein Zauberer die Papiere aus dem Hemd ziehen: »Voilà! Hier sind geheime Dokumente aus dem Besitz gefährlicher Staatsfeinde. Wenn Sie nicht augenblicklich gewisse Gefangene freilassen, verbrenne ich sie und die Papiere gehen der Bevölkerungspolizei für immer verloren!«
    Er hatte kein Streichholz.
    Die Papiere waren keine Geheimdokumente. Es waren Finanzformulare, Geschäftspapiere und Einkaufszettel. Nichts, wofür sich die Bevölkerungspolizei auf einen Handel einlassen würde.
    Nichts, was sie ihm nicht einfach so aus den Händen reißen konnten.
    Was passiert, wenn ich an die Spitze der Schlange komme und immer noch keinen Plan habe?
, schaltete sich Treys verängstigter Verstand ein.
Ich sollte die Reihe verlassen, über alles nachdenken und zurückkommen, wenn ich weiß, was zu tun ist.
    Doch er würde noch Stunden anstehen. Schon jetzt war er sich der verrinnenden Sekunden schmerzhaft bewusst, der Minuten, die verstrichen. Mit jedem Moment wurde die Wahrscheinlichkeit größer, dass er ohnehin zu spät kam, um seine Freunde zu retten.
    Ob ihm irgendeiner der Umstehenden helfen würde? Um sich herum sah er Lumpen und Schmutz und Hemden, die hauptsächlich aus Flicken bestanden. Er hatte nicht den Mut, jemandem ins Gesicht zu sehen, geschweige denn, jemandes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Was erwarte ich denn? Sie wollen zur Bevölkerungspolizei. Ich muss das allein durchziehen.
    Und doch fühlte er sich nicht ganz allein. Immer wieder hörte er Stimmen aus der Vergangenheit: Wie viele Male hatte Lee zu ihm gesagt: »Komm schon, Trey. Du schaffst es!«, wenn er in der Hendricks-Schule versucht hatte einen Football zu fangen oder einen Baseball zu treffen. Wie viele Male hatte Mr Hendricks gemurmelt: »Du bist wirklich ein unglaublich helles Bürschchen«, wenn er Trey auf Botengänge geschickt hatte. Wie viele Male hatte sein eigener Vater genickt und lächelnd gesagt: »Ja, ja, das ist richtig. Das hast du wunderbar gelernt«, wenn Trey ihm zu Hause sein tägliches Pensum aufgesagt hatte.
    Also schob sich Trey weiter vorwärts, bezwang seine Angst,suchte weiter nach einem Plan und lauschte weiter den aufmunternden Stimmen in seinem Kopf.
    Und dann fand er sich plötzlich am vorderen Ende der Schlange wieder, vor ihm eine Mauer aus Tischen, die den Zufahrtsweg zu den Toren der Grants blockierten.
    »Deinen Ausweis«, brummte ein Mann.
    Trey unterdrückte das Zittern seiner Hände, als er in die Tasche griff und die Plastikkarte hervorzog. Er legte sie auf den Tisch zwischen sich und den Mann.
    »Travis Jackson«, las der Mann mit gelangweilter Stimme vor.
    Beim Klang des Namens, der zu ihm gehörte, aber nicht sein eigener war, zuckte Trey zusammen. Er bereitete sich darauf vor, dass der Mann das Bild betrachten und mit Trey vergleichen würde. Und wenn er nun beschloss den Ausweis überprüfen zu lassen? Trey hatte gehört, dass es spezielle Chemikalien gab, bestimmte Arten von Säure, die gefälschte Ausweise verätzten, während echte Dokument unbeschä digt blieben. Sie waren teuer, daher wurden sie nicht oft eingesetzt, doch wenn sich die Bevölkerungspolizei nun entschied sie ausgerechnet bei Treys Ausweis zu verwenden? Sollte er sich sicherheitshalber darauf einstellen davonzulaufen?
    Doch der Mann warf den Ausweis einfach zu einem Kollegen hinüber.
    »Einheit 3-C«, erklärte der Kollege und der erste Mann notierte etwas auf ein Blatt Papier.
    »Komm rein«, sagte er und hob ein an einem Scharnier befestigtes Stück Tischplatte an, damit Trey durch die Öffnunggehen konnte. »Melde dich im ersten Zimmer rechts, dort geben sie dir eine Uniform.«
    Trey zögerte.
    »Bekomme ich meinen Ausweis nicht zurück?«, krächzte er.
    »Du bist jetzt Angehöriger der Bevölkerungspolizei, mein Kleiner«, erklärte der Mann mit einem Lachen. »Das ist ab jetzt alles, was du hast oder bist.«
    »Aber  

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