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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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hinzu: »Außerdem bleibt der Gefangene nur so lange dort, bis wir mit dem Verhör fertig sind. Dann wird er beseitigt. Es dauert höchstens noch ein paar Stunden.«
    Trey schluckte so laut, dass er fürchtete von allen gehört zu werden.
Ein paar Stunden
. . . Trey blieb keine Zeit, um zu warten, bis Krakenaur seinen Männern die Leviten gelesen und sie entlassen hatte. Er musste
jetzt
an ihnen vorbei und Mark retten.
    Er starrte auf das Lichtmuster, das durch das verzierte Abdeckgitter hereinfiel, als könne er es zwingen, sich zu verdunkeln. Doch halt – vielleicht konnte er das wirklich. Wahrscheinlich wirkte das Gitter für die Leute auf der anderen Seite ohnehin dunkel. Er musste nur dafür sorgen, dass sich die Lichtverhältnisse nicht durch Haut, Haare, Hemd und dunkle Hosen veränderten . . . Vorsichtig faltete er das Hemd der Polizeiuniform auf dem Schachtboden auseinander. Mit einer blitzschnellen Bewegung – so schnell, dass er gar keine Zeit hatte, darüber nachzudenken – hob Trey es hoch und deckte es von innen über das Abdeckgitter.
    Niemand bemerkte etwas.
    Trey ließ sich einige Minuten Zeit, um erleichtert durchzuatmen. Dann rutschte er vorwärts, während er das Hemd zuerst mit der Hand, dann mit dem Oberkörper und schließlich mit den Füßen an seinem Platz hielt.
    Ausnahmsweise sorgte er sich einmal nicht um klackernde Knöpfe.
    Die ganze Prozedur ging so reibungslos vonstatten, dass Trey zu glauben begann, er könne als Schlangenmensch Karriere machen. In diesem Moment, gerade als er die Beine vom Gitter wegziehen wollte, sah er zurück und begriff, dass das Uniformhemd sich an seinem Gürtel verhakt hatte, als er mit dem Bauch daran vorbeigerutscht war. Er war die ganze Zeit über für jeden deutlich sichtbar gewesen, der den Kopf hob.
    Augenblicklich zog er das Bein vom Abdeckgitter fort und konnte nur mit knapper Not verhindern, dass er mit dem anderen lautstark gegen die Seitenwand des Schachts trat. Dann wartete er.
    Hat mich irgendjemand gesehen?
    Es war qualvoll, zu warten und zu wissen, dass er nichts mehr tun konnte, um seinen Fehler zu korrigieren. Doch unten fuhr Krakenaur fort seine Männer zu tadeln.
    »Wir haben unserem Volk gegenüber eine Pflicht!«, schrie er.
    Niemand hatte zum Abdeckgitter hochgeschaut. Niemand hatte Trey gesehen.
    Gott sei Dank
, dachte er mit dem Gefühl, von nun an jede weitere Sekunde seines Lebens als Geschenk zu betrachten. Denn nichts anderes war es. Er hätte es verdient gehabt, entdeckt zu werden, aber man hatte ihn nicht entdeckt.
    Dann konzentrierte er sich auf die Aufgabe, Mark zu finden.
    Im Laufe der nächsten Stunde verzweifelte Trey mehrmals bei dem Versuch, einen Weg hinunter in den Keller zu finden. Die Luftschächte der Grant-Villa waren wie ein Labyrinth, das sich hierhin und dorthin wand und in völlig unregelmäßigen Abständen verzweigte. Mehr als einmal erwog Trey einfach kehrtzumachen, in irgendeinem leeren Zimmer aus der Lüftungsöffnung zu gleiten und von dort nach der Treppe zum Keller zu suchen. Doch der Anblick von Krakenaur hatte ihn erschüttert. Außer in den Schächten konnte er in jedem Raum des Hauses die Gefahr förmlich spüren. Durch das Kriechen scheuerte er sich die Hosenbeine auf und rieb sich die Handflächen wund beim vorsichtigen Vorantasten. Doch all das war immer noch besser als mitten unter den Truppen der Bevölkerungspolizei zu stecken.
    Schließlich griff sein müder Arm zum x-ten Mal in die endloseDunkelheit und berührte – gar nichts. Nur ein Loch, an der Stelle, an der das Rohr geradewegs in die Tiefe zu führen schien.
    So hatte sich Trey das Ganze nicht vorgestellt. Er hatte eher an ein schöne, sanfte Neigung gedacht – wie bei den Rutschen, die er auf Bildern von Kinderspielplätzen gesehen hatte.
    Ich kann das
, sprach Trey sich Mut zu.
Ich muss.
    Mit einer Hand tastete er nach der Schachtwand auf der anderen Seite der Öffnung. Sobald er Metall berührte, hievte er seinen Oberkörper über das Loch, steckte die Beine in den Schacht und stemmte Füße und Knie gegen die Wand der Metallrutsche. Er stieß sich den Kopf an der Decke und seine Beinmuskeln begannen augenblicklich vor Anstrengung zu zittern. Doch er fiel nicht. Auch wenn jede Bewegung schmerzte, rutschte er Zentimeter für Zentimeter nach unten.
    Wie weit kann es denn noch sein?
, fragte er sich.
Wie hoch sind die Decken der Grants eigentlich?
    Schließlich berührte Treys Fuß etwas, das sich direkt unter ihm befand. Entzückt

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