Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan
spricht: „Magst du mich auch?“.
Wie in einem Reigen miteinander verflochten wechseln sich japanische und westlich adaptierte Feiertage und Festivitäten miteinander ab. Am 3. März – die Doppeldaten (2.2./3.3. etc.) spielen seit dem frühen Mittelalter mit ihrer Übernahme aus China eine besondere Rolle – feiert Japan das Puppenfest Hina Matsuri. Schon ab Mitte Februar erfreuen sich die kleinen Mädchen an ihrem Puppen-Hofstaat im Stil der Heian-Zeit. Sie laden ihre Freundinnen ein, essen Süßes und trinken (hoffentlich) alkoholfreien Reiswein. Spätestens am Abend des 3. März müssen Kaiser und Kaiserin mitsamt ihren Dienerinnen, Beratern und Hofmusikanten zurück in den Schrank. Bleiben sie auch nur einen Tag länger ausgestellt, wird die Tochter des Hauses niemals heiraten, so geht zumindest die Legende. Genau das erhofft sich meine Freundin Haruko für ihr Kind. Sie lässt die Puppen mit Absicht immer eine weitere Woche im Wohnzimmer stehen. Haruko ist Witwe und nichts fürchtet sie mehr, als dass ihre Tochter eines Tages flügge werden könnte.
Im April ist Japan zu sehr mit dem Start ins Schulund Berufsleben beschäftigt, als dass man außerhalb der Kirschblütensaison noch groß feiern würde. Der 4.4. ist entgegen aller anderen Doppeldaten gar kein guter Tag, die Ziffer Vier hat die gleiche Aussprache wie das Schriftzeichen für Tod. Die Vier sollte man also besser vermeiden. So gibt es in vielen Hotels kein viertes Stockwerk oder ein Zimmer Nummer vier. Ebenso vermeidet man die Vier beim Autokennzeichen und heiratet niemals an einem Datum mit einer Vier. Dies sind übrigens nicht die einzigen Unglückstage im japanischen Kalender. Im 14. Jahrhundert übernahm Japan die alte chinesische Wocheneinteilung mit sechs Tagen. Noch heute sind diese Tage in jedem japanischen Kalender vermerkt und spielen bei der Datierung von Festivitäten eine wichtige Rolle. So heiratet man am „Tag zum Gedenken Buddhas Tod“ ( Butsumetsu ) besser nicht und hält am „Tag, der Freunde mit sich zieht“ ( Tomobiki ), lieber keine Beerdigung ab, es könnte dem Freund sonst einen frühen Tod bringen. Alle anderen Tage versprechen zumindest für ein paar Stunden Glück.
Egal, auf was für einen Tag der 29. April fällt, mit ihm beginnt die heiß ersehnte „Goldene Woche“, eine Aneinanderkettung von Feiertagen, die ganz Japan zu Frühlingsferien verhilft. Der 29. April war der Geburtstag von Showa-Tenno und hätte nach seinem Tod abgeschafft werden sollen. Doch der Staat gönnte seinem Volk weiterhin die Ferien und erklärte den Tag kurzerhand erst zum „Tag des Grüns“ und ab 2007 etwas mutiger zum Showa-Tag. Am 3. Mai ist offiziell Tag der Verfassung und der folgende 4. Mai gedenkt nun der grünen Natur. Beide Tage waren bis zum Krieg shintoistische Feiertage. Mit der neuen Verfassung von 1947 wurden religiöse Feiertage abgeschafft, aber durch neutrale Bezeichnungen sofort wieder zum Leben erweckt. Die Tickets für Flugreisen verteuern sich während der ersten Maiwoche exorbitant, trotzdem nutzen Viele die Feiertage für einen Kurzurlaub im Ausland. In Japan selbst sind Autobahnen und Züge entsetzlich verstopft, nichtsdestoweniger zieht es die Menschen entweder für eine Nacht in einen Ort mit heißen Quellen irgendwo auf dem Land oder in eine der unzähligen Vergnügungsparks mit angegliedertem Hotel. Japaner mögen es lieber für kurze Zeit luxuriös, langer Urlaub unter unbequemen Bedingungen reizt sie nicht sonderlich.
Der Mai ist ein japanischer Wonnemonat: Anfangs herrscht Ferienzeit und obendrein wunderbares Wetter, bevor die unangenehme Regenzeit einsetzt und jeglicher Aktivität einen schwülwarmen Dämpfer verpasst. Am 5.5. ist Kindertag und da ist der Eintritt für die Kleinen beinahe überall kostenlos oder stark verbilligt. Früher war der 5. Mai ausschließlich den Jungen vorbehalten. Karpfenfahnen symbolisierten bis in die Nachkriegsjahre ausschließlich die Anzahl der Söhne eines Haushalts, den Mädchen gönnte man als Ausgleich ihr Puppenfest. Karpfen schwimmen angeblich gegen den Strom und sind stark und mutig, das wünschte man auch Japans männlichem Nachwuchs. Heute ist der Tag allen Kindern gewidmet, und in immer mehr Familien flattern bunte Karpfen auch für die Mädchen an Balkon und langen Fahnenstangen.
Valentinstag ist in Japan nicht nur wegen der einseitigen, zum Teil lustlosen Schenkerei unnötig. Mit dem Sternenfest Tanabata am 7. Juli hat das Land eigentlich schon seit
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