Schattenlord 1 - Gestrandet in der Anderswelt
von hier wegzukommen. Und deshalb werden Sie direkt zum Schloss gehen, sich unmittelbar bei den Vampiren einschleimen, sie mit schlauen Worten einlullen, damit Sie nicht gebissen werden, und schon sind Sie weg! Wer das Glück hat, bei Ihnen zu sein, kommt mit durch das Portal, und alle anderen haben halt Pech gehabt. Hätten ja dieselbe Chance gehabt. Und so ein Handeln ist nur vernünftig, wenn man bedenkt, dass uns gerade noch vierzehn Wochen bleiben.«
So eine lange Rede hatte das Model noch nie gehalten, Laura starrte ihre Freundin entgeistert an.
Rimmzahn war aalglatt. »Also, dann gehen Sie bei meiner Gruppe mit?«
Und Zoe war nicht weniger abgebrüht. »Darauf können Sie wetten! Aber ich wollte öffentlich klarstellen, was Ihre und meine tatsächliche Absicht ist, und nicht Ihren Lügenscheiß verzapfen, den die anderen glauben und darauf bauen. Da mach ich nicht mit!«
Laura öffnete den Mund, aber sie war so betroffen, dass sie keinen Ton herausbrachte.
»Es ist doch so, Leute.« Zoe drehte sich einmal in die Runde. »Schaut mich an, schaut diesen Sesselfurzer da an … Wie sollen wir denn kämpfen? Noch dazu gegen eine ganze Stadt?«
»Du … du hast einen Mordag erschlagen …«, stammelte Milt.
»Ja, aber mein Schuh steckt immer noch in ihm, und den anderen habe ich weggeworfen. Ich hab nichts mehr, womit ich kämpfen kann, verstehst du? Ich hab keine Ahnung von Krieg und Kampf und wie man sich mit Sklavenhändlern auseinandersetzt. Ich bin ein Model, Herrgott noch mal, keine Actionheldin!«
»Wenigstens bist du … ehrlich«, sagte Andreas mühsam beherrscht.
»Wir sind doch alle erwachsen, Andreas, also reden wir Tacheles. Und ich möchte von euch widerlegt bekommen, dass meine Überlegungen Hand und Fuß haben, andernfalls müsst ihr zustimmen!«
»Aber wenigstens Hilfe könntet ihr schicken, bevor ihr abhaut«, sagte Laura leise. »Zoe …«
»Ich bin nur ehrlich, Laura. Und ich weiß, dass zwei Drittel hier genauso denken wie ich.«
Laura nickte und holte tief Luft. »Ja, und das ist verständlich. Genau deswegen hat Elias uns gebeten, einander nicht im Stich zu lassen. Und unsere Menschlichkeit zu beweisen.«
»Dass wir anders sind als die anderen?« Zoe lachte trocken. »Und ich dachte immer, ich lese keine Zeitung und schaue keine Nachrichten.«
»Gut, dann sage ich euch jetzt Folgendes«, erklang Jacks laute Stimme. »Ende der Basisdemokratie. Ich bin der Kerl mit der Pistole, und ich habe den Gefangenen in meiner Obhut. Der wird mich zur Stadt führen, und ich werde die anderen befreien. Von dort aus gehen wir zum Palast. Wer mitkommen will, ist willkommen, und alle anderen sollen sich zum Teufel scheren und sehen wie sie zurechtkommen.«
»Ich und mein Kompass«, sagte Andreas daraufhin, »gehen mit.«
Für Laura war es keine Frage, und alle anderen konnten sich ohnehin denken, wie sie entschied, deswegen nickte sie nur.
»Ich gehe ebenfalls mit«, erklärte Milt.
»Dito«, schloss Cedric sich an. Dann folgten die Müllers und nach und nach die meisten anderen.
Auf Rimmzahns Seite blieben nur wenige.
»Tja«, sagte Zoe. »Jack hat die Knarre, die Muskelpakete sind alle auf seiner Seite und der Guide durch die Wüste ebenfalls. Sieht aus, als hätten wir anderen schlechte Karten.« Sie stellte sich neben Jack. »Auch wenn es ein Umweg sein mag und ich keine Ahnung habe, wie wir die anderen befreien wollen - das scheint mir nunmehr die bessere Alternative zu sein. Aber ich sag’s euch gleich: Ich bin feige und stelle mich nicht in vorderste Front. Und wenn es zum Kampf kommt, versteck ich mich, und ich werde euch verraten und alles tun, um meine Haut zu retten.«
»Ist ja gut, Zoe, wir haben es alle kapiert.« Milt grinste.
Laura war noch nicht ganz versöhnt und zeigte deshalb ihre Erleichterung über Zoes Entscheidung nicht. Sie sah ihre Freundin nicht einmal an.
Und Zoe war alles andere als feige.
»Dann sind wir wohl überstimmt, Freunde«, sagte Rimmzahn zu seinen Begleitern. »Also schließen wir uns an.« Seltsam, aber er wirkte eher erleichtert als verärgert. Laura nahm an, dass er im Grunde seines Herzens froh war, jeglicher Verantwortung enthoben zu sein, und munter weiternörgeln konnte - das war nämlich viel einfacher.
Sie holten den jungen Gefangenen, seine Hände blieben gefesselt. »Wie heißt du überhaupt, Kerl?«, fragte Cedric, während er ihn grob vor sich stieß.
»Was kümmert’s dich?«
»Mir egal, rede ich dich eben mit Depp, Hohlfritte,
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