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Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde

Titel: Schattenlord 12 – Lied der sieben Winde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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unterschätzen. Doch wenn er sich nicht anders als mit roher Gewalt zu behelfen wusste, hatte sie eine Schwäche aufgedeckt; und einmal den Panzer aufgebrochen, konnte sie sich darin verankern und das Zerstörungswerk fortsetzen.
    Ich kriege dich, dachte sie. Und ihre Angst schrumpfte. Sie vertraute darauf, dass rechtzeitig Hilfe kam. Das wäre zwar den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, aber in dem Fall akzeptabel. Den Schattenlord hatte sie so oder so am Hals, aber einen Feind weniger, das war es wert.
    »Er wird kommen«, stieß sie unter hysterischem Kichern hervor und hielt sich die Wange. Ihr war schwindlig, und sie sah leicht doppelt. Hoffentlich hatte sie von dem einen Schlag keine Gehirnerschütterung bekommen! »Und du kannst es nicht verhindern.«
    »Wir werden sehen«, knurrte Fokke. »Treib's nicht zu weit, Laura. Ich weiß, dass du mich provozieren willst, den Fehler zu begehen, dich vorzeitig zu töten, doch deine Seele kannst du dennoch nicht retten. Hier vom Schiff kann sie niemals entkommen.«
    »Doch, sobald meine Zeit abgelaufen ist«, behauptete Laura ins Blaue hinein. »Der Abstoßungseffekt von Innistìr schließt auch die Seele ein, sie löst sich auf wie der Körper, wenn die Frist um ist.« Das war vermutlich völliger Blödsinn, denn irgendjemand hatte mal davon gesprochen, dass die Seelen derjenigen, deren Frist abgelaufen war, in diesem Reich hilflos umherirren müssten. Das war zwar ebenfalls nur eine Annahme gewesen, da niemand etwas Genaues wusste, dennoch erschien es ihr logisch. Aber das brauchte Fokke nicht zu wissen. Er kannte sich in diesen Dingen nicht aus, ihre Warnung müsste ihn also zumindest zum Nachdenken bringen.
    »Dann kannst du ja völlig gelassen sein, weil dein Aufenthalt hier nur begrenzt ist und du dich mir entziehen kannst. Die paar Tage Folterung statt jahrelanger Qual – pah!« Fokke sprach bissig-ironisch; er klang nicht überzeugt, aber im Unterton war zu hören, dass er seiner Sache keineswegs sicher war. Und darauf legte es Laura an. Sie würde weiter an seiner Selbstsicherheit kratzen und ihn aus dem Konzept bringen.
    »Und was ist mit Milt und Finn?«, fragte sie. »Wo sind sie? Wie geht es ihnen? Ich will mit ihnen reden.«
    Das fachte Fokkes Wut erneut an. »Du hast hier keine Forderungen zu stellen!«, schnauzte er sie an.
    Jemand klopfte an, und die Tür öffnete sich. Aswig, den der Steuermann wegen einer Frage geschickt hatte; offenbar hatten sie den geheimen Stützpunkt, die schwebende Insel, bald erreicht. Laura fragte sich, wie lange sie wohl schon hier war – es kam ihr wie vielleicht zwei Stunden vor, aber anscheinend war es viel, viel länger.
    Unwichtig, sie nutzte die Gunst des Augenblicks. Der Schiffsjunge war zwei Schritte hereingekommen und hatte die Tür hinter sich offen gelassen. Die junge Frau sprang auf und sauste wie der Blitz an dem erschrockenen Jungen vorbei nach draußen.
    »Halte sie auf, Trottel!«, donnerte der Kapitän. Aswig versuchte, Laura nachzusetzen, doch sie rannte bereits übers Deck.
    »Milt! Finn!«, schrie sie, so laut sie konnte. »Wo seid ihr? Geht es euch gut?«
    Es tat gut, wenigstens für einen kurzen Moment annähernd frische Luft zu schnappen, die nur halb von der giftigen Atmosphäre des Schiffes durchsetzt war; anders als in der Kabine. Das klärte ihren Kopf etwas, und sie erholte sich ein wenig von dem Schlag. Ihre Wange war geschwollen und heiß, aber vielleicht gab es keinen Bluterguss.
    Natürlich konnte sie nicht entkommen, ihr waren zwischenzeitlich schließlich keine Flügel gewachsen, aber sie wollte ihren Gefährten ein Zeichen geben und sich umsehen, ein wenig Freiheit schnuppern, auch wenn sie noch so trügerisch war. Der Himmel ringsum war leer, abgesehen von ein paar Vögeln. Niemand war zur Rettung unterwegs, doch den Schattenlord sah man ohnehin nicht.
    Unter Deck hörte sie gedämpfte Laute; sie konnte die Worte nicht verstehen, ging aber davon aus, dass es ihre Freunde waren. »Haltet den Kopf hoch!«, antwortete sie. »Es wird alles gut!«
    Von allen Seiten kamen die Matrosen auf Laura zu, sie war eingekesselt. Weiter ging es nicht mehr.
    »Der Schattenlord wird kommen und euch alle vernichten!«, rief sie ihnen zu. »Ihr seid verloren, und ihr wisst es nicht einmal, weil ihr wie Schafe zur Schlachtbank geführt werdet! Niemand wird entkommen!«
    Die Matrosen hielten inne und zögerten.
    Da wurde sie gepackt und herumgerissen, und sie starrte in das wutentbrannte Gesicht Kramps des

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