Schattenlaeufer und Perlenmaedchen - Abenteuer Alltag in Japan
Schritt seine Zuneigung zu Genüge zum Ausdruck gebracht. Händchen halten tun ganz frisch Verliebte im Dunkeln der Nacht, fürs öffentliche Küssen reicht noch nicht mal ein ordentlicher Alkoholpegel als Entschuldigung. Kurz: Ein Paar jenseits der zwanzig ignoriert sich in der Öffentlichkeit im Guten wie im Schlechten.
3. Schuhwerk
Vor dem Betreten einer Privatwohnung oder einem Tempel heißt es, Schuhe ausziehen! Entweder stehen für den Besucher Plastikslipper bereit oder er muss auf Strümpfen durch das ehrwürdige Gebäude laufen. Bevor ein Zimmer mit Reisstrohmatten (Tatami) betreten wird, müssen auch die Slipper abgestreift werden.
Immer wieder gern erwähnt werden die speziellen japanischen Toilettenslipper, die den Gast am Eingang der privaten (und manchmal auch öffentlichen) Aborte erwarten. Ist alles erledigt, sollte man beim Verlassen natürlich wieder in die gewöhnlichen Slipper wechseln. Spätestens bei der Rückkehr in den geselligen Kreis, wenn alle einem amüsiert auf die Füße starren und dort immer noch die ollen Klo-Puschen aus rosa oder babyblauem Plastik sitzen, weiß man, was man zuvor vergessen hat. Gut, dass diese Schusseligkeit zu uns Ausländern wie unsere großen Nasen gehören und daher nicht sonderlich übel genommen werden.
4. Tischmanieren
Ein Paradies für Kinder (und Erwachsene): Hier darf die heiße Suppe endlich laut geschlürft werden. Im Gegenteil, so mancher Ramen- (Nudelsuppen-) Koch wird sauer, wenn man seine Zufriedenheit allzu dezent zum Ausdruck bringt. Schmatzen macht sich allerdings hier in letzter Zeit nicht mehr so gut, ebenso gelten die grundsätzlichen Regeln, dass man erst anfängt, wenn alle bereit sind und man Itadakimasu ( Ich greife zu ) gesagt hat. Das Signal, dass man satt ist, heißt Gochisosama deshita ( Es war köstlich ) und der Reis sollte bis aufs letzte Körnchen verspeist sein. Was gemeinsam auf dem Tisch steht, wird auch gemeinsam in nicht festgelegter Reihenfolge gegessen. Beim Umgang mit den Stäbchen gilt eine wichtige Regel: Niemals die Dinger in den gekochten Reis stecken, das erinnert an die Räucherstäbchen auf dem Altar. Ebenso reicht man keine Speisen von Stäbchenpaar zu Stäbchenpaar weiter. Das tut man nur bei der Beerdigung, wenn die Gebeine aus der Asche gelesen werden. Die Suppe trinkt man aus der Schale und nimmt dafür keinen Löffel. Dafür können Sushi ruhig mit den Fingern gegessen werden.
Noch ein Wort zu den Getränken: Vor dem ersten Schluck heißt es Kanpai! (Zum Wohl!). Ständig hat man darauf zu achten, dass das Glas des Tischnachbarn wohl gefüllt ist. Niemals füllt man sich selbst sein Glas, das übernehmen die anderen der Runde. Sollten die das übersehen haben, füllt man jemanden das Getränk einfach nach, auch wenn es nur ein winziger Schluck ist. Dadurch ist derjenige dazu gezwungen, dem Nachbarn ebenfalls sofort nachzufüllen.
5. Ordnung und Pünktlichkeit
Stand man früher in der Bank, in der Post, im Krankenhaus und in der Apotheke und an vielen anderen Orten Schlange, zieht man heute beim Betreten des Gebäudes eine Nummer und wartet, bis man aufgerufen wird. Anders natürlich an der Bushaltestelle, dem Taxistand und der Eisenbahn. Hier markieren Linien auf dem Boden die genaue Warteposition, beim berühmten Shinkansen, Japans Superschnellzug, kann man sich schon bei absehbarer Überfüllung für die nächste Bahn aufstellen. Überall gilt der Ehrenkodex, nicht zu mogeln oder sich gar vorzudrängeln. Tut man es doch, wird wahrscheinlich niemand meckern, man wird ob der Dreistigkeit einfach sprachlos sein. Das tut man hier einfach nicht!
Wer einmal in Japan war, kann über den Mythos deutscher Pünktlichkeit nur noch lachen. Das gilt ganz besonders für das Bahnsystem, eine Verspätung von zwei Minuten gilt als Versagen der Gesellschaft und ist Anlass zahlreicher Entschuldigungen. Im privaten Bereich kommt man lieber zu früh als zu spät. Werden Gäste zum Beispiel für 20 Uhr eingeladen, sollte der Gastgeber eine halbe Stunde zuvor bereit sein. Gewöhnlich sind alle spätestens zehn Minuten vor der Zeit da. Nach zwei Stunden haben alle Feiern ihr offizielles Ende. Der Gastgeber sagt ein paar Abschiedsworte und dies gilt als Zeichen für den allgemeinen Aufbruch. Der gilt für alle, niemand bleibt noch auf ein letztes Glas zurück. Hingegen ist es völlig in Ordnung, die Feier an einem anderen Ort fortzusetzen. Will man lieber nach Hause, ist dies der Zeitpunkt, Abschied zu nehmen. Es gilt allerdings
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