Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
wahrzunehmen.
    »Es ist nicht mehr das Haus der Grants«, sagte er. »Es gehört jetzt der Bevölkerungspolizei. Es ist – ihr neues Hauptquartier.«

15.   Kapitel
    T rey zuckte zurück, als könne er der schrecklichen Neuigkeit ausweichen, die Mark ihm gerade enthüllt hatte.
    »Nein«, stöhnte er.
    »Vielleicht lügt der Junge ja«, sagte Mark tonlos. »Aber ich glaube nicht. Warum sollte er das tun?«
    Trey merkte, dass er zitterte. Er versuchte seine Muskeln unter Kontrolle zu bekommen, doch es war zwecklos. Er befand sich nur wenige Meter vom Hauptquartier der Bevölke rungspolizei , von genau den Menschen, die ihn seit seiner Geburt hatten töten wollen. Er hatte wirklich allen Grund zu zittern.
    Ohne darüber nachzudenken fuhr er mit der Hand in seine Hosentasche und packte die gefälschte Ausweiskarte, die seine Mutter ihm nach dem Tod des Vaters gegeben hatte. Er hatte sie seitdem immer bei sich getragen. Sie war sein einziger Schutz gegen den sicheren Tod.
    »Trey?«, sagte Mark. »Vielleicht ist mein Bruder doch nicht hier. Vielleicht sind er und seine Freunde – deine Freunde – entkommen, bevor die Bevölkerungspolizei das Haus übernommen hat.«
    Mark glaubte, dass Trey um Lees willen zitterte, dass er sich nur um seine Freunde sorgte.
    »Vielleicht hat der Chauffeur, der Lee mitgenommen hat, die ganze Zeit über für die Bevölkerungspolizei gearbeitet?«,sagte Trey und schämte sich im gleichen Moment dafür. Warum versuchte er Mark wehzutun?
    »Wir müssen ihn finden«, sagte Mark.
    Doch er schlug keinen Plan vor, sondern starrte nur dumpf auf die Schlange der neuen Polizeirekruten.
    Auch Trey musste unwillkürlich hinübersehen, obwohl der Anblick ihn in Angst und Schrecken versetzte. Die Reihe hatte weder Anfang noch Ende. Sie schien sich endlos fortzusetzen mit all den unzähligen Männern und Jungen.
    »So viele Menschen wollen für die Bevölkerungspolizei arbeiten?«, klagte er. »Hassen sie dritte Kinder denn so sehr? Werden sie von allen gehasst?«
    »Nein«, sagte Mark und wandte endlich den Blick ab. »Wahrscheinlich haben sie keine Ahnung von dritten Kindern. Sie haben einfach nur Hunger.«
    »Na und? Wer hat das nicht?«, fragte Trey zurück.
    Mark seufzte.
    »Offensichtlich hat die Bevölkerungspolizei heute Morgen bekannt gegeben, dass niemand außer ihr mehr Nahrungsmittel verkaufen darf«, berichtete er. »Und Essen kaufen dür fen nur diejenigen Familien, von denen mindestens ein Angehöriger Mitglied der Bevölkerungspolizei ist. Also treten alle ein, damit sie nicht verhungern müssen.«
    Trey schloss die Augen und fühlte sich plötzlich selbst schwindelig vor Hunger. Vielleicht war es aber auch nur die alte Angst. Er lebte schon so lange mit diesem Gefühl, dass er inzwischen eigentlich abgestumpft sein müsste, fand er. Doch das war er nicht. Die Angst schien jede einzelne Nervenzelle in seinem Körper unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Esfiel ihm schwer, zu begreifen, was Mark ihm eben erzählt hatte. Wenn die Bevölkerungspolizei die Nahrungsversorgung kontrollierte . . . Wenn alle der Bevölkerungspolizei beitraten . . .
    Er war verloren. Alle dritten Kinder waren verloren. Und das ganze Land dazu.
    »Hör mal«, sagte Mark. »Ich – ich habe dem Jungen erzählt, dass ich ihm Essen verkaufen kann und dass er der Bevölkerungspolizei nicht beitreten muss. Ich weiß nicht, warum, wahrscheinlich bin ich ein bisschen durchgedreht. Ich hab ihm sogar beschrieben, wie man Gemüse anpflanzen kann . . .«
    Es dauerte eine Weile, bis Marks Worte bei Trey ankamen.
    »Was sagst du da?«, fragte er. »Was ist, wenn er dich meldet? Wenn die Bevölkerungspolizei dicke Belohnungen verspricht, dafür, dass man Leute anzeigt, die illegal Lebensmittel verkaufen, so wie sie das Anzeigen dritter Kinder belohnt?«
    Trey wartete Marks Antwort gar nicht ab. Er packte ihn am Arm und begann ihn mit sich zu ziehen.
    »Wir müssen uns verstecken!«, schrie er verzweifelt. »Sofort!«
    Er stürmte blindlings in den Wald hinein und zerrte Mark hinter sich her.
    »Pst! Trey! Du bist . . . Man wird uns hören!«, rief Mark.
    Trey blieb wie angewurzelt stehen – nicht wegen Marks Protest, sondern weil direkt vor seiner Nase acht Reihen Stacheldraht verliefen. Er hatte geglaubt tiefer in den Wald hineinzulaufen, stattdessen war er in seiner Panik im Kreis gerannt.Er war wieder zurück bei der doppelten Einfriedung, die das Anwesen der Grants umgab.
    Schweigend starrten er und Mark auf den silbrig

Weitere Kostenlose Bücher