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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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das Gewirr aus Füßen. Er wollte sich nur noch verstecken.
    Als er sie endlich gefunden hatte, entpuppte sich die Toilette als Traum aus eleganten silbernen Tapeten, offensichtlich ein Relikt aus den Zeiten der Grants. Trey schloss die Tür hinter sich ab und betrachtete sein blasses, verängstigtes Gesicht im Spiegel.
    »Was soll ich nur tun?«, flüsterte er seinem Spiegelbild zu. Selbst seine glänzendsten Einfälle – seine Freunde durch Verhandlungen freizubekommen oder mit einem Trick herauszuschmuggeln – wirkten angesichts der echten Fäuste, Schreie und vielen grauen Uniformen lächerlich.
    Jemand rüttelte von außen am Türgriff. »He! Andere Leute wollen auch mal rein!«
    Trey sah sich verzweifelt um, als hoffe er, dass ihn die Wände verschlucken und für immer verbergen könnten. Im Moment konnte er der Welt draußen einfach nicht begegnen. Er konnte es einfach nicht.
    Trotz aller Eleganz war das WC relativ klein und schlicht und enthielt nicht mehr als ein Waschbecken und eine Toilette.Beide waren edel und geschmackvoll, doch gab es nicht einmal ein Badeschränkchen unter dem Waschbecken, in dem er sich hätte verkriechen können. Und ein Schrank war ohnehin nicht vorhanden. Nur eine Öffnung in der Wand hinter der Toilette, die ein großes, verziertes Abdeckgitter aus Messing bedeckte.
    Ein Lüftungsschacht, ein abgedeckter Lüftungsschacht!
    Treys Gedanken überschlugen sich, während er auf das Muster des Messinggitters starrte. Hatte er sich nicht gerade gewünscht von den Wänden verschluckt zu werden? Und war das hier nichts anderes als ein Loch in der Wand?
    Trey lief hin und stolperte vor lauter Hast über seine eigenen Füße. Er stürzte, schlug jedoch mit dem Knie gegen die Toilette und statt zu fallen nutzte er den Schwung, um noch schneller zur Schachtöffnung zu gelangen: Er legte die Polizeiuniform auf den Wasserkasten und stellte sich auf den Toilettendeckel.
Wahrscheinlich ist das Gitter mit Schrauben befestigt, die ich ohne Schraubenzieher nicht lösen kann
, dachte er, während er die Arme ausstreckte. Doch nein – das Gitter wurde durch ein paar Klemmen und Haken gehalten, deren Mechanismus Trey sofort verstand. Im Handumdrehen löste er das Gitter aus der Halterung und nahm es von der Wand.
    Ich werde nicht hindurchpassen
, dachte er
. Meine Schultern sind bestimmt zu breit. Es ist hoffnungslos!
    Doch wieder war seine Panik grundlos.
    Er kletterte vom Deckel auf den Wasserkasten und steckte Kopf und Schultern durch die Öffnung in der Wand. Es war nicht sehr bequem und er hatte nicht viel Bewegungsspielraum, doch er passte hinein.
    Er dachte angestrengt nach, rutschte noch einmal heraus und kletterte dann erneut hinein, diesmal mit den Füßen voran.
    Ich bin bestimmt zu schwer. Der Luftschacht wird unter meinem Gewicht zusammenbrechen
, sorgte er sich, doch diese Angst kümmerte ihn nicht allzu sehr. Solange der Schacht nicht mit Getöse zusammenbrach und ihn in die Tiefe riss, gab er immer noch ein gutes Versteck ab.
    Er schob beide Füße hinein, dann folgten Beine und Rumpf, doch der Luftschacht machte keine Anstalten zusammenzubrechen. Im letzten Moment griff Trey nach unten und holte die Uniform herauf. Er glaubte zwar nicht, dass jemand genau notiert hatte, welche Uniform sie welchem Rekruten ausgehändigt hatten, doch er wollte kein Risiko eingehen und keine Spuren hinterlassen.
    Was ist, wenn ich das Gitter von innen nicht mehr befestigen kann?
, fragte er sich. Doch auch dies war eine grundlose Befürchtung. Er setzte das Abdeckgitter in den Rahmen zurück, griff durch die Löcher und schaffte es, alle Klemmen bis auf eine wieder zu befestigen. Niemand würde eine einzelne lose Klemme bemerken, beruhigte er sich.
    Schwer atmend schob sich Trey ein Stück den Schacht hinein, damit niemand sein Gesicht hinter dem Lüftungsgitter entdecken konnte.
    Wieder rüttelte jemand an der Tür. Dieses Mal begann wer immer es war zusätzlich gegen die Tür zu hämmern.
    »Rauskommen!«, befahl jemand. »Auf der Stelle!« Diese Stimme klang deutlich autoritärer. Möglicherweise gehörte sie sogar dem Officer, der Trey vorhin geschlagen hatte.
    Trey hielt die Luft an.
    Sekunden später vernahm er ein Splittern. Durch den schmalen Spalt, den er durch das Gitter noch erkennen konnte, sah er, wie die Toilettentür aufflog.
    »Hier drinnen ist niemand!«, brüllte die autoritäre Stimme entrüstet.
    Dann vernahm Trey einen Schmerzenslaut. Wahrscheinlich schlug die Autoritätsperson

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