Schattenland - Begegnung mit Victor (German Edition)
darstellte, war für mich etwas so Besonderes, da es bisher noch nicht ein einziges Mal vorgekommen war, dass ich Victor zwei komplette Tage am Stück nur für mich hatte. Ich genoss jede Sekunde unseres wunderbaren Aufenthalts. Jeden Augenblick, der für mich vollkommenes Glück bedeutete. Tagsüber erkundeten wir Wien mit all seinen Sehenswürdigkeiten, saßen händchenhaltend in diesen typischen Wiener Kaffeehäusern, in denen man das Gefühl hatte, die Zeit sei stehengeblieben. Wir unterhielten uns ganz wunderbar, die Stimmung zwischen uns war großartig, so dass mir spontan in den Sinn kam, ihn auf seine Ehe anzusprechen. Ein großer Fehler, wie sich gleich herausstellen sollte.
„Sag mal Victor, wie weit seid ihr denn schon mit eurer Trennung? Hast du die Scheidung schon eingereicht?“
Schlagartig veränderte sich sein Blick. Er schaute mich mit eiskalten Augen an, so dass ich das Gefühl hatte, vor Kälte zu erstarren. In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, als würde der Teufel persönlich vor mir sitzen. Aber wie konnte das sein? Warum spürte ich diese extreme Kälte in und an ihm, obwohl er doch die Liebe meines Lebens war? Gibt es etwa doch Menschen, die komplett anders waren, als das, wofür man sie hielt? Ich war mir in diesem Moment wirklich nicht mehr sicher, ob Victor derjenige war, für den ich ihn hielt.
„Wieso stellst du mir diese Frage, meine Liebe? Hatte ich mich zu diesem Thema nicht deutlich genug geäußert? Ich wiederhole das jetzt zum letzten Mal. Die Trennung ist lediglich eine Frage der Zeit. Hast du das nicht verstanden?“
Zum Teufel, natürlich hatte ich verstanden, was er zu mir sagte. Aber wieso konnte er seinen Worten verdammt nochmal keine Taten folgen lassen? Anstatt ihm deutlich zu sagen, was ich davon hielt, dass scheinbar noch nichts passiert war in Sachen Trennung, entschuldigte ich mich auch noch für mein Verhalten. Wieso schaffte dieser Mann es immer wieder, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, mich in die Enge zu treiben, obwohl doch sein Verhalten nicht in Ordnung war und mich erst dazu brachte, so zu reagieren?
„Es tut mir leid, Victor. Ich wollte dich nicht verärgern. Bitte fühl dich nicht unter Druck gesetzt.“
„Ok! Hör zu! Wir belassen es dabei und genießen weiterhin diesen herrlichen Tag in Wien.“
Den restlichen Nachmittag gab ich mir Mühe, die Frau zu sein, die Victor sich an seiner Seite vorstellte. Meist gelang mir das auch, bis auf ein paar kurze Augenblicke, in denen ich sehr nachdenklich war. Aber Victor registrierte das gar nicht.
Als wir beim Diner saßen, überraschte mich Victor mit zwei Karten für die Zauberflöte. Ich hatte mir so sehr gewünscht, die Wiener Staatsoper kennenzulernen und jetzt würde tatsächlich dieser Traum in Erfüllung gehen!
„Meine Liebste, geh aufs Zimmer und richte dich für den heutigen Abend. Alles, was du dafür brauchst, findest du auf dem Bett.“
Das Kleid war atemberaubend schön. Es war aus roter Seide und betonte das Dekolleté. Daneben standen rote High Heels, die in der Wiener Abendsonne, die sich ihren Weg in unser Zimmer bahnte, wundervoll glänzten. Als Victor unser Zimmer betrat, stand ich in diesem wunderschönen Kleid vor ihm, in diesen atemberaubend schönen und extrem hohen roten High Heels, meine Lippen blutrot geschminkt.
Wir saßen in einer dieser wundervollen Logen, die Victor nur für uns zwei gebucht hatte und genossen diesen romantischen Abend. Seine Hand lag während der kompletten Vorstellung auf meinem Schenkel. Das einzige, was zwischen uns passierte, waren Victors intensive Blicke, die unwillkürlich dazu führten, dass mir Gänsehaut über den Rücken lief. Das war unser erster gemeinsamer Abend, der nicht von sexuellen Spielen dominiert wurde und das genoss ich in vollsten Zügen.
Spielsucht
Wir hatten uns mitten in der Altstadt Nürnbergs in einem entzückenden kleinen Altstadthotel verabredet. Ich war natürlich viel zu früh da, dies aber in voller Absicht. Musste mich erst einmal ein wenig entspannen, da ich so schrecklich nervös war, ihn endlich wieder zu sehen. Victor hatte geschäftlich im Ausland zu tun, deshalb konnten wir uns Monate, genau genommen seit unserem gemeinsamen Wienaufenthalt, nicht mehr sehen. Meine Sehnsucht nach ihm stieg ins Unermessliche. In dieser unendlich langen Zeit seiner Abwesenheit hatten wir viele und wunderschöne Fantasien ausgetauscht. Und heute sollte ich ihm
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