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Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan

Titel: Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Liew
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„Glückstüten“, Fukubukuro, stellen die Geschäfte zu einem bestimmten Preis Markenware in einer Kleidergröße zusammen. Eine Portion Glück gehört schon dazu, um wirklich etwas Tolles zu erhalten, ein Preis-Schnäppchen macht der Kunde jedoch immer. Nicht nur Kaufhäuser locken so die ersten Käufer, auch traditionelle Teegeschäfte und Juweliere werben mit Überraschungstüten, die schon mal mehrere Hundert Euro kosten können. Früher zahlten die Unternehmen zweimal im Jahr üppige Sondergehälter. Neben dem Sommerbonus kam die zweite Zahlung pünktlich zum Neujahrsfest, entsprechend locker saß die Brieftasche. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei und alles ist ein wenig schlichter geworden. Trotzdem ist Hatsuuri, der erste Verkauf im neuen Jahr, für viele Japaner ein wichtiger Neujahrsspaß. Ich muss gestehen, dass ich mich niemals in Hatsuuri gestürzt habe. Kleidung passt mir in Japan nur selten und für Schmuck habe ich nicht viel übrig. Trotzdem fand ich es nett, dass man in allen Geschäften in den ersten Tagen kleine Geschenke bekam. Das kannte ich von daheim nur vom China-Restaurant, das zu Neujahr immer Kalender verteilte.
    Ein wenig Feiertagsstimmung herrscht auch noch am ersten Arbeitstag im Januar. Nicht nur an der Börse in Tokyo tragen die jungen Damen einen Kimono, das tun auch die Bankangestellten oder die Frauen im Rathaus. Der Chef hält am Morgen eine feierliche Rede und abends geht es gleich weiter zum Shinnenkai, zur Begrüßungsfeier des Neuen Jahres. Kommunikation wird hier halt groß und vor allem Alkohol geschwängert geschrieben. Japan ist tatsächlich das Land der „Nominikation“ – nomi bedeutet trinken und damit kommuniziert man hier reichlich und liebend gern.
    Nach den vielen Feiern kehrt erst einmal bis zum Frühjahr Ruhe ein. Wenn man mal vom Februar absieht. Früher vertrieb man am 2. Februar die bösen Geister des Winters. Das Oberhaupt des Hauses schmiss in die Zimmerecken geröstete Sojabohnen und rief dabei laut: „Oni wa soto, fuku wa uchi!“ – raus mit den Teufeln, rein mit dem Glück! Heute noch überfallen rote und grüne Teufel Kindergärten und Grundschulen und erschrecken den Nachwuchs. Der schmeißt dann kreischend Sojabohnen auf die gruseligen Eindringlinge. Mir wurde immer ein wenig mulmig, wenn die bis zur Unkenntlichkeit geschminkten Gestalten mit einem Horn (!) auf dem Kopf auf die Kinder zusprangen, aber bei solchen Aktivitäten ist man hier nicht zimperlich. Wenn der Spuk vorbei ist, dürfen die Kinder so viele Bohnen essen, wie sie Jahre zählen. Das soll sie gesund und munter durch den Winter bringen. Ich halte allerdings geheizte Räume und warme Füße für eine bessere Alternative, aber auf mich wollte ja niemand hören. Nackte Kinderfüße und Rotznasen gehören zum japanischen Winter wie eiskalte Badezimmer und extrem überheizte Züge.
    „Am 14. Februar ist Valentinstag.“ Diesen Spruch verbreiten nicht nur Deutschlands Blumenhändler äußerst erfolgreich, sondern auch Japans Schokoladenhersteller. Süße Präsente gehen in Japan immer, Blumen hingegen lassen sich schwer an den Mann bringen. Ein bunter Strauß in Männerhänden oder gar rote Rosen ist den Herren der Schöpfung grundsätzlich viel zu peinlich, als dass sie damit ihre Liebste überraschen würden. Doch das steht am Valentinstag eh nicht an. An diesem Tag lehnen die Herren sich erst einmal gemütlich zurück und harren der Dinge, die da auf ihrem Schreibtisch landen. Am 14. Februar geben sie nicht, sondern empfangen Geschenke. Aber nicht etwa von der eigenen Gattin oder Freundin, sondern von ihren Bürodamen. Pflichtbewusst verteilen diese schokoladige Aufmerksamkeiten an alle Männer ihrer Abteilung. Allerdings bekommt der unsympathische Vorgesetzte nur schlichte Giri-Schoko, Pflichtschokolade einfachster Qualität, während der umschwärmte Junggeselle mit handgemachten Pralinen rechnen darf.
    Einen Monat später, am 14. März, kommt der Ausgleich. An White Day revanchieren die Männer sich mit weißer Schokolade oder Spitzentaschentüchern bei den Damen, doch Freude empfinden die Erwachsenen schon lange nicht mehr an dem eingefahrenen Ritual. Alle Beteiligten sind der Sache so richtig überdrüssig, doch keiner traut sich, mit dem Unsinn aufzuhören. Einzig in der Schule schlagen am Valentinstag die Herzen noch höher. Die größeren Mädchen bereiten liebevoll ein Mittagessen in der Lunchbox zu und übereichen es vor aller Augen ihrem Schwarm. Und das Reisbällchen

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